Das Team aus der einstigen Bundeshauptstadt ist ein gerne gesehener Gast, egal, in welcher Liga. Und auch egal mit welchem Aufgebot.

Fußball. Mittelrheinliga. SV Bergisch Gladbach 09 – Bonner SC 3:1 (1:1). So viel vorweg: junge, einsatzwillige Spieler feiern hochverdient einen Sieg des absoluten Willens gegen einen Gast, der gestandene Fußballer auch aus höheren Ligen in seinem Kader hat.

Schiri Jakob Ferner hatte soeben angepfiffen, als aus dem Gästeblock auf der Gegentribüne auch schon Pyrotechnik gezündet wurde – unschöne Begleiterscheinung eines hochklassigen und spannenden Top-Spiels der Oberliga im Fußballverband Mittelrhein.

Die in der 5. Minute vom BSC ausgeführte Ecke wurde zu kurz abgewehrt. Lee überwand aus dem Rückraum Keeper Abd Ali. Es fehlte die Absicherung bei zweiten Bällen. Doch dieses sollte der einzige Schnitzer an diesem Abend bleiben.

Schon in der 9. Minute deutete das Team von Cheftrainer Mike Wunderlich an, warum die Punkte an diesem Abend in Gladbach bleiben sollen. Der Ball wurde über neun Stationen gepasst, Arndt am Ende der Kette zu steil geschickt. Bis zu diesem finalen Pass waren alle Spieler von 09 jeweils den berühmten Tick schneller am Ball als der Kontrahent. Die Erklärung ist einfach: der Wille war größer.

Fragapae trifft zum Ausgleich

Schon in der 11. Minute war es so weit. Stefano Fragapane glich aus. Nach einer Viertelstunde hatte SV 09 die Spielkontrolle übernommen, eindeutig den besseren Spielvortrag. Der junge Jonas Rücker war wieder Stabilisator im defensiven Mittelfeld. Die Innenverteidiger Andy Habl und Daniel Spiegel räumten alles ab, was durch die Mitte kam. Der BSC operierte viel mit langen Bällen. Idels Schuss wie ein Strich verfehlt das Ziel um Zentimeter (30.).

Heider setzt den Ball im Fallen knapp vorbei (34.). Keita holt sich die Gelbe Karte ab, als er Arndt kurz hinter der Mittellinie foult. In der 43. Minute rettete Rexhep Ajdari nach Abd Alis verunglückter Fußabwehr. Ohnehin war bei SV 09 stets ein Helfer zur Stelle, wenn einmal eine Aktion missglückte.

Idel wurde von Spiegel lang geschickt. Seinen Pass erlief Rücker, schoss aber zu mittig aufs Tor (49.). Der „Männerchor“ aus Bonn stimmt unentwegt aus dem Gästeblock Fan-Gesänge an, treibt seine Mannschaft an. Es geht rauf und runter, allerdings in Sachen Ballvortrag mit einem klaren Plus für die Hausherren.

In der 67. Minute ist es so weit. Milo McCormick trifft aus gut 25 Metern in den Winkel. Der überragende Rechtsverteidiger, dem ansonsten nur das Toreschießen zu einem perfekten Fußballer fehlt, hat es geschafft. Es steht 2:1 in der 67. Minute. Wenige Zeit später muss er verletzt ausgewechselt werden.

Frenetischer aufmunternder Beifall der 09-Fans begleiten ihn. Als Thomas Idel „den Deckel drauf macht“, zum 3:1 trifft, stimmen sogar auf der Haupttribüne Fans der Gastgeber Gesänge an. Es ist nicht irgendein Sieg. Es ist ein Sieg gegen einen der potenziellen Aufstiegskandidaten und gegen einen Gegner, der seit fast acht Jahren gegen den SV 09 nicht mehr dreifach gepunktet hat.

Cheftrainer Mike Wunderlich: „Das war ein hochverdienter Sieg. Es hat mich sehr gefreut, dass unsere Mannschaft nach der Niederlage in Freialdenhoven diese Reaktion gezeigt hat. Gegen ein solch herausragendes Spitzenteam wie den Bonner SC haben wir uns die Spielkontrolle erkämpft und erarbeitet. Alle haben gut zusammengearbeitet, sind über 90 Minuten hoch und gut angelaufen. Ich bin rundum zufrieden mit unserer Leistung und freue mich sehr, dass wir uns mit einem Sieg belohnt haben.“

09-Sportdirektor Chris Schlösser: „Das war ein Sahnespiel und ein hochverdienter Erfolg. Diesen Sieg wollte unsere Mannschaft eindeutig mehr als der Gegner. Sie hat einmal mehr gezeigt, was Willen und Leidenschaft bewirken können. Jeder ist gerannt, hat für den anderen mitgekämpft und sich auch über gewonnene Zweikämpfe gefreut. Das war großartig.“

SV 09: Abd Ali, McCormick (75. Mundil), Habl, Spiegel, Fragapane, Rücker, Ajdari (71. Kouekem), Arndt (80. Kuhbier), Kayser (60. Kizil), Heider, Idel (90. Hotea Mironescu). Bonner SC: Birk, Keita, Pommer (64. Decker), Berg (71. Königs), Strobl, Rexhepaj (77. Yesilay), Lee (62. Okoroafor), Isik (60. Augusto), Omerbasic, Goralski, Wipperfürth. Tore: 0:1 Lee (6.), 1:1 Stefano Fragapane (11.), 2:1 Milo McCormick 67.), 3:1 Thomas Idel (81.). Schiri: Jakob Ferner Zuschauer: 248