Nach 16 Jahren als Kreisdirektor wechselt Dr. Erik Werdel zur Handwerkskammer Köln. Die für Donnerstag geplante Wiederwahl in Rhein-Berg platzt.
Kreisdirektor in Rhein-BergDr. Erik Werdel soll Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln werden
Eigentlich hätte Dr. Erik Werdel am Donnerstag vom Kreistag für eine dritte Amtszeit als Kreisdirektor wiedergewählt werden sollen, nachdem CDU und Grüne im vergangenen Dezember in einem politischen Eklat zunächst sein Amt abschaffen wollten, dann ihren Antrag unter enormem Widerstand von Kreishausmitarbeitenden und Öffentlichkeit hatten fallen lassen.
Doch aus der Wiederwahl Werdels wird nun nichts. Denn Werdel wird die Kreisverwaltung auf eigenen Wunsch verlassen. Er hat ein überaus attraktives Angebot in Köln erhalten. Nach Informationen dieser Zeitung soll er neuer Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln werden. Einen entsprechenden empfehlenden Vorstandsbeschluss gibt es bereits, der Beschluss der Vollversammlung steht noch aus.
54-Jähriger bestätigt Angebot aus Köln – Nachfolge von Garrelt Duin
Auf Anfrage bestätigt der 54-Jährige, der seit 2008 Kreisdirektor des Rheinisch-Bergischen Kreises ist, seinen Wechsel zur Handwerkskammer zu Köln. Dabei betont er, dass die Vollversammlung noch zustimmen müsse. „Ich freue mich sehr über die Empfehlung des Vorstandes, würde mich auch auf die neue Aufgabe sehr freuen, warte aber natürlich aus Respekt vor der Vollversammlung noch ab“, so Werdel auf Nachfrage. Als Hauptgeschäftsführer soll Werdel nach Auslaufen seiner Amtszeit als Kreisdirektor Anfang Juni die Nachfolge von Garrelt Duin antreten. Der Jurist und ehemalige NRW-Wirtschaftsminister war zum Regionaldirektor des Regionalverbands Ruhr in seiner Wahlheimat Essen gewählt worden.
Zur Person von Dr. Erik Werdel
- Bevor Dr. Erik Werdel 2008 vom Kreistag zum Kreisdirektor des Rheinisch-Bergischen Kreises gewählt wurde, war der promovierte Jurist seit 2005 Erster Beigeordneter in der Stadt Mettmann gewesen.
- Geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen ist er im rheinland-pfälzischen Trier. An der dortigen Universität studierte er Rechtswissenschaften und arbeitete zunächst als wissenschaftlicher Assistent an der Universität, später dann als Dezernent für Jugend, Soziales und Sport in der Kreisverwaltung des Landkreises Trier-Saarburg.
- Als Kreisdirektor war Werdel im Rheinisch-Bergischen Kreis auch lange Personaldezernent, ist aktuell in der Kreisverwaltung für Wirtschaft, Bildung und Arbeit zuständig und auch außerhalb Geschäftsführer des Rheinisch-Bergischen Technologiezentrums sowie in zahlreichen Gremien von der Wirtschaftsförderung bis zum Tourismus in der Region aktiv und eng vernetzt.
- Mit Ehefrau und 13-jährigem Sohn lebt Erik Werdel in Overath und engagiert sich ehrenamtlich unter anderem im Heiligenhauser Sportverein. (wg)
Beworben hatte sich Werdel für das Amt bei der Handwerkskammer zu Köln noch vor der Kreistagssitzung Anfang Dezember, in der CDU und Grüne seinen Posten abschaffen wollten. Damit hätten sie ihm eine erneute Kandidatur angesichts seiner Ende Mai 2024 auslaufenden Amtszeit unmöglich gemacht.
Proteste gegen Pläne, Kreisdirektor abzuschaffen, kippten das Vorhaben
Nachdem die Pläne bereits Ende September durch Recherchen dieser Zeitung öffentlich gemacht worden waren und sich trotz heftiger Proteste aus Kreishausbelegschaft und Öffentlichkeit bis Anfang Dezember an der Haltung von CDU und Grünen nichts geändert hatte, gingen nahezu alle Beobachter davon aus, dass die Mehrheitskoalition ihren Plan durchziehen würde. Erst als eine interne Probeabstimmung bei der schwarz-grünen Mehrheitskoalition den beiden Fraktionen gezeigt hatte, dass sie wohl nicht die für ihren Antrag notwendige Mehrheit im Kreistag zusammenbekommen würden, zogen sie diesen zu Beginn der Kreistagssitzung buchstäblich in letzter Minute zurück.
An die 200 Mitarbeitende der Kreisverwaltung applaudierten im Sitzungssaal und jubelten anschließend vor der Tür. Sie hatten den schwarz-grünen Plan als Frontalangriff gegen den auch in der Verwaltung angesehen Kreisdirektor gesehen, der sich in der Corona-Zeit auch als Leiter des Krisenstabs profiliert hatte, selbst nachdem es zur Auseinandersetzung über das Krisenmanagement mit Landrat Stephan Santelmann (CDU) gekommen war.
Am Montagnachmittag informierte Werdel die Mitarbeitenden der Kreisverwaltung über seinen Wechsel zur Handwerkskammer nach 16 Jahren im Kreishaus und dankte dabei auch für die ihm entgegengebrachte „herausragende Unterstützung und Solidarität“.
Vergangene Woche Montag hatte Werdel ein Vorstellungsgespräch in Köln, am Donnerstag die Zusage der Vorstandsempfehlung an die Vollversammlung erhalten, am Wochenende den Wechsel dann final mit seiner Familie besprochen. „Zu der Entscheidung tragen auch die zurückliegenden Ereignisse, vor allem im vergangenen Jahr, bei, welche für meine Familie und mich sehr bewegend waren“, so Werdel im Schreiben an seine Mitarbeitenden.