Rhein-Berg – Es ist unfassbar. Während überall in Deutschland versucht wird, das Impftempo zu erhöhen, scheint man es ausgerechnet im NRW-Gesundheitsministerium auszubremsen. Durch die offenbar gezielte Verhinderung von Spritzen, mit denen laut ausführlicher Testreihen des Leitenden Impfarztes Dr. Hans-Christian Meyer im Gladbacher Impfzentrum täglich Dutzende zusätzlicher Biontech/Pfizer-Impfdosen gewonnen werden könnten. Und das Gezerre geht nun schon seit mehr als drei Wochen. 1071 Impfdosen konnten so laut Meyer nicht gewonnen werden.
Im Ministerium beteuert man auf die regelmäßigen Anfragen der Redaktion, das Prüfverfahren dauere noch an. Tatsächlich aber wirkt das, was an bereits formulierten Gründen für eine Ablehnung an die Öffentlichkeit gelangt, wie ein gezieltes Bemühen, die vom Kreis beschafften Spritzen zu verhindern. Wer lange sucht, der wird schon etwas finden, um die siebte Impfung mit einer Spritze zu verhindern
Warum? Immer mehr verdichten sich die Hinweise, dass es im Ministerium nicht um die Sache, heißt: die Beschleunigung sicherer Impfungen geht, sondern um ein Kräftespiel, wer am längeren Hebel sitzt. Ein Impfarzt, der mehr der dringend benötigten Impfungen rauszuholen versucht, ein Kreis, der auf medizinische Empfehlung des von der Kassenärztlichen Vereinigung eingesetzten Impfarztes unbürokratisch Spritzen gekauft hat, scheinen da nicht ins bürokratische System zu passen.
Mit immenser Energie wird die lokale Initiative torpediert. Anders lassen sich die immer weiterreichenden Überprüfungen des Ministeriums, jetzt sogar bei Genehmigungsbehörden, die die Spritzen einst zugelassen und CE-zertifizert haben, kaum erklären.
Nur weil man im Ministerium offenbar meint, nicht früh genug eingebunden worden zu sein? Ein handfester Skandal. Oder, wie der leitende Impfarzt Meyer gerne zitiert: Wer langsam impft, sollte sich schämen. Schämen sollte sich allerdings keinesfalls das Team im Gladbacher Impfzentrum, sondern die Verantwortlichen im Ministerium, die das Impfen in Gladbach seit Wochen ausbremsen.