Das Kickehäuschen in Alt-Refrath, ehemaliges Ausflugsziel, verfällt und könnte bald abgerissen werden.
BauprojektDas Bergisch Gladbacher Kickehäuschen steht auf der Kippe
Es ist ein trauriger Anblick: Das Kickehäuschen in Alt-Refrath, ehemaliges Ausflugsziel und beliebter Treffpunkt der Refrather, verfällt zusehends. Kein Wunder, die Baustelle steht seit über drei Jahren still. Das Haus bleibt leer. Zwar haben die neuen Grundstückseigentümer längst Bauanträge gestellt. Doch die Genehmigungen ziehen sich hin. Die Zukunft des traditionsreichen Altbaus aus dem Jahr 1913 mit markantem Mansarddach aus Schiefer ist ungewiss.
Pfeift der Wind, dann flattern die schwarzen Planen, die eigentlich die Rückseite des Gebäudes vor Witterungseinflüssen schützen sollen, laut durch die Luft. Die schmutzig weiße Fassade verwittert, der Putz bröckelt, durch Löcher im Gemäuer dringt Wasser ein. Rundherum sprießt Unkraut. Der Bauzaun ist teils aus der Verankerung gebrochen und droht umzukippen.
Anwohner haben sich bei der Stadt über den fortschreitenden Verfall beschwert
Die Verwahrlosung dürfte nur zu stoppen sein, wenn schnell etwas passiert. Die Anwohner haben sich schon über den fortschreitenden Verfall beschwert. „Wir haben aber von der Stadt keine Antwort bekommen“, sagt eine Nachbarin verärgert.
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Ende 2019 hätte es theoretisch weitergehen können. Der neue Eigentümer Michael Korthaus, Geschäftsführer der „Korthaus Projektentwicklung GmbH“ mit Sitz in Refrath, legte eine Planung für eine moderne Wohnbebauung auf dem 1800 Quadratmeter großen Areal zwischen den beiden Straßen Kicke und Auf der Kaule vor. Das Vorhaben sieht drei moderne Neubauten mit Giebeldächern vor, zwei Doppelhäuser und ein Einzelhaus, die das alte Kickehäuschen umrahmen, idyllisch gelegen direkt am Wald.
Die Genehmigung erschien damals als Formalie. Denn Korthaus hatte sein Konzept, wie berichtet, bereits mit dem Gestaltungsbeirat abgestimmt. „Der älteste Hauptbaukörper sollte möglichst erhalten bleiben“, erläutert Korthaus, „sofern wir für das Grundstück wenigstens eine wirtschaftlich vertretbare Gesamtlösung finden würden.“
Auf Grundlage des vorabgestimmten Kompromisses verkaufte der Projektentwickler Ende 2019 Parzellen für das geplante Einfamilienhaus sowie eines der Doppelhäuser an zwei Bauherren. Korthaus blieb im Besitz der Grundstücke des Kickehäuschens sowie der Parzelle rechts daneben für das zweite Doppelhaus, da wo sich früher der Saal befand. Er und seine Kunden reichten die Bauanträge ein. Doch bis heute liegen die Genehmigungen nicht vor.
„Die Bauanträge für die Neubauten sind noch in Bearbeitung“, bestätigt Stadtsprecher Martin Rölen. Ende März habe es ein Koordinierungsgespräch zwischen den Bauherrn und den beteiligten Fachabteilungen gegeben: „Noch bestehende Problemstellungen und das weitere Vorgehen wurden erörtert.“ Man gehe davon aus, dass bei Vorliegen der entsprechenden Unterlagen das Verfahren weiter vorangebracht werden könne.
Woran es im Detail hapert, dazu geben Verwaltung und Bauherren keine Auskunft. Gemäß Paragraf 34 des Baugesetzbuchs gilt, die Neubauten müssen sich in die nähere Umgebung einfügen, etwa in Bezug auf die Gebäudehöhen, um genehmigungsfähig zu sein. Aufgrund der Vorgespräche sei Korthaus davon ausgegangen, dass sich seine Planung einfügt. „Sonst hätten wir diese gar nicht erst zur Genehmigung eingereicht“, betont er. Die Änderungsvorgaben der Stadt seien ihm zuvor unbekannt gewesen. Der letzte Termin sei aber „sehr konstruktiv“ gewesen. Korthaus geht davon aus, dass eine Einigung zur Erteilung der Baugenehmigung gefunden worden sei.
Der potenzielle Käufer springt möglicherweise ab
Für den Um- und Ausbau des alten Gaststättengebäudes liegt zwar inzwischen eine Baugenehmigung vor. Aber der potenzielle Käufer springt möglicherweise ab, so Korthaus, wegen der langen Verfahrensdauer und den im Laufe der Zeit deutlich veränderten wirtschaftlichen Bedingungen. „Ich fände das schade, aber nachvollziehbar. Er war sehr engagiert und hatte mit den Arbeiten zum Umbau bereits begonnen“, erzählt Korthaus. Als Voraussetzung für Erwerb und Sanierung des Kickehäuschens sei vereinbart gewesen, dass der Kaufinteressent ebenfalls mit dem Bau der benachbarten Doppelhaushälfte auf dem Grundstück im Kreuzungsbereich Kicke/Auf der Kaule beginnen könne. Dafür steht aber immer noch die Baugenehmigung aus.
„Den Erhalt und die Sanierung der Kicke kann ich jetzt nicht mehr zusagen“, sagt Korthaus. Als Grund nennt er die geänderten Rahmenbedingungen. Denkmalschutz besteht nicht. Wird das historische Haus abgebrochen, erinnert nichts mehr an die Geschichte des Traditionslokals. Korthaus:„Es würde mich freuen, wenn sich doch noch ein Investor findet, der die Kicke umbaut. Das war ja auch das eigentliche Ziel.“
Das Kickehäuschen in Refrath war ursprünglich nur eine Trinkhalle aus Holz, die Anfang des 20. Jahrhunderts vom Ausflugstourismus aus Köln profitierte. Für das jetzige Kickehäuschen legte das Ehepaar Gertrud und Gerhard Neu aus Bensberg 1913 den Grundstein: zunächst als Kaffeewirtschaft mit Biergarten. Nach dem Anbau des Saals 1928 nutzen viele Vereine das Haus für ihre Treffen.
Der letzte Pächter machte 2018 zu. Die Erbin verkaufte an die Korthaus Projektentwicklung GmbH. Der angebaute Pavillon mit Nebengebäuden wurde vor drei Jahren abgerissen. Der Name geht auf den Besuch einer Schulklasse aus Köln 1921 zurück. Der Lehrer schlug „Kickehäuschen“ vor: „Es liegt auf der Kicke. Der Name ist einprägsam, auch Kinder können ihn sich gut merken.“ Die Geschichte des Hauses hat Hans Peter Müller in Band II „Refrath gestern und heute“ beschrieben.