Von Last-Minute-Angeboten zu Frühbucher-Schnappern: Durch den Online-Handel hat sich in der Reisebranche vieles verändert.
FerienRheinisch-Bergische Reisebüros sprechen über Veränderung in der Branche
Last-Minute-Reisen waren gestern. „Das neue Last-Minute ist der Frühbucher“, sagt Timo Schumacher. Er betreibt das Reisebüro shakebox in Refrath. Heute würden Reisende, die neun bis zwölf Monate vorher buchen, am meisten sparen. „Das können dann schon mal 30 bis 40 Prozent weniger sein“, erklärt er. Außerdem könnten die Kunden sich später auch Flugzeiten und Unterkünfte nicht mehr aussuchen. Wenn sie spontan beziehungsweise Last-Minute verreisen wollen, würden sie „nur noch den Rest bekommen“, sagt er. Und: Es würde teuer werden.
Das bestätigt auch Sonja Siepmann aus dem Reisebüro DMR Touristik Thomas Neuber in Overath: „Jetzt ist die schlimmste Zeit, da braucht man ein dickes Portmonee.“ Sie hätten ihre Kunden „gut erzogen“ und die würden mittlerweile bei den Frühbucherrabatten zuschlagen. Das rät sie auch allen, die günstig verreisen möchten: „Früh im Reisebüro buchen. Wir wissen ja, was schön und günstig ist“, erklärt sie. Billigangebote, die man jetzt noch im Internet findet, seien „Schrott“, deswegen würden sie diese Angebote ihren Kunden auch nicht verkaufen.
Online-Reiseangebot verunsichere viele Kunden
Schumacher mache außerdem immer wieder die Erfahrung, dass viele Leute von dem Überangebot im Internet erdrückt würden und deswegen doch zu ihnen ins Reisebüro kommen würden. Sie hätten ganz andere Herangehensweisen und Zugriffe, als über Google. Deswegen könnten sie ihren Kunden gute Preise und gute Flugzeiten sichern. „Und wir sind nie teurer als im Internet“, sagt er. Das liege daran, dass niemand Reisen, beispielsweise von Tui, unter dem Preis verkaufen dürfe, den der Veranstalter ansetzt.
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Die shakebox würde aber nicht mit allen Veranstaltern zusammenarbeiten: „Wir setzen auf Qualität. Wir merken auch, dass unseren Kunden das immer wichtiger wird. Sie fahren lieber eine Woche richtig schön weg, als zwei Wochen in einer mittelmäßigen Unterkunft“, sagt er. Deswegen seien sie auch nicht von der Insolvenz des Reiseveranstalter FTI betroffen. „Darüber sind wir sehr froh. Aber andere Reisebüros arbeiten viel mit der FTI zusammen. Wenn 80 Prozent deiner Angebote von der FTI kamen, bist du platt“, erklärt er.
Online-Anbieter verdienen an Reisen nichts
Von der Krise des Unternehmens seien besonders die Online-Anbieter betroffen. „Aber die verdienen an keiner Reise etwas. Für die ist das nur Marketing“, sagt Schumacher. Vergleichsportalen, die Reisen anbieten, würde es auf die Daten ankommen, die Kunden bei den Buchungen abgeben. „Für die ist das natürlich eine super Geschäftsidee. Aber ich rege mich darüber auf, dass die Veranstalter das mitmachen. Diese Portale nehmen uns viel Markt weg“, findet er. In der Branche sei das ein großes Thema: „Die leben nicht davon, wir aber schon“, sagt er.
Trotzdem sei er davon überzeugt, dass es immer Reisebüros geben werde: „Die Bereiche verschieben sich. Das Billigsegment wird vollständig an den Online-Handel gehen. Reisebüros werden in Zukunft eher Rundreisen und Luxus-Reisen verkaufen.“
Trend zu Luxus-Reisen
Der Trend zu hochpreisigen Reisen würde sich auf Mallorca abzeichnen. Zum einen wolle die Regierung gegen den Sauftourismus vorgehen, zum anderen wolle sie weniger und dafür „die guten Touristen“ auf der Insel haben. Also jene, die kommen, um viel Geld in den Urlaubsorten zu lassen. Wie die Amerikaner, die gerade vermehrt nach Mallorca fliegen. Die würden im Urlaub mehr Geld ausgeben , als europäische Touristen. Dass sich jemand von den Protesten auf der Insel abschrecken lässt, einen Urlaub dort zu buchen, habe er aber noch nicht erlebt. „Wir haben aber immer mehr Familien, die sich Mallorca nicht mehr leisten können“, sagt er. Dafür sei Griechenland gerade sehr beliebt, weil das Land viel für Touristen tun würde und noch relativ günstig sei.
Bei allen guten Angeboten und schicken Reisen dürfe man aber nicht vergessen, dass sie auch einen Einfluss auf die Umwelt haben: „Man kann sich nicht über die Klimakrise beschweren und dann für 50 Euro in den Urlaub fliegen wollen“, findet Schumacher.