Rhein-Berg – Die Stadt Bergisch Gladbach schlägt Alarm: Vor allem privat organisierte Bustransporte hätten dazu geführt, dass die verfügbaren Plätze in der Cotainerunterkunft an der Saaler Mühle komplett belegt worden seien, so Pressesprecherin Marion Linnenbrink am Dienstagabend.
Auch die freien Plätze in anderen städtischen Unterkünften sowie verfügbare Wohnungen seien bereits belegt. „Über 300 Ukrainerinnen und Ukrainer, vor allem Kinder, Frauen und Ältere, leben nun offiziell im Stadtgebiet“, so Linnenbrink. „Auch viele private Angebote konnten genutzt werden.“
Städtischer Stab nennt Eintwicklung „dramatisch“
Der „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE) der Kreisstadt, habe diese „dramatische Entwicklung“ am Dienstag sehr ernsthaft besprochen, so die Stadtsprecherin. „Die humanitäre Hilfe hat höchste Priorität“, wird Bürgermeister Frank Stein zitiert: „Deshalb haben wir uns heute Morgen dafür entschieden, sehr kurzfristig weitere Aufnahmekapazitäten zu schaffen. Ich gehe davon aus, dass uns das im Laufe der Woche gelingen wird.“
Der Gladbacher Rathauschef wiederholte dabei seinen Appell an die Landesregierung, die Verteilung der Geflüchteten besser zu steuern: „Wir wissen heute nicht, wann wie viele weitere Kriegsvertriebene zu uns kommen“, kritisierte Stein. „Das kann so nicht funktionieren, das Land muss unverzüglich dazu übergehen, die Verteilung der Menschen über die Landeseinrichtungen verbindlich zu steuern.“
Die Hilfsbereitschaft von Bürgerinnen und Bürgern sei ungebrochen hoch, bilanziert Stadtsprecherin Marion Linnenbrink. „Aber leider sind nicht alle Angebote sinnvoll.“ Der SAE habe daher „noch einmal klargestellt“: Spenden jeglicher Art, also Kleidung, Möbel, Spielsachen und vor allem Lebensmittel, können nicht vor Ort angenommen werden. Der unverändert richtige und dringend empfohlene Weg sind Spenden an die professionellen Hilfsorganisationen, so Marion Linnenbrink.
Der Rheinisch-Bergische Kreis hat unterdessen einen Krisenstab zum Umgang mit der Flüchtlingssituation aktiviert. Hauptaufgabe des Krisenstabs werde zunächst die Steuerung und Koordinierung der verschiedenen Aufgaben von Fachämtern des Kreises sowie die Begleitung und Unterstützung der kreisangehörigen Städte und Gemeinden bei deren Aufgaben sein, erläuterte eine Kreissprecherin.
Landrat: Lage sehr dynamisch
Leiter des Krisenstabs ist Kreisdirektor Dr. Erik Werdel, der bereits während der Ankunft von Geflüchteten ab 2015 den Krisenstab leitete. „Der Krisenstab wird aktiviert, da derzeit ein größerer Koordinierungsaufwand anfällt und die Strukturen des Krisenstabes eine geordnete Strukturierung und Abarbeitung ermöglichen“, erklärte Werdel.
Als „sehr dynamisch“ bezeichnet Landrat Stephan Santelmann die Lage: Der Kreis setze sich intensiv dafür ein, seine kreisangehörigen Kommunen zu unterstützen und Menschen, die von Krieg und Vertreibung betroffen seien, einen sicheren Zufluchtsort zu bieten. „Wir betrachten das nicht nur als Erfüllung behördlicher Aufgaben, sondern als humanitäre Verpflichtung“, so Santelmann.