Für Dr. Erik Werdel ist der Wechsel zur Handwerkskammer Köln eine Auszeichnung, für Schwarz-Grün im Kreistag ein Armutszeugnis. Ein Kommentar.
Kommentar zum Weggang des KreisdirektorsPolitik in Rhein-Berg steht vor selbst angerichtetem Scherbenhaufen
Für Dr. Erik Werdel ist das Angebot, als Hauptgeschäftsführer an die Spitze der Handwerkskammer zu Köln zu wechseln, ein überaus attraktives Angebot und auch eine Auszeichnung seiner bisherigen Tätigkeit. Zugleich zeigt die damit ausgefallene Wiederwahl des 54-Jährigen als Kreisdirektor, aber auch die ganze Misere der politischen Ränkespiele in der Kreispolitik.
Schon der Plan, Werdel den Stuhl vor die Tür zu stellen, war im vergangenen Jahr ein politischer Fehlgriff sondergleichen. Die Spätfolgen des über Monate geplanten Kreisdirektoren-Sturzes, der dann in letzter Minute abgeblasen wurde, wirken aber auch deshalb bis jetzt nach, weil sich nach der Kehrtwende politisch zu wenig geändert hat.
Politische Bruchlandung hat nicht nur sichtbarem Umdenken geführt
Nach der Bruchlandung Anfang Dezember, in deren Zusammenhang auch CDU-Fraktionschef Johannes Dünner zurücktrat, war Krisenmanagement bei den politischen Mehrheitsfraktionen nicht erkennbar. Die Grünen grollten der CDU, die verloren sich erstmal in Lager- und Grabenkämpfen.
Und erst als alle anderen Fraktionen bereits eine Wiederwahl von Werdel gefordert hatten, beantragte diese – offenkundig zähneknirschend – am Ende auch Schwarz-Grün. Ein zupackender Neuanfang sieht anders aus. Der hätte auch ein stärkeres Einbinden von Erik Werdel erfordert, insbesondere, als Landrat Santelmann ankündigte, 2025 nicht erneut zu kandidieren. Jetzt kann man Werdel nicht mehr einbinden, da auch er dann längst an einer anderen herausgehobener Position tätig sein wird.
Das Beunruhigende ist, das nichts ausgeschlossen scheint
Insbesondere die CDU steht damit vor einem Scherbenhaufen, den sie nicht nur der Kreisverwaltung, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern tatkräftig mit angerichtet hat.
Bleibt abzuwarten, wie sie am Donnerstag im Kreistag reagieren wird. Den Rückzug vom Rückzug vollziehen und den Kreisdirektor-Posten nun doch abschaffen? Oder mit Volldampf voraus eine Neuausschreibung in die Wege leiten? Oder angesichts einer weiteren die Kreisverwaltung verlassenden Führungskraft einfach verzweifeln?
Nötig wäre jetzt ein Krisenmanagement, das diesen Namen auch verdient
Das Beunruhigende ist, dass irgendwie nichts ausgeschlossen scheint. Auch der Rückfall in weitere Grabenkämpfe. Dabei wäre es doch so bitter nötig, als stärkste Fraktion in der Mehrheitskoalition Verantwortung zu übernehmen und ein Krisenmanagement in die Wege zu leiten, das diesen Namen auch wirklich verdient.