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Frustrierter AbgangBrian Müschenborn kehrt Rösrather Politik den Rücken

Lesezeit 3 Minuten
Brian Müschenborn

Brian Müschenborn, zeitweilig Bürgermeisterkandidat in Rösrath, ist enttäuscht von der Politik.

Müschenborn, zeitweilig Bürgermeisterkandidat der SPD Rösrath, wirft der Politik alte Seilschaften und die Abwehr neuer Ideen vor.

Enttäuscht von der Rösrather Politik zeigt sich Brian Müschenborn, der 2019 als zeitweiliger Bürgermeisterkandidat der SPD Rösrath bekannt wurde und nach parteiinternen Differenzen im Frühjahr 2020 die neue Wählergemeinschaft ZLR mitgründete. Nach seinem Umzug von Köln nach Rösrath vor sechs Jahren, 2017, seien seine Erwartungen an das großstadtnahe Wohnen im Grünen nicht erfüllt worden:

Die Infrastruktur für Familien sei unzureichend, von den Spielplätzen bis zur Kinderbetreuung. Vor allem aber hätten ihn die Erfahrungen in der Rösrather Kommunalpolitik abgeschreckt, so Müschenborn. Er und sein Ehemann zogen nun die Konsequenz, sie gaben ihr Rösrather Domizil auf und zogen mit ihren beiden Kindern wieder nach Köln.

In Rösrath schnell in massive Grabenkämpfe geraten

Er sei schon vor 2017 in der SPD aktiv gewesen und nach dem Wechsel nach Rösrath vom dortigen SPD-Ortsverein „umworben“ worden, erzählt Müschenborn. Doch dann sei er bald in „ganz massive Grabenkämpfe“ geraten.

Es habe große Schwierigkeiten bei der parteiinternen Kommunikation gegeben, insbesondere mit Parteichefin Tülay Durdu. Was für Probleme es mit ihm gab, habe sich aber nicht klären lassen. Daher habe er auf die Bürgermeister-Kandidatur verzichtet. „Was ich mit Frau Durdu erlebt habe, war schon schlimm“, sagt Müschenborn.

„Alte Seilschaften“ bestimmten die Rösrather Politik

Er sieht aber nicht nur in der SPD Schwierigkeiten: Es gebe in der Rösrather Politik „alte Seilschaften“, bei diesen seien neue Ideen nicht willkommen: „Wenn man nicht mitmacht, kriegt man den Boden unter den Füßen weggerissen.“

Die Abwehr gegenüber neuen Wegen habe er auch im Umgang der Etablierten mit der neuen Wählergemeinschaft ZLR erfahren, als deren Vorsitzender er sich zunächst engagierte. Ein Paradebeispiel für die Abwehr von neuen Ideen, das Müschenborn erlebte, war die im Frühjahr 2019 geführte Debatte um den früheren, meist von Schülerinnen und Schülern genutzten Trampelpfad am Bahnhof Rösrath.

Das Jugendparlament und Müschenborn standen in der Kritik

Das damals noch bestehende Jugendparlament wollte eine bessere Lösung für den nicht ungefährlichen Weg zum Bahnhof, Müschenborn unterstützte als SPD-Kandidat das Anliegen. Daraufhin wurde ihm von verschiedenen Seiten vorgehalten, dass die Vorschläge nicht umsetzbar seien.

Bereits zwei Jahre später, im Frühjahr 2021, wurde jedoch im Rahmen des Projekts „Mobilstationen“ eine Treppe von der Bensberger Straße zum Bahnhof fertiggestellt — eine echte und seither viel genutzte Alternative zum Trampelpfad. Bei der Suche nach einer Lösung im Frühjahr 2019 wurde diese Möglichkeit aber nicht erwähnt — stattdessen standen das Jugendparlament und Müschenborn in der Kritik.

Initiativen aus der Rösrather Gesellschaft würden entmutigt

Durch sein Engagement sei er zur „Persona non grata“ geworden, sagt der Ex-Rösrather. „Man hat gar keine Chance mehr.“ Es sei eine „Rösrather Maxime“, neue Vorschläge zurückzuweisen, anstatt „gemeinsam nach Wegen und Lösungen zu suchen“.

Es zeige sich damit ein generelles Problem für Rösrath: Die Stadt habe „so viel Potenzial“, nutze es aber nicht ausreichend. Initiativen aus der Stadtgesellschaft würden entmutigt: „Anstatt Leute zum Engagement zu motivieren, macht Rösrath das Gegenteil.“ Das führe zum Stillstand in wichtigen Fragen der Stadtentwicklung. Die SPD störe sich daran offenbar nicht: In der laufenden Wahlperiode habe sie kaum einen Antrag im Stadtrat gestellt.

In die Kölner Kommunalpolitik will Müschenborn nicht einsteigen

Doch vom Ärger über die politische Kultur in Rösrath will Müschenborn sich nun lösen. Ohne seinen Umzug zurück nach Köln hätte er das nicht geschafft: Wer einmal in Rösrath politisch aktiv gewesen sei, sehe Defizite in der Stadt „immer durch die Brille der Politik“. Nach seinen Rösrather Erfahrungen will Müschenborn aber auch nicht in die Kölner Kommunalpolitik einsteigen. „Ich habe von meinem Mann ein klares Politikverbot gekriegt“, erklärt er.

Seine Empfehlung für die Stadt Rösrath ist, einen Dialog mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern zu führen und auch Jugendliche in die Meinungsbildung einzubeziehen. Dass Interesse bestehe, sich zu beteiligen, habe sich zuletzt bei Angeboten von Fors-Park und ZLR gezeigt. Die Stadt könnte sich daran ein Beispiel nehmen.