Bereits 50 Händler in Bensberg haben die Petition unterzeichnet. Das Einfahrtverbot in die Schloßstraße wird von vielen Autofahrern ignoriert.
PetitionGeschäftsleute sind gegen Fußgängerzone in der Schloßstraße in Bergisch Gladbach
Vor zwei Wochen ist der obere Teil der Schloßstraße zur Fußgängerzone geworden – so lange wie die Bauarbeiten auf der Einkaufsstraße laufen. Autofrei bleibt das Straßenstück aber offenbar nur dann, wenn die Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes vor Ort sind. Bei Händlern, Passanten und Anwohnern ist derweil eine Debatte entbrannt, ob die Schloßstraße dauerhaft Fußgängerzone werden soll oder nicht.
Dort, wo nun eigentlich die Menschen flanieren sollten, rollt ein schwarzer SUV durch die Schloßstraße und parkt am Seitenstreifen. Ein älterer Mann, gestützt auf seinen Stock, steigt aus und geht in Richtung Einkaufszentrum. Gleichzeitig hat der Fahrer eines Transporters sichtlich Mühe, mit seinem Gefährt zu wenden. Um die Kurve zu kriegen, muss er bis knapp vor das Schaufenster des gegenüberliegenden Geschäfts manövrieren. Derweil wartet eine weitere Fahrerin sichtlich genervt darauf, dass es für sie endlich weitergeht.
Dies ist die Situation am Freitagvormittag, kurz nach 11 Uhr, kurz nachdem die beiden Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes ihren Kontrollgang beendet haben. Solange sie präsent waren, traute sich offenbar keiner, in das Straßenstück ab Emilienbrunnen einzufahren. Kein einziges Auto stand in diesem Zeitraum dort.
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Wie berichtet, hat die Stadtverwaltung den bereits fertiggestellten oberen Straßenabschnitt der Schloßstraße als Fußgängerzone ausgewiesen, um zu unterbinden, dass Privatleute aus Platzgründen einfahren. Bis Ende 2025, so lange wie die Bauarbeiten noch dauern, soll das so bleiben. Die Breite der Straße lasse keinen Gegenverkehr zu, es gebe keine Wendemöglichkeit, lautet die Begründung.
Hauptsächlich sind es die Geschäftsleute, die sich gegen die Sperrung der Einkaufsstraße für den Autoverkehr aussprechen. Werner Stümper, Clubman-Herrenaustatter, richtet eine Petition an den Petitionsausschuss des Landtags NRW sowie Gladbachs Bürgermeister Frank Stein, mit der Forderung, dass die Stadt ihr Versprechen einlöst und die Befahrbarkeit des Straßenstücks so schnell wie möglich wieder herstellt. Schon über 50 Gewerbetreibende haben unterzeichnet. Die Straßensperrung sorge für Umsatzeinbrüche. Die Laufkundschaft, sogar viele Stammkunden von auswärts blieben weg, berichten einstimmig viele Einzelhändler.
Gerade ist Stümper mit seiner Liste unterwegs, weitere Geschäfte abzuklappern. „Mir ist das Hupen und Rangieren lieber, als wenn hier Todesstille herrscht“, sagt der Geschäftsmann. Der Bestand der funktionierenden Einkaufsstraße müsse gesichert werden. Die Erklärung der Stadt, die Einrichtung eines provisorischen Wendehammers in Höhe der Kreissparkasse sei verkehrstechnisch nicht möglich, sei Unsinn: „Das hat doch Jahrzehnte lang super gut funktioniert. Und jetzt soll das plötzlich nicht gehen?“
Stümper befürchtet, dass die Fußgängerzone für immer bleibt: „Als ob das nochmal aufgehoben wird.“ Christian Leske, Inhaber des gleichnamigen Reformhauses, kommt aus seinem Laden und schaltet sich in die Diskussion ein: „Die Stadtverwaltung ruiniert uns mit Ansage.“ Seine Kunden seien ältere Leute, sie könnten nicht mit dem Fahrrad kommen.
Und die Kunden des benachbarten Weinladens könnten die Kisten mit Flaschen ebenfalls nicht auf dem Rad transportieren. Leske schlägt vor, „wenigstens temporäres Parken für eine Stunde zu erlauben.“ Stümper sucht ebenfalls nach einem Kompromiss: „Es spricht ja nichts dagegen, die Schloßstraße am Sonntag für den Verkehr zu sperren.“
Christine Leveling, für die SPD im Stadtrat, hört im Vorbeigehen, worum es geht und bleibt stehen. Sie berichtet: „Die SPD ist dabei, sich eine Meinung zu bilden, um einen möglichst guten Kompromiss für alle Interessensgruppen zu finden.“ Dazu sei bereits ein Fragebogen zur Umgestaltung der Schloßstraße an alle Händler verschickt worden. Darunter ist auch die Frage, ob eine dauerhafte Sperrung befürwortet wird oder nicht. Marktbeschicker und Anwohner würden ebenfalls noch interviewt, sagt Leveling.
Dass die Autos hier für immer verschwinden, das können sich einige Passanten gut vorstellen. Ein Ehepaar sagt: „Von uns aus kann das so bleiben.“ Zum Bummeln und Kaffeetrinken sei es ohne Verkehr viel entspannter. „Man muss nicht bis vor die Theke fahren“, findet auch eine weitere Bensbergerin, „hier gibt es doch genug Parkplätze drumherum.“ Ihre Bekannte dagegen gibt zu bedenken: „Wir sind eine alte Stadt.“ Ältere Menschen müssten unbedingt die Möglichkeit haben, auf der Schloßstraße zu parken, wenn sie zum Arzt müssten.
Inzwischen ist eine Stunde vergangen. In der Fußgängerzone ist jetzt jeder freie Platz belegt, auch auf dem Bürgersteig. Ein Corsa steht sogar senkrecht zwischen einem Blumenkübel und den Stühlen eines Cafés.