Enttäuschung beim FreundeskreisTraum vom Leichlinger Stadtmuseum gerät ins Wanken
Leichlingen – Er hat mehrere neue Vorstandsmitglieder, die Erfahrung, Tatkraft und Kenntnisse sowie die nötige Leidenschaft und Zeit mitbringen. Er hat schon viel Vorarbeit für eine Sammlung geleistet, Kontakte geknüpft und will 2020 einen Bildband herausgeben. Seitdem die Stadt über das alte Rathaus verfügt, das zu einem Bürgerzentrum ausgebaut wird, hat er auch neue Hoffnung geschöpft, dort bald eine Bleibe für eine Ausstellung zur Leichlinger Stadtgeschichte zu finden. Der Verein wollte jetzt mit frischem Elan durchstarten.
Aber der Optimismus des Freundeskreises Stadtmuseum bekam bei der Jahreshauptversammlung am Dienstagabend einen argen Dämpfer. Denn Bürgermeister Frank Steffes enttäuschte die Heimatfreunde mit der Nachricht, dass sie allenfalls in einem 26 Quadratmeter großen Raum im Erdgeschoss Vitrinen aufstellen könnten – und auch das nicht unbedingt auf Dauer, weil auch andere Nutzungen und Vereine unter Dach und Fach gebracht werden sollen.
„Da wird nicht Stadtmuseum drüber stehen“, erklärte er das Nutzungs-Konzept für das „soziokulturelle Zentrum“, das im Rathaus von 1892 eingerichtet werden soll. Und seine weiteren Ausführungen ließen die Gesichter im Weyermannsaal noch länger werden: „Wenn der Gedanke entstanden ist, dass hier ein statisches Museum entsteht, ist das falsch angekommen, davon war nie die Rede, das können wir nicht hinbekommen.“ Im Widerspruch dazu steht allerdings, dass im Nutzungskonzept von einer „Dauerausstellung im Ausstellungsraum“ die Rede ist.
„Ich halte die Arbeit des Freundeskreises für sehr wichtig und richtig“, lobte Steffes. Aber größere Teile des alten Rathauses mit einer ständigen Ausstellung zu belegen, widerspräche dem multifunktionalen Konzept und auch dem Förderantrag (von dem man sich im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes 60-prozentige Zuschüsse für den Umbau erhofft). Auch etliche andere Vereine, Musikschule und Kulturbüro machten sich Hoffnungen auf neue Veranstaltungs- und Versammlungsräume, weil das Bürgerhaus nicht ausreiche.
90 Plätze für Aufführungen und Vorträge
Derzeit wird in der früheren Polizeiwache wie berichtet zunächst ein kleiner Veranstaltungssaal mit Bühne, Bistro, Aufführungstechnik und 90 Sitzplätzen geschaffen. Den können alle Interessenten nutzen. Links daneben befindet sich der Raum, der für Ausstellungen vorgesehen ist und auf den der Museumsverein spekuliert.
Vorstand mit neuen Kräften
Birgitt Färber ist als Vorsitzende des Freundeskreises Stadtmuseum wiedergewählt worden.
Neu im Vorstand sind ihre beiden Stellvertreter: Der vom Germania-Chor bekannte Richard Kuntze, Eisenbahn-Historiker Kurt Kaiß sowie als Schatzmeister Geschichts-Lehrer Otto Büchel.
Als Beisitzer arbeiten bei den Museumsfreunden weiterhin mit: Ex-Kulturamtsleiter Joachim Köhler, Ex-Bürgermeister Ernst Müller, Heimatforscher Hans-Josef Rupprecht, Heimatvereins-Vorsitzender Heinrich Witprächtiger, Lotte Rodenkirchen vom Wipperkotten und Künstlerin Heiderose Birkenstock-Kotalla. (hgb)
Ob sich der Aufbau von moderner Präsentationstechnik dort überhaupt lohnt – angedacht sind etwa Monitore für die Vorführung von bereits 36 Video-Interviews mit Zeitzeugen, die der Verein aufgenommen hat – erschien manchen Vereinsmitgliedern nach Steffes’ Ausführungen fraglich. „Es wird Probleme geben, dann können wir unsere ganzen Ideen ad acta legen“, versuchte Richard Kuntze sich vorzustellen, wie man durch den Saal zum Museumsraum gehen soll, wenn dort andere Veranstaltungen laufen. „Mit 26 Quadratmetern kommt man für eine Dauerausstellung nicht hin, das wird nicht funktionieren“, zweifelte auch Otto Büchel, „leicht erschüttert“ darüber, dass in der Verwaltung so wenig Geschichts-Bewusstsein herrsche.
Der Verwaltung wurde vorgeworfen, das Engagement des Museumsvereins nicht ernst zu nehmen. „Ich habe den Eindruck, dass ganz schön an uns vorbeigesegelt wird“, bekannte auch die Vorsitzende Birgitt Färber, als bekannt wurde, dass es im Vorfeld eine Besprechung mit am alten Rathaus interessierten Vereinen gegeben haben soll, zu der der Freundeskreis aber nicht eingeladen worden sei.
Angesichts des wachsenden Unmuts fühlte sich der Verwaltungschef zunehmend unwohl und ruderte teils zurück. „Lassen Sie uns gemeinsam ein flexibles Nutzungskonzept entwickeln“, signalisierte er Gesprächsbereitschaft und brachte auch das hübsche Turmzimmer im Obergeschoss ins Gespräch. Dort wolle er ohnehin gerne antike Holzmöbel aus dem alten Bürgermeisterzimmer aufstellen: „Das ist dann ja auch eine Art Museum“.
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Und zur nächsten Kulturausschuss-Sitzung am 23. Januar werde der Architekt Ulrich Hermanns eingeladen, der unter anderem das Siebengebirgsmuseum in Königswinter und das „Museum der niederrheinischen Seele“ in Grevenbroich erarbeitet hat. Die Freunde der Leichlinger Stadtgeschichte haben sich dort schon inspirieren lassen – und wollen ihren Traum so schnell nicht aufgeben.