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Alte IndustrieanlageDie verfallenen Kalköfen Zillertal in Bergisch Gladbach werden gerettet

Lesezeit 3 Minuten
Ein Gerüst steht an einer Ziegelmauer. Darauf ein Handwerker.

Die Kalköfen werden restauriert. Das Mauerwerk ist an vielen Stellen stark verwittert, Ziegel sind herausgefallen

Die Öfen gelten als wichtige Zeugnisse der städtischen Industriegeschichte. Nun sollen sie restauriert und Teil einer „Kalkroute“ werden.

Die Sanierung der verwitterten Kalköfen Zillertal hat vor Kurzem begonnen. Die Arbeiten dienen der Bewahrung der ehemaligen Industrieanlage am Quirlsberg, die sich auf dem Gelände unterhalb des Evangelischen Krankenhauses befindet. Im Februar waren erste Arbeiten zur Substanzsicherung der Kalköfen erfolgt, Strauchwerk und Wurzeln, die das Mauerwerk angriffen, entfernt worden. Auch der wilde Müll, der hier immer wieder abgelegt wurde, war beseitigt worden. Nun wird auch das Mauerwerk restauriert.

Fast zehn Jahre hat der Kampf des Bergischen Geschichtsvereins um die Kalköfen gedauert, die lange ein Schattendasein, versteckt hinter den Häusern unweit der Hauptstraße, führten. Zwei der drei historischen Öfen sind zwar seit 1991 als Baudenkmale in die städtische Liste der schützenswerten Objekte eingetragen, weil sie als beispielhaft für die Wirtschafts- und Stadtgeschichte gelten. Dennoch waren sie ungeschützt der Witterung ausgesetzt, seit hier Wagenhallen abgerissen worden waren und die fast vergessenen Öfen überraschend wieder zum Vorschein gekommen waren.

2015 hat der Bergische Geschichtsverein auf das bedrohte Denkmal aufmerksam gemacht

Mauern und Gewölbe der am Hang liegenden Industrieanlage verfielen mit der Zeit immer mehr. 2015 hatte der Geschichtsverein gemeinsam mit dem Rheinischen Verein für Denkmalschutz und Landschaftspflege daher erstmals auf die gefährdeten Relikte Bergisch Gladbacher Industriegeschichte hingewiesen. Mit einem „Denkmal des Monats“ hoffte man damals, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Kalköfen Zillertal, benannt nach dem dort früher ansässigen Ausflugslokal gleichen Namens, zu lenken.

Männer befüllen einen Kalkofen. Historisches Foto um 1890. Im Hintergrund die Turmspitze der evangelischen Gnadenkirche.

Ein historisches Foto des Kalkofens Zillertal am Quirlsberg, kurz vor seiner Stilllegung um 1890. Die Hanglage begünstigte die Befüllung der Öfen von oben.

Für den Abbau und das Brennen von Kalkstein – neben der Papierindustrie und dem Erzbergbau ein weiteres traditionelles Gewerbe in der Stadt – seien die Öfen am Quirlsberg typische Zeugnisse, so die Begründung. Von einst rund 80 Öfen in Gladbach sind heute laut Geschichtsverein nur noch die an der Grube Cox und am Quirlsberg erhalten. Unmittelbar am Steinbruch gelegen, wurden die Öfen von oben befüllt und das Material durch einen kontrollierten Brennprozess in „gebrannten“ Kalk umgewandelt.

Bergischer Kalkmörtel wurde auch im Bensberger Schloss und im Schloss Brühl verbaut

Der war ein begehrtes Material für Bau und Landwirtschaft, für die Herstellung von Mörtel, für Anstrich, Düngemittel und ab 1800 auch für die Chemie. Mit bergischem Kalkmörtel wurden unter anderem auch die Schlösser in Bensberg, Brühl und Bonn-Poppelsdorf gebaut.

Ein alter gemauerter Kalkofen. Darin liegt Unrat.

Kein schönes Bild: Die alten Kalköfen waren in der Vergangenheit immer mehr zur wilden Müllkippe verkommen.

Vor knapp drei Jahren war der Bergische Geschichtsverein mit seiner Idee an die Öffentlichkeit gegangen, die Zeugnisse der Kalkindustrie samt Steinbruch gemeinsam mit weiteren stadtgeschichtlich relevanten Punkten am Quirlsberg wie Gnadenkirche, altem und neuen Friedhof gemeinsam konzeptionell zu entwickeln, im Bestand zu sichern und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies eventuell in Form eines historischen Erlebnispfades, so die Lokalhistoriker, die die planungsrechtliche Sicherung der um 1890 stillgelegten Anlage durch die Stadt Bergisch Gladbach forderten.

Die Kalköfen Zillertal sollen als Bodendenkmal eingetragen werden

Nun zeichneten sich Erfolge ab, freute sich Thomas Klostermann vom Arbeitskreis Denkmalschutz und Stadtbildpflege: „Für die Kalköfen Zillertal wird derzeit die Eintragung (auch) als Bodendenkmal in die Denkmalliste unter der Nummer 24 vorbereitet.“ In den Text des dortigen Bebauungsplans sei das „vermutete“ Bodendenkmal „Fossillagerstätte – Mitteldevon“ übernommen worden, so Klostermann unter Berufung auf die entsprechende Verwaltungsvorlage der Stadt.

Das Umfeld der Kalköfen soll zudem künftig angemessen präsentiert werden. „Die zu restaurierenden Kalköfen erhalten einen gestalteten Vorplatz, der an eine innerstädtische Kalkroute angeschlossen wird“, schilderte Klostermann. Im Frühjahr hatte die Stadt eine „Tour auf den Spuren des Kalkes“ herausgegeben – noch ohne die Öfen. Der Bergische Geschichtsverein plant eine entsprechende Informationstafel.