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Nach drei JahrenFlut zerstörte denkmalgeschützte Häuser in Bergisch Gladbach – Reparaturen beginnen

Lesezeit 3 Minuten
Wände und Boden des Fachwerkhauses sind offen.

Die Flut vom Juli 2021 hat ihre Schäden in den alten Fachwerkhäusern an der Hammermühle hinterlassen.

Die Kosten für den Erhalt der historischen Häuser liegen bei knapp 800.000 Euro.

Peter Berghaus ist an der Hammermühle geboren und aufgewachsen. Die vier alten Fachwerkhäuser, die direkt an der Strunde liegen, sind seit fast 100 Jahren mit seiner Familiengeschichte verknüpft. Sie wurden um 1800 gebaut und in den 1930er Jahren entstand in der ehemaligen Schmiede Wohnraum.

Seit der Jahrhundertflut im Sommer 2021 stehen die denkmalgeschützten Häuser leer. Sie sind durch die Flutschäden unbewohnbar. Berghaus wohnte dort selbst nicht mehr, seine Mieter mussten alle ausziehen. „Innen stand das Wasser 60 Zentimeter hoch“, sagt Eigentümer Berghaus. Und es hat seine Spuren hinterlassen: Die Böden sind komplett aufgeschwemmt, die Wände sind offen, die Holzbalken bis zu der Höhe, auf der das Wasser stand, marode. Der Schaden liegt bei rund 800 000 Euro. „Mir liegt es sehr am Herzen, die Gebäude zu erhalten“, sagt Berghaus.

Wasser steht 60 Zentimeter hoch an den Hauswänden.

Die Hammermühle war von der Flut schwer betroffen.

Deswegen hat er sich mit seiner Tochter sich um Förderung für den Wiederaufbau vom Land NRW bemüht. „Die Bürokratie hat uns ganz schön aufgehalten. Es hat sehr lange gedauert, alles einzureichen und bewilligt zu bekommen“, sagt Tochter Ellen Berghaus. Außerdem übernehme das Land nur 80 Prozent der Kosten.

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„Den Rest muss der Eigentümer zahlen. Man kann sich ja ausrechnen, wie viel das ist“, sagt sie. Doch weil ihrem Vater die Häuser so wichtig sind, werden sie den Großteil der restlichen 160 000 Euro aus der eigenen Tasche zahlen.

Einen Teil der Reparaturen wird durch Spenden finanziert

Einen Teil können sie durch eine Zuwendung der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ finanzieren. Die Stiftung stellt 35 000 Euro für den Erhalt der Fachwerkhäuser zur Verfügung. Uwe Lohölter, Ortskurator der Stiftung für Köln, übergibt einen symbolischen Scheck und betont, wie wichtig es sei, historische Gebäude zu erhalten. „An der Strunde standen so viele Mühlen. Die sind alle weg. Dabei gehören diese Gebäude zur lokalen kulturellen Identität. Die müssen wir unbedingt erhalten“, findet er.

Symbolische Fördervertragsübergabe Hammermühle. v.l. Nino Heimarion, Ellen Berghaus, Hund Fenja, Uwe Lohölter, Peter Berghaus

Symbolische Fördervertragsübergabe Hammermühle. v.l. Nino Heimarion, Ellen Berghaus, Hund Fenja, Uwe Lohölter, Peter Berghaus.

Um alle Auflagen für den Denkmalschutz einzuhalten, haben Peter und Ellen Berghaus das Ingenieurbüro Bergisches Land engagiert. Das ist auf den Um- und Wiederaufbau von Fachwerkhäusern, die zum Großteil unter Denkmalschutz stehen, spezialisiert. Ingenieur Nino Heimerich ist bei der Übergabe ebenfalls dabei und erklärt, wie das Team die Häuser wieder auf Vordermann bringt.

„Wir erhalten so viel, wie möglich“, sagt er. Die Pfosten zum Beispiel würden nicht vollständig ausgetauscht, sondern nur die morschen Teile unten ersetzt. Das sei teurer, als die Pfosten komplett zu ersetzen, aber im Denkmalschutzgesetz so vorgesehen. Eine weitere Besonderheit: „Die Pfosten sind aus Eichenholz. Dabei bleiben wir auch, um die Häuser wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen“, sagt Heimerich. Bei Gebäuden, die nicht unter Denkmalschutz stehen, hätte man für die Reparatur günstigeres Holz verwendet. „Bei Denkmälern ersetzt man aber nur da etwas, wo wirklich Schaden zu erkennen ist“, sagt er.

Hammermühle auch für die Nachwelt erhalten

Die Reparatur der Böden sei hingegen einfacher: „Wir können den alten Beton einfach durch neuen ersetzen, der den heutigen Standards entspricht“, sagt der Fachmann. Durch den Wiederaufbau würden die Immobilien also auch aufgewertet. „So stellen wir auch sicher, dass die Häuser für die nächsten 200 Jahre und die Nachwelt erhalten bleiben, auch wenn wir selbst davon wahrscheinlich nur noch 20 erleben werden“, sagt er. Genau das sei auch der Stiftung wichtig: „Wenn wir unsere Geschichte nicht erhalten, wissen wir irgendwann nicht mehr, wo wir herkommen. Deswegen setzen wir uns dafür ein, dass Gebäude wie diese wieder aufgebaut werden“, sagt Lohölter.

Bis Mitte nächsten Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. „Wir schauen allerdings nur vor die Fassade. Wenn sich dahinter mehr Schäden verbergen, könnte es doch länger dauern“, sagt Heimerich.