DiamanthochzeitMit dem Reisezug ging es nach Mittenwald
Burscheid – Eine gute Bekannte kam zum Kaffeetrinken, ansonsten haben Gerda und Friedrich Gaß ihre Diamanthochzeit gestern eher beschaulich gefeiert. Anders war es geplant, der Saal für die vielen Gäste war schon gemietet, aber aufgehoben ist das Fest nicht.
Hochzeit verschoben
Umzudisponieren, das sind die beiden Senioren, er ist 89, sie 85 Jahre alt, schon gewohnt. Dass sie vor 60 Jahren im Mai heirateten, lag daran, dass sie die Hochzeit verschieben mussten.
Nicht ich, ich sondern wir, wir
„Wir wollten eine weiße Hochzeit. Nachdem mein Vater gestorben war, wäre das nicht möglich gewesen“, erinnert sich Gerda Gaß. Also warteten sie ein halbes Jahr. „Acht Tage vor unserem Termin auf dem Standesamt bekamen wir von der Stadt Düren die Information, dass alle auf Betriebsausflug sind“, erinnert sich Friedrich Gaß. Aber es habe eine Lösung gegeben. „Ein ehemaliger Beamter, Herr Krings, war als Notdienst eingeteilt.“
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Schnaps für den Kutscher
Kalt sei es gewesen. Als einen Tag nach dem Termin auf dem Standesamt die kirchliche Hochzeit in ihrer Heimatstadt Düren, in Sankt Anna stattfand, schlotterten dem Kutscher die Knie. „Er bekam einen Schnaps“, sagt Gaß. Mit dem Reisezug, dem „Scharnow Hummel“, ging es nach Mittenwald in die Berge. Es war ein Zug wie aus der Modelleisenbahn und da war Friedrich Gaß in seinem Element. Denn das Geschäft seiner Eltern in Burscheid, direkt gegenüber der Evangelischen Kirche an der Hauptstraße gelegen, war auch auf Spielzeug spezialisiert.
Arbeit beim Oka in Opladen
Friedrich Gaß trat in die Fußstapfen seines Vaters Erich und wechselte später zum Opladener Kaufhaus, dem Oka. Dort war er Abteilungsleiter für Möbel und Spielzeug und lernte seine spätere Frau Gerda kennen. „Ich war in der Strumpfabteilung.“ Sie hatten ein Betriebswohnung im dritten Stock auf der Düsseldorfer Straße. 1963 wurden die Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen, geboren. Mit ihnen und ihren Familien und dem Enkelkind feiern sie am Wochenende. Eine Devise für eine gute Beziehung hat Gerda Gaß gleich parat: „Nicht ich, ich sondern wir, wir.“ Sein Kommentar: „Das haste gut gesagt.“
Verändertes Rollenverständnis
Viel habe sich im Rollenverständnis unter Partnern in sechs Jahrzehnten getan. „Frau Friedrich Gaß“ hieß es am Anfang. „Es hat sich nicht alles zum Guten geändert, aber die Frauen sind jetzt selbstständiger“, sagt Gerda Gaß. Er bedauert, dass sich viele jüngere Paare schnell wieder trennen. Beide ziehen für sich Bilanz: „Wir hatten in 60 Jahren nie Probleme.“ Beruflich arbeiteten sie auch eng zusammen, als sie nach der Zeit im Oka-Kaufhaus ein eigenes Schreibwarengeschäft an der Rathenaustraße in Leverkusen aufmachten. Dort gab es Schulbücher für die Schüler der Realschule oder des Lise-Meitner-Gymnasiums. Es gab Tabakwaren aller Art und eine Lotto-Annahmestelle. Das große Los haben sie offenbar mit sich selbst gezogen. Denn Gerda und Friedrich Gaß wirken glücklich.