Bergisch Gladbach – Die Ein- und Zwei-Cent-Münzen können ruhig abgeschafft werden, finden die meisten Bergisch Gladbacher bei einer Straßenumfrage.
„Lästiges Kleingeld“, „hält nur an der Kasse auf“, „überflüssig“. So denken die Befragten über die kleinen Kupfermünzen, die die Europäische Kommission abzuschaffen gedenkt. Ob Verkäufer oder Passanten in der Fußgängerzone: Bis auf zwei Ausnahmen stand niemand einer Abschaffung skeptisch gegenüber. „In Skandinavien funktioniert es doch auch ohne“, sagt eine Passantin.
Bergisch Gladbacher meinen: Bargeld schwindet ohnehin
Tatsächlich werden in Schweden nicht nur lästige Kupfermünzen vermieden , sondern die Zahlung mit Bargeld wird allgemein immer seltener. Auch die Niederlande, Finnland und Belgien sind bereits dazu übergegangen, Beträge auf volle fünf Cent zu runden. Allerdings sind die Deutschen angeblich nicht so offen gegenüber der Abschaffung von Kleinmünzen, weil sie dadurch das Schwinden der Bargeldkultur befürchten.
Das ist zumindest der Knackpunkt in der öffentlichen Debatte, ob der Status quo doch beibehalten werden sollte. In der Bergisch Gladbacher Fußgängerzone geben die meisten Befragten dagegen an, sowieso mit dem Ende der Bargeldzahlung zu rechnen und deshalb nicht an dem Kleinstgeld zu hängen. „Das passiert sowieso. Das kommt nicht, weil die Ein- und Zwei-Cent-Münzen wegfallen“, sagt ein Passant mit einem Lachen im Gesicht.
Ende einer Marketing-Strategie?
Skeptische Stimmen gibt es auch, doch nur vereinzelt. Eine Bäckerei-Inhaberin stört sich nicht an dem Kleingeld und finddet es sogar gut zum Sparen. Eine andere Befragte empfindet das Kleinstgeld privat zwar als „nervig“. Als Verkäuferin gibt sie allerdings zu bedenken, wie oft Kunden an der Kasse bei Beträgen des Typus „x, 99 Cent“ freiwillig aufrunden und so für gemeinnützige Zwecke spenden. Diese Art passiven Spendens könne manchmal sehr viel einbringen, sagt sie. „Oft kann man nicht glauben, was für Summen dadurch entstehen.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Aus dem Drogeriemarkt Müller heißt es zwar auch, dass Kleinstmünzen wichtig sind. Allerdings mit einer anderen Begründung: Für Einzelhändler und deren Kundschaft mache es sehr wohl einen Unterschied, ob die Waren mit beispielsweise 14,99 oder 15 Euro bepreist würden. Ein Unternehmenssprecher nennt es „Kopfsache“. Dabei meint er bekannte Marketing-Strategien, mit denen die Kunden sich schneller für einen Artikel entscheiden, weil der Preis als geringer wahrgenommen wird.
Endgültige Entscheidung steht noch aus
Der Geschäftsführer des Rewe-Marktes auf der Hauptstraße in Bergisch Gladbach, Alexander Sept, befürwortet hingegen die Abschaffung des Kleinstgeldes, und zwar ohne Bedenken. „So wird schneller gearbeitet“, sagt er am Telefon.
Die EU-Kommission plant die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen. In Deutschland befürwortet laut der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“(FAS) die Mehrheit im Bundestag das Vorhaben. FDP, AfD und Linkspartei befürchten aber dadurch das „schleichende Ende des Bargeldes“. Eine endgültige Entscheidung hat die Kommission noch nicht getroffen. Sicher ist der Vorstoß Anlass für eine breite Diskussion.