Die Abfrage unter den Geschäftsleuten geht 64:4 aus. Petition fordert Land und Stadt Bergisch Gladbach auf, die Schloßstraße für den Verkehr zu öffnen.
BaustelleBensberger Geschäftsleute stemmen sich gegen Fußgängerzone in Schloßstraße
Die Existenznöte der Geschäftsleute und Gastronomen in der Bensberger Schloßstraße in der Bauphase sind groß. Die Hauptforderung ihrer Petition an den Petitionsausschuss des Landes NRW und Gladbachs Bürgermeister Frank Stein lautet: Die Schloßstraße in dem bereits sanierten Straßenabschnitt so schnell wie möglich wieder für den Verkehr zu öffnen. 64 Gewerbetreibende haben unterschrieben.
Vor mehr als drei Wochen hat die Stadtverwaltung den neu gepflasterten Teil der Schloßstraße zwischen Emilienbrunnen bis zur Baustelle in Höhe der Kreissparkasse als Fußgängerzone ausgewiesen. Das Ziel: Privatfahrten dort zu unterbinden, weil es aufgrund der Enge der Straße keine Wendemöglichkeit gibt. Bis Ende 2025, solange wie die Baustelle noch läuft, soll dies so bleiben.
Vorwurf der Händler: Stadt halte Zusagen nicht ein
Diese Entscheidung sei „schlichtweg eine Katastrophe und über die Köpfe der Händler hinweg getroffen worden“, kritisieren die Geschäftsleute in ihrer Petition. Immer wieder, zuletzt im Dezember vor einem Jahr, habe die Stadt Zusagen in Bezug auf die Befahrbarkeit während der Baustellenzeit gemacht, „aber nie eingehalten.“
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Stattdessen sei die obere Schloßstraße neun Monate lang eine Baustelle gewesen, mit Komplettsperrung. Hätten die Händler von Anfang an gewusst, dass die Einkaufsstraße für zwei Jahre abgeriegelt werden würde, hätten sich viele von vornherein andere Standorte gesucht. Einige Geschäfte haben, wie berichtet, inzwischen zugemacht.
Daher resultiert die Befürchtung vieler Händler, dass die temporäre Fußgängerzone zu einer dauerhaften Einrichtung werden könnte. Vorbeugend sprechen sich bei der Abfrage 64 Händler gegen eine Fußgängerzone aus. „Nur vier Unternehmer waren für eine Fußgängerzone“, betont Herrenausstatter Werner Stümper, Initiator der Petition. In Anbetracht der Menge der befragten Händler hält er das Meinungsbild für repräsentativ.
Dabei sei die Meinung der ansässigen Ärzte, Orthopäden oder Rechtsanwälte gar nicht erfasst. Dazu sei Stümper aus Zeitgründen nicht gekommen. Aber er gehe davon aus, dass hier ebenfalls eine Erreichbarkeit mit dem Auto erwünscht sei, betont er in der Petition.
Großteil der Stammkunden kommt von auswärts
„Die Schloßstraße ist unsere Existenz und sie lebt von einer guten Händlerstruktur“, stellen die Geschäftsleute fest. Ein Großteil der Stammkunden komme nicht aus Bensberg, sondern reise in der Regel mit dem Auto an. „Erreichbarkeit und Parkmöglichkeiten sind da das größte Plus, was ein kleiner Ort haben kann“, argumentieren die Einzelhändler weiter. Auch optisch mache es einen großen Unterschied, ob die Straße belebt wirke oder ob sich „auf einer riesigen Freifläche nur einige wenige Menschen bewegen“.
Von der Stadt erwarten die Geschäftsleute zudem, dass in der baustellenfreien Zeit ab 6. Dezember – gedacht, um das Weihnachtsgeschäfts zu beleben – die Schloßstraße für den Verkehr geöffnet wird, um den Händlern und Kunden entgegenzukommen. „Wenn man einen Karnevalszug durch die Baustelle führen kann, muss dies ebenfalls möglich sein“, heißt es.
Bei den Rundgängen der Redaktion vor Ort war das Meinungsbild der Passanten geteilt: Einige wünschten sich ausdrücklich künftig eine autofreie Zone zugunsten von mehr Aufenthaltsqualität beim Bummeln. Andere dagegen, betonten, wie wichtig gerade für ältere Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, die Möglichkeit sei, in unmittelbarer Nähe zu den Geschäften und Arztpraxen parken zu können. Außerdem war zu beobachten, dass das Einfahrtverbot von vielen Autofahrern nur dann beachtet wird, wenn die Kontrolleure vom Ordnungsamt unterwegs sind.