Mehr in der PandemieOverather Hundetrainerin zu Konflikten mit Hunden und Haltern
Rhein-Berg – Zwischen Hundehaltern und Spaziergängern kracht es immer wieder. Es ist ein – scheinbar – ewiges Spannungsverhältnis. Und in der Pandemie hat es sich noch verschärft. Immer mehr Menschen legen sich einen Hund zu. Der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) berichtete schon im vergangenen Jahr, dass die Nachfrage enorm angestiegen sei. Die beim VDH registrierten Züchter konnten der hohen Nachfrage zum Teil nicht mehr nachkommen, so die Mitteilung. Unter den Interessenten befinden sich auch viele Menschen, die dem Wunsch nach Gesellschaft oder dem Drängen der Kinder unüberlegt nachgeben, sagt Udo Kopernik, Pressesprecher des VDH.
Nirgendwo begegnen sich Hundehalter und Nicht-Hundehaltere öfter als auf Wald- und Feldwegen. Und nicht selten kommt es dann zu Diskussionen, zum Streit. Ute Dieckhoff, Hundetrainerin in Overath sagt: „Vor allem dann, wenn die Hunde nicht angeleint sind.“
Hunde dürfen in NRW nicht frei im Wald laufen
Wie weit solche Auseinandersetzungen gehen können, zeigt ein Vorfall im Lerbacher Wald vor drei Jahren. Im November 2018 waren dort ein Busfahrer und ein Polizist bei einer Diskussion über die Leinenpflicht derart aneinander geraten, dass der Polizist dem Busfahrer im Streit eine Kopfnuss verpasste, nachdem der ihn beleidigt hatte. Der Fall landete Ende letzten Jahres vor Gericht.
Dabei gilt in Nordrhein-Westfalen nach dem Landesforstgesetz, dass Hunde im Wald außerhalb von Wegen angeleint werden müssen. Jagd- und Polizeihunde im Einsatz sind von der Regelung ausgenommen. Trotzdem sieht man im Wald viele Hunde ohne Leine. „Wenn Hunde gut erzogen sind und auf ihren Menschen hören, gibt es meistens keinen Ärger“, sagt Hundetrainerin Dieckhoff. Problematisch wird es vor allem dann, wenn Spazierende oder Menschen, die im Wald Sport machen, sich von den Hunden bedroht fühlen. Das könne einfach Angst vor Hunden sein, sagt Dieckhoff. „Manchmal laufen unangeleinte Tiere Joggenden oder Menschen auf Fahrrädern aber hinterher. Da ist verständlich, wenn die Leute sich ärgern oder Angst kriegen.“
Die Meisten verhalten sich anständig
Das Problem liege dabei vor allem in der falschen oder fehlenden Erziehung der Hunde, sagt Dieckhoff. Es sei wichtig, sein Tier lesen zu können. „Wenn er die Ohren anlegt und die Rute hebt, weiß man, dass etwas seine Aufmerksamkeit geweckt hat.“ Um dann Konfrontationen mit anderen zu vermeiden, rät Dieckhoff das Tier unbedingt an die Leine zu nehmen und auf der anderen Seite des Weges, weg vom „Gegenverkehr“ zu führen.
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Dass es auf die Erziehung ankommt, sagt auch Jürgen Greißner. Er ist als Revierförster für einen Teil des Königsforstes zuständig, selbst Hundebesitzer und täglich im Wald unterwegs. „Die meisten Menschen und Hunde verhalten sich anständig. Das muss man sagen.“ Doch manche seien ihres Tiers nicht mächtig und dann komme es zu Problemen. Er beobachte, dass Hunde nicht auf die Anweisungen ihres Menschen hören. „Die sagen zum Tier: Sitz. Das hört und hört es nicht, und am Ende kriegt der Hund noch eine Belohnung für das falsche Verhalten. So funktioniert das nicht.“
Hundeschulen coronabedingt geschlossen
Eine schlechte oder fehlende Ausbildung sei schuld. „Einen Hund muss man wie ein Kind erziehen. Am Anfang muss man etwa drei Jahre regelmäßig mit dem Tier üben – in der Hundeschule und Zuhause. Dann hat man danach für ein paar Jahre eine schöne Zeit mit einem gut erzogenen Tier.“ Greißner sagt, er könne verstehen, dass die Menschen sich ärgern oder Angst kriegen, wenn ein unangeleinter Hund trotz der Rufe seines Menschen auf sie zuläuft oder sie gar verfolgt. „Bei manchen Zeitgenossen muss ich dann auch mal was lauter werden und sie drauf hinweisen, dass das so nicht geht.“ Dennoch könne man nicht alle Hunde und ihre Besitzer unter Generalverdacht stellen. „Viele verhalten sich anständig.“
Aber die Gefahr besteht, dass die Zahl der Hunde, die nicht erzogen sind, ansteigt – viele Hundeschulen haben coronabedingt geschlossen.