Bei regnerischem Wetter hielt sich der Andrang bei den Martinsmärkten in Gladbach und Bensberg in Grenzen. Klein und Groß hatten trotzdem Spaß.
Bei NovemberwetterHelme, Felle und Gondeln im Regen prägen die Martinsmärkte in Rhein-Berg
So richtig war der Wettergott den beiden Martinsmärkten am Wochenende nicht hold. Auf dem Konrad-Adenauer-Platz in der Stadtmitte und auf der Schloßstraße in Bensberg litten die Händler heftig unter dem Regen. Auch die Besucherzahl hielt sich aufgrund der Umstände in Grenzen. „Am Samstag hat es um 19 Uhr derart geschüttet, dass wir schnell alles eingepackt haben — da war dann auch kein Mensch mehr da “, berichtet Martin Edelmann aus Essen, der zünftig gekleidete Mittelaltermann mit „Kraut und Rüben“ — Fladenbrot mit Schafskäse und Gemüsefüllung — am Sonntagmorgen.
Schon vor der offiziellen Eröffnung um 11 Uhr haben sich die ersten Besucher des Historischen Martinsmarktes auf dem Konrad-Adenauer-Platz eingefunden — aus Tradition und Überzeugung. „Wir kommen seit über 20 Jahren“, berichtet die Mama der fünfjährigen Maria, die gerade recht treffsicher mit Pfeil und Bogen fast die Mitte der Scheibe am Stand von „Eynarr“ trifft. „Im letzten Jahr haben wir ihr einen kleinen Bogen gekauft.“
Wärmende Kleidung in Herbstfarben
Kurz nach 11 stehen Kinder und Eltern bereits Schlange, um wie in alten Zeiten mit Pfeil und Bogen auf die Scheibe zu zielen. „Sollen sie doch lernen, jagdlich zu schießen, damit sie die Eltern ernähren können — wie früher“, sinniert Fabulix, die Märchenfrau, die für „Eynarr“ das Startgeld kassiert und hinterher die Kiste mit den Süßigkeiten zur Belohnung der treffsicheren Schützen öffnet. Fabulix, wie alle hier auf dem Markt, trägt mittelalterliche Kleidung aus wärmenden Wollstoffen in milden Herbstfarben.
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Unter ihrem Zelt können die Kinder und Erwachsenen auf den Bänken mit den warmen Schaffellen Platz nehmen, um ihren alten Märchen zu lauschen. „Keine Grimms Märchen, sondern Geschichten aus dem Mittelalter — das älteste ist von 1340“, sagt Fabulix.
Wer will, kann sich auf einigen Ständen wie ein Ritter ausstatten: eiserne glänzende Helme, martialische Schwerter und Äxte — alles zu haben. Für die Damen hält Andrea Krüger aus Remscheid gewebte Gürtel, Bänder, Armbänder und Taschen bereit — alles selbst gewebt auf dem kleinen Webstuhl, den sie mitgebracht hat.
„Die Motive stammen zum Teil aus dem Jahr 300 nach Christi — aus einem gesunkenen Schiff hat man Reste von solchen Borden geborgen“, erzählt die Weberin — auch sie gekleidet in wärmenden Umhängen aus Wolle. Bei Marielle Lausink, dem „Farbenweib“, können sich Kinder und Erwachsene für fünf Taler schminken lassen — mit tollen Verzierungen auf Wange oder Stirn wie ein Greifvogel, das Antlitz der Sonne. „Die Leute hier sind wetterfest“, hat sie festgestellt auf diesem verregneten Martinsmarkt.
Martinsspiel als Höhepunkt
Höhepunkt des Gladbacher Martinsmarkt ist wie immer das Martinsspiel zur Legende um den heiligen Martin, der auf dem Ross über den Platz reitet und seinen Mantel mit dem frierenden Bettler teilt. Begleitet wird er von einem echten Martin, der auf seiner Laute spielt und die Martinslieder anstimmt — „St. Martin, St. Martin“, „Ich geh mit meiner Laterne…“. Da können alle mitsingen. Das wärmt auf. Es kommen einige Besucher, viele aus alter Tradition, aber am Sonntag auch um den verkaufsoffenen Sonntag zu nutzen in der Stadtmitte und in Bensberg.
Ortswechsel zum Martinimarkt in Bensberg. Schon oben vom Parkdeck des Einkaufszentrums Schlossgalerie hört man den zweijährigen Felix jauchzen — direkt vor dem Rewe-Markt dreht der kleine Mann Runde und Runde auf den Kinder-Kettenkarussell: So schön ist es beim Martinimarkt in Bensberg.
Aufwärmen im Bensberger Regen
Zwar regnet es auch hier, aber das macht einigen Besuchern gar nichts aus. „Wir gehen jetzt gegenüber Pommes und Wurst essen — das ist der Wunsch von Felix“, sagt Melanie Engelhard aus Heidkamp. Und der Sohn nickt zustimmend: „Jaaaah, Wurst essen!“ Direkt neben dem Karussell verlockt ein Stand mit wärmenden Likören zum Aufwärmen: „Schnaps, kein Honig!“ lautet das Versprechen auf dem Firmenschild. Und Patrick Rauschen und Jannis Dittmar locken mit selbstgenähten Kuscheldecken und Oliven an ihrem Stand.
„Es ist wenig los bei diesem Wetter“, bedauern die beiden Kölner, dass der Verkaufserfolg vorläufig ausbleibt. Doch halt! Direkt gegenüber vom großen Zelt von Henning Schmitz, stellvertretender Vorsitzender der Interessengemeinschaft Bensberger Handel und Gewerbe (IBH) und Inhaber der Event-Firma, die den Martinimarkt organisiert, duftet es nach Glühwein und Fruchtpunsch. Der wärmt nicht nur den Körper von innen, sondern auch die klammen Hände.
Glühwein im Freundeskreis
Ette Merkling hat sich mit Freunden aus Bensberg hier verabredet. Die Laune ist richtig gut, aber sie fühlt auch mit den Händlern und Ausstellern: „Die können uns nur leid tun — erst die Baustelle, dann noch das kalte Regenwetter.“ Doch die Gruppe tut ihr Bestes, um den Umsatz anzukurbeln — der dritte Glühwein ist in Sicht: „Wir tun das gerne, damit das hier läuft.“ Auch Brigitte Demb bedauert das schmuddelige Regenwetter: „Schade für die Aussteller, dass so wenige kommen, dabei ist die Auswahl hier sehr gut“ , stellt sie fest.
Fünf historische Skigondeln hat Henning Schmitz wieder auf dem Platz aufgestellt, ausgestattet mit warmen Decken und Schaffellen – und einer Ablage für den Glühwein. Sie sind eine Attraktion auf dem Martinimarkt. Gut gelaunt haben Irene und Heinz Keltemich aus Köln hier Platz genommen: „Schuckelig ist es hier.“ Kein Wind, kein Regen!
Stockbrot im Feuer
Die beiden beobachten, wie rund um die Feuerschale die Kinder auf den Schlitten sitzen und Stockbrot ins Feuer halten. Das ist ein echter Anziehungspunkt für die jungen Besucher — trotz des Fieselregens. Schon am Freitagabend, als der Bensberger Martinimarkt startete, haben sie sich rund um das Feuerchen versammelt und das beliebte Stockbrot gegart.
Sieben bis acht Grad ist es kalt am Samstag — so mancher verschwindet zwischendurch im Drogerie- oder Supermarkt, um sich aufzuwärmen und einzukaufen für das Wochenende. Eine gute Idee, denn die Einkäufe kann man superpraktisch sofort mit dem Fahrstuhl zum Auto auf den Parkebenen bringen und weiterstöbern auf dem Martinimarkt. Denn da gibt es einiges zu entdecken: Zirbenholzkissen aus Südtirol, kuschelige Schals aus Yak-Wolle, Schmuck und vieles mehr.