Rösrath – Dirk Mau, wichtigster Vertreter der SPD-Kommunalpolitik im letzten Jahrzehnt, ist aus der Partei ausgetreten. Er zog damit die Konsequenz daraus, dass er und die SPD-Fraktion in der neuen Wahlperiode unterschiedliche Wege gehen. Bis zur Kommunalwahl 2020 war er elf Jahre Fraktionschef der SPD, zudem trat er 2014 und 2020 als ihr Bürgermeisterkandidat an.
Doch nach der Wahl vom September, bei der die SPD über elf Prozent verlor, diskutierte die Partei über eine Neuausrichtung ihrer Politik. Dabei sah Mau auch seine Rolle an der Fraktionsspitze in Frage gestellt: Er verzichtete auf eine erneute Kandidatur als Fraktionschef und verließ die SPD-Fraktion im Streit, blieb aber vorerst SPD-Parteimitglied. Dem neuen Stadtrat gehört er als fraktionsloses Mitglied an, er unterstützt die Kooperation aus CDU und Grünen.
Kreisvorsitzender hatte Mau um Austritt gebeten
Damit steht er in Konkurrenz zur SPD-Fraktion, die in der Opposition im Stadtrat mit Fors-Park, FDP und Linke zusammenarbeitet. Für die SPD ergab sich ein Problem, das Kreisvorsitzender Marcel Kreutz in einem Telefonat mit Mau ansprach, wie Mau berichtet. Die Konkurrenzsituation zur SPD im Stadtrat mache ein Parteiordnungsverfahren unvermeidlich, habe Kreutz erklärt. Daher habe er Mau gebeten, den unausweichlichen Ärger zu vermeiden und die Partei zu verlassen.
Er schätze Kreutz „persönlich und politisch sehr“, sagt Mau, er sei letztlich dem Wunsch des Kreisvorsitzenden gefolgt: „Wenn der Marcel mich darum bittet, tue ich ihm den Gefallen“, sei seine Überlegung gewesen. „Ich wollte nicht den Thilo Sarrazin von Rösrath geben.“
Weiter Unterstützung der schwarz-grünen Kooperation
Seit dem 1. Januar sei er parteilos, teilt Mau nun mit. Die Nähe zur SPD hat sich damit keineswegs in Luft aufgelöst: Mau verweist auf „fast 31 Jahre“ Parteimitgliedschaft und auf seine „politische Sozialisation“ in der SPD. Für die gerade begonnene fünfjährige Wahlperiode fühlt er sich als fraktionsloses Mitglied der schwarz-grünen Kooperation wohl. Er sei häufig „eingebunden in Beratungen der Kooperation“ und habe auch „das Gefühl, dass es angenommen wird, wenn ich etwas beizutragen habe.“
Dem mittlerweile schon stärker profilierten neuen Kurs der SPD-Fraktion, die sich mit anderen Fraktionen deutlich als Opposition zur schwarz-grünen Kooperation positioniert, zollt Mau durchaus Anerkennung. Er betont aber: „Mir persönlich ist ein konstruktiverer Ton lieber.“ Letztlich ziehe die Kommunalpolitik bei vielen Themen an einem Strang, trotz der Profilierung der Fraktionen mit Anträgen seien die inhaltlichen Beschlüsse des neuen Rats meist einstimmig gewesen.