Seit 40 Jahren unbewohntFachwerkhof in Windfoche steht jetzt unter Denkmalschutz
Leichlingen – Dass historische Gebäude aus dem Stadtbild verschwinden, Fachwerkhäuser abgebrochen und sogar unter Schutz stehende Objekte verfallen, ist nicht selten. Umso bemerkenswerter ist es, dass nach vielen Jahren, in denen es keinerlei Neueintragungen gab, in Leichlingen jetzt ein zusätzliches Gebäude in die Denkmalliste aufgenommen wurde. Die Fachwerk-Hofanlage Windfoche 1 ist nun ein unter Schutz gestelltes Kulturgut der Blütenstadt.
Seit 1981 verlassen
Für die Denkmalschützer ist das ein Glücksfall, denn auch die Eigentümer sind am Erhalt der Immobilie interessiert und waren sich mit dem Amt für Denkmalpflege im Rheinland darin einig, dass sie unter Schutz gestellt werden soll.
Der seit 1981 unbewohnte und mittlerweile teils verfallene Hof muss allerdings komplett saniert werden. Dass er jetzt als Denkmal gilt, erleichtert es, die abgelegene Anlage im Außenbereich künftig wieder für Wohnzwecke nutzen zu können. Das erläuterte Andrea Murauer, die Leiterin der Bauverwaltung im Rathaus, dem zuständigen Fachausschuss in seiner jüngsten Sitzung, als sie die Politiker über die Eintragung der Adresse in die Denkmalliste informierte.
Windfoche? Viele Einwohner werden gar nicht wissen, wo das ist. Bei Witzhelden. Es handelt sich um einen kleinen Flecken mit vier Hofstellen inmitten von Wäldern und Wiesen südlich der L 294 zwischen Metzholz und Wersbach. Dorthin führt eine Sackgasse, die bei Krähwinkel ins Tal abbiegt.
Die Denkmalbehörde des Landschaftsverbandes hat ein Gutachten über das verlassene Gehöft anfertigen lassen. Die Expertise kommt zu dem Schluss, dass der Erhalt der Anlage eindeutig von öffentlichem Interesse ist. Denn sie sei bedeutend für die Geschichte des Menschen, für die Hausforschung und Gefügekunde der Architektur und die Zimmermannstechnik im Bergischen Land.
Ein exaktes Baujahr ist nicht bekannt. Windfoche 1 wird auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts datiert. Unter Denkmalschutz gestellt wurde nicht nur das in Ständerbauweise errichtete zweigeschossige Wohnhaus, sondern auch ein angebauter Stall und eine quer daneben stehende Tenne. Das authentisch erhaltene Ensemble bietet einen kulturgeschichtlichen Komplex, an dem die Wohn- und Lebensverhältnisse der ländlichen Bevölkerung der Region ablesbar sind.
Klöntüre und Brunnen
Die Gutachter waren angetan von zweiflügeligen Sprossenholzfenstern mit originalen Beschlägen, Schlagläden mit schmiedeeisernen Zungenbändern, dem gemauerten Brunnen, der vom Wohnraum aus zugänglich war, und dem Inneren, wo das historische Balkengefüge, Holztreppe, Dielenböden und Gewölbekeller ebenso erhalten sind wie eine „Klöntüre“ zum Stall. Teils sind Außenwände später mit Ziegeln ausgemauert oder mit Holz verschalt worden.
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Original erhaltene Gefache haben noch die Lehm-Staken-Konstruktion, auf der sich die einstige historische Farbgebung erhalten hat: Preußisch-Blau, eine rheinische Spezialität. Am Dachstuhl konnten Experten zudem noch Sägespuren und im Lehm Verzierungen erkennen, die Aufschluss über die alten Handwerkstechniken geben.