Der Gladbacher Theo Röhrig, heute 88, machte als Heranwachsender Entdeckungen in einem alten Stollen bei Hebborn.
BergbauGladbacher erinnert sich an Entdeckungen im alten Stollen
Im Gebüsch war etwas, ein paar Blätter und Zweige verdeckten eine Höhle. Das hatten die Jungen direkt gesehen. Es war aber keine Höhle, sondern der Einstieg in einen alten Bergwerksstollen. „Wir waren ja alle neugierig“, entsinnt sich Theo Röhrig, heute 88 Jahre alt.13 oder 14 Jahre alt war er damals, als er mit einigen Gleichaltrigen den Wald im Hebborner Tal erkundete. „Zwei, drei Meter ging es da in die Tiefe, danach wurde der Gang größer.“ Dass es die Relikte des Bergbaus im weitläufigen Gebiet zwischen Kley, Grube und Hebborn waren, das wussten die Heranwachsenden schon. Auch dass sie sich in Lebensgefahr brachten und etwas Verbotenes taten, war ihnen bewusst.
Weil just in diesen Tagen die Bezirksregierung Arnsberg auf einer Wiese im Dorf Grube/Kley mit Spezialgerät nach alten Gängen und Schächten der früheren Erzgrube Prinz Wilhelm sucht, erinnerte sich Röhrig an seine abenteuerlichen Entdeckungen im Untergrund.
Sogar eine Zeichnung hat er spontan angefertigt, aus der Erinnerung heraus. Ein großes Grubenfeld hat er gezeichnet, mit einer Hauptlinie und Abzweigen. „Das kann ich den Mitarbeitern der Bezirksregierung auch geben. Vielleicht hilft es ihnen“, sagt Röhrig. Die Suche nach den früheren Gängen verfolgt er intensiv.
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Große Hohlräume
Nach einigen Metern wurde die Höhle größer. Die Jungen standen in einem unterirdischen Stollen, offenbar ein Gang der Grube Prinz Wilhelm. 1948 oder 1949 sei das wohl gewesen, meint der Zeitzeuge, und erzählt von Munitionsresten, die er im Wald gefunden habe. „Sollen wir umkehren? Sollen wir weitergehen? Natürlich haben wird uns das damals gefragt.“
Die Jungen gingen weiter, robbten auf dem Bauch durch das Erdreich. Auf einmal sei der Gang größer geworden. „So, vielleicht 50 Zentimeter, wir passten da durch“, beschreibt Röhrig. Er habe mit seinen Freunden in dem schmalen Gang stehen können. Vielleicht sei es da unten 1,50 Metzer breit gewesen.
Einen Freund eingeweiht
Wie lange sie da unten gekrochen und gegangen seien, in der Finsternis? Das weiß Röhrig heute nicht mehr genau zu sagen. Aber später habe sich der Weg gegabelt. Einmal nach links, verschüttet, nicht begehbar. Einmal nach rechts, offenbar begehbar. Einem Freund hatten die Entdecker gesagt, wo man sich hinein gewagt hatte, falls etwas passieren sollte.
„Eine alte Hose hatte ich mir von meinem Vater stibitzt“, berichtet Röhrig. Niemand habe etwas mitbekommen dürfen von der Aktion, die Kleider wechselten die Junge vor dem Einstieg in den Untergrund. „Ich hätte eine Tracht Prügel bekommen, wenn es meine Eltern erfahren hätten.“
Heute kann Röhrig darüber schmunzeln. „Das muss man sich nicht wie in einem großen Bergwerk vorstellen“, schildert Röhrig aus der Erinnerung. Der Gang sei auch nicht abgesichert oder mit Brettern abgestützt gewesen. „Einfach mit der Schaufel gegraben, wir konnten weiter.“
Arbeit der Wehrmacht
Richtung der Schlade, dem früheren Bergbaugebiet oberhalb von Bergisch Gladbach, sei der Stollen verlaufen. Irgendwann seien sie aus dem Gang in eine große Halle gekommen, ausgemauert mit Beton, im Niemandsland zwischen zwischen Schlade und Hebborn.
Röhrig vermutet heute, dass die Wehrmacht den Stollen im Zweiten Weltkrieg genutzt hat, vielleicht um Munition zu verstecken. Als Depot oder ähnliches könnte diese Halle genutzt worden sein. Ursprünglich könnte sie den Bergwerksarbeitern als Anlauf- oder Sammelstelle gedient haben.
Rund sieben Jahrzehnte suchten die Arbeiter hier nach Erz, zeitweise sehr erfolgreich, um 1925 wurde der Betrieb aber mangels Ertrag eingestellt. Vom zeitlichen Ablauf könnte das passen, die Wehrmachtsleute müssen dann um 1940 im Stollen gewesen sein. Irgendwann seien alle wieder rausgekrabbelt, unversehrt, sagt Röhrig. Der Reiz des Verbotenen, des Verborgenen brachte die Jungen noch einige Male danach in den geheimnisvollen Stollen.
Kontakt zu Heimatforscher
Als Erwachsener kam Röhrig dann Jahre später in Kontakt zu Heimathistoriker Herbert Stahl, der intensiv zum bergischen Bergbau forschte, besonders zum Bereich Zinkhütte. Als damaliger Sekretär der IG Metall knüpfte Röhrig Kontakt zur Firma Metallgesellschaft, dem Nachfolger des Bergbaus an der Gladbacher Zinkhütte, und öffnete dem Forscher Türen zu den Archiven des Unternehmens.
Dass Theo Röhrig in den 1970er-Jahren Landtagsabgeordneter der SPD für die Städte Bensberg und Porz war, seinen Wahlkreis mit der Kommunalen Neugliederung im Januar 1975 verlor, schon ab 1965 Fraktionsvorsitzender der SPD im Gladbacher Stadtrat gewesen ist, ist bei allem eine biographische Randnotiz. Am Mittwoch ist Theo Röhrig im Waldstück von damals unterwegs gewesen und hat sich umgeschaut.
An der Bohrstelle ist mittlerweile Beton in Hohlräume verpresst worden, zur Sicherung. Die Notizen, die er sich gemacht habe, seien für die Suche sicher hilfreich, hofftRöhrig.