Bergisch Gladbach – Um kurz vor 9 Uhr geht am Samstagmorgen auf der Bensberger Straße in Heidkamp kaum noch etwas, im gerade eröffneten Impf-Drive-In der Feuerwehr dafür alles. Während die Polizei mit Blaulicht auf der Bensberger Straße den Ansturm kanalisiert, läuft’s auf dem Parkplatz Heidkamper Tor am Werksgelände der ehemaligen Papierfabrik Zanders wie am Schnürchen: In großen Schleifen lassen die ehrenamtlichen Helfer der Feuerwehr die Fahrzeuge mit Impfwilligen auf den Platz fahren, kontrollieren die nötigen Impfausweiseintragungen, lassen – sofern noch nicht zu Hause vorbereitet – Anamnesebögen ausfüllen, dokumentieren die Personalien und dirigieren die Fahrzeuge zu den Durchfahrtzelten, in denen Impfärzte der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein den ersehnten Piks mit der Corona-Schutzimpfung geben.
Impfungen im Minutentakt durchs Autofenster
Im Minutentakt werden die Menschen durchs Autofenster geimpft, und trotzdem ist der Andrang so groß, dass sich die Fahrzeuge auf der Bensberger Straße teils bis zum Heidkamper Berufskolleg zurückstauen. Die Anstehenden nehmen’s gelassen: „Die Polizei hat mir geraten mein Auto oben zu parken und zu Fuß hierher zu kommen“, sagt eine ebenso entspannte wie erfreute Bergisch Gladbacherin und stellt sich am Zelt für die Registrierung der Fußgänger an, die in einem von der Stadt aufgestellten Pavillonmodul geimpft werden. Hiltrud Jonen freut sich: „Mein Hausarzt hätte erst kurz vor Weihnachten einen Termin für mich gehabt, hier bekomme ich schon jetzt meine Booster-Impfung.“
Ein halbes Jahr muss die zweite Impfung dafür zurückliegen, die Impfärzte am Samstag impfen alle, die bis zum 20. Juni, also vor mindestens fünf Monate ihre zweite Impfung erhalten haben. Diese Entscheidung aber liege bei den Impfärzten, sagt Christian Fischer, der den Impf-Drive-In innerhalb der Feuerwehr mit einem Team organisiert.
Auch an den nächsten Samstagen wird die Feuerwehr Bergisch Gladbach den Impf-Drive-In auf dem Parkplatz Heidkamper Tor, der über die Kreuzung an der Agentur für Arbeit an der Bensberger Straße zu erreichen ist, jeweils von 9 bis 16 Uhr öffnen. Einen Termin muss man nicht vereinbaren. Der Impf-Drive-In kann auch zu Fuß aufgesucht werden (Bushaltestelle Arbeitsagentur an der Bensberger Straße).
Mitbringen müssen Impfwillige ihren Personalausweis und – sofern bereits erfolgt – den Nachweis vorheriger Corona-Schutzimpfungen (Impfpass). Der Ablauf wird beschleunigt, wenn Anamnesebogen und Aufklärungsblatt bereits ausgefüllt mitgebracht werden. Die Formulare können auf der Internetseite des Kreises heruntergeladen werden.
Dort gibt es auch weitere Formulare, die für die Impfung von Kindern und Jugendlichen von den Eltern auszufüllen sind. Die dritte Impfung ist sechs Monate nach der zweiten Impfung möglich. Die Entscheidung trifft der Impfarzt vor Ort. Am Samstag wurden dritte Impfungen an all diejenigen verabreicht, deren zweite Impfung bis zum 20. Juni erfolgt war (fünf Monate). (wg)
Gleich an der Einfahrt zum Drive-In kontrollieren Nicole Haag und ihre Kollegen von der Feuerwehr, dass sich keiner in die Schlange mogelt, der erst nach dem 20. Juni seine zweite Impfung erhalten hat. Wer’s doch versucht, muss umdrehen und kann zu gegebener Zeit an einem der nächsten Samstage wiederkommen. Ein Großteil der Impflinge, die am Samstag zum Impf-Drive-In gekommen sind, wollen sich ihre dritte Impfung abholen. Aber auch für die Erst-Impfung stehen einige an. So wie eine Gruppe von Bauarbeitern. „Unser Chef hat gesagt, wir sollen uns impfen lassen und will das Zertifikat sehen“, sagt einer, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Auch die steigenden Infektionswerte und „dass man jetzt sonst ja bald kaum noch was machen kann“, habe ihn überzeugt, sich nun doch noch impfen zu lassen. Die Polizeibeamtinnen und -beamten vom Verkehrseinsatz an der Impf-Drive-In-Zufahrt reihen sich ebenfalls in die Schlange zur Booster-Impfung ein. „Oben hat sich alles beruhigt“, sagt ein Polizist, „der Verkehr auf der Bensberger Straße rollt wieder.“
Viel Unterstützung, viel Lob
Feuerwehrchef Jörg Köhler, sein Vize Frank Haag und Pressesprecher Elmar Schneiders freuen sich. Die Verstärkung von medizinischen Fachkräften, die sich spontan gemeldet haben, ob sie helfen könnten und dann zum Impfstoffaufziehen flugs vorbeigekommen sind, zahlt sich aus. Auch Impfarzt Dr. Stephan Hinzmann, der schon bei den Impfaktionen für Feuerwehrleute und Lehrer vor einigen Monaten dabei war, hat noch Verstärkung besorgt. Gegen 11 Uhr öffnet die Feuerwehr eine weitere Impfstraße im Drive-In.
Bianca Olpen vom Pflegedienst Lebensbaum in Overath reiht sich ein, sie ist mit ihrer Mutter zum „Boostern“ vorbeigekommen. „Super Organisation“, ruft Barbara Weyer-Schopmans den Feuerwehrleuten zu. Von dem Impfangebot hat sie am Morgen im Radio gehört. „Dann hab ich’s in der Zeitung nachgelesen und bin sofort hierhin. Fantastisch wie das läuft“, sagt die Beamtin, und ihr Schlangennachbar Markus Lüke nickt zustimmend.
„Die Zusammenarbeit hier in Bergisch Gladbach ist aber auch einfach genial“, sagt Feuerwehrchef Köhler. 25 Feuerwehrleute sind am Impf-Drive-In im Einsatz plus Feuerwehr und Polizei. Das Technische Hilfswerk hat am Vortag extra noch eine Fußgängerrampe errichtet, Stadtgrün, Bauhof und Stadtreinigung haben das Gelände noch hergerichtet, die Feuerwehr am Vortag noch zusätzliche Impfdosen in Düsseldorf abgeholt.
Während die Millionenstadt Köln am Morgen noch in der Zeitung ankündigt „in Kürze ein neues Impfzentrum in der Lanxess-Arena“ zu eröffnen, in dem rund 1000 Corona-Impfungen pro Tag möglich sein sollen, geht der erste Tag im Bergisch Gladbacher Impf-Drive-In bereits auf die Zielgerade – mit 1124 Impfungen. Und nächsten Samstag geht’s weiter.