Bergisch Gladbach – Es riecht nach frischer Farbe, die Beete sind noch nicht bepflanzt, doch ansonsten ist alles bereitet im neuen stationären Hospiz am Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach. Ab Montag werden die ersten drei Gäste einziehen, und Monika Brecht ist sicher, dass es nicht lange dauern wird, bis die acht Zimmer belegt sind: „Die Nachfrage ist riesig,“ weiß die Leiterin des Sozialdienstes.
Hospizplätze sind rar gesät
Denn Hospizplätze in der Region sind rar (siehe Kasten), und auch die neue Einrichtung wird eher ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Bisher war das Hospiz am Vinzenz-Pallotti-Hospital in Bensberg mit seinen elf Plätzen die einzige stationäre Einrichtung im südlichen Rheinisch-Bergischen Kreis. Zählt man Köln und die Nachbarkreise hinzu, kommt man insgesamt auf keine 100 Betten für eine Millionen-Bevölkerung.
Hospiz St. Marien am St.-Vinzenz-Krankenhaus Köln-Nippes, 11 Zimmer.
Hospiz St. Hedwig Köln-Rodenkirchen, 10 Zimmer.
Hospiz- und Palliativzentrum am Vinzenz-Palotti-Hospital Bensberg, 11 Zimmer plus 7 Betten in der Palliativstation.
Solinger Hospizverein PHoS, 10 Zimmer.
Hospiz St. Clara Troisdorf, 13 Zimmer.
Im Oktober eröffnet in Leverkusen das Hospiz- und Palliativzentrum PalliLev mit 12 Zimmern.
In der Pipeline ist zudem das Projekt Christliches Hospiz Bergisches Land in Remscheid.
Für Geschäftsführer Dr. Harald Januschewski ist die Eröffnung auch aus anderen Gründen ein „Meilenstein“, wie er bei ersten Besichtigungsrundgang sagt. „Damit unterstreichen wir den Anspruch, in jeder Lebenslage ein verlässlicher Ansprechpartner in der Region zu sein.“ Immerhin 20 Jahre hat es von der ersten Idee über die Gründung des ambulanten Palliativdienstes „Die Brücke“ bis zur Fertigstellung des stationären Hospizes am Quirlsberg neben dem neuen Seniorenzentrum An der Jüch gedauert.
Etwa eine Million Euro kostete der Bau
Zwei Jahre ist gebaut worden, etwa eine Million Euro hat das EVK dafür in die Hand genommen. Entstanden ist ein moderner Bau, der sich harmonisch in die Nachbarschaft einpasst. Die acht Einzelzimmer haben alle ein eigenes Bad und eine kleine Terrasse. „Das war uns wichtig, dass unsere Gäste auch an die frische Luft können,“ sagt Einrichtungsleiter Thomas Stokowy, auf dessen persönliche Anregung hin in jedem Gästezimmer ein bequemer Fernsehsessel steht, „damit auch die Angehörigen mal ein Schläfchen machen können“.
Das wichtigste aber ist das Team. 18 examinierte Pflegekräfte, die Hälfte von ihnen mit palliativer Zusatzausbildung, werden sich rund um die Uhr um die Bewohner kümmern, jeweils Zweierteams im Drei-Schicht-System. „Das ist Luxus,“ betont Harald Januschewski. Im Zusammenhang mit dem Sterben von „Luxus“ zu sprechen, klingt ein bisschen seltsam, aber der Klinikchef spielt auf die Tatsache an, dass die Betreuung für die Gäste komplett von Pflegeversicherung und Krankenkassen übernommen wird; das Hospiz muss fünf Prozent der Gesamtkosten (etwa 10-12 000 Euro pro Monat und Gast) über Spenden finanzieren. „Der Gesetzgeber hat entschieden, dass die Gesellschaft in Vorleistung gehen soll,“ betont Thomas Stokowy. Die Hospizbewegung sei in dieser Form von der Politik ausdrücklich gewünscht.
Menschen in der letzten Phase Lebensqualität ermöglichen
Eine Pflegekraft für zwei Patienten, das ist tatsächlich ein Betreuungskomfort, von dem „Kunden“ und Dienstleister im Gesundheitssystem normalerweise nur träumen können, weiß Pflegedienstleiterin Monika Meihack. Zwar werden die Gäste palliativmedizinisch betreut – entweder vom Hausarzt oder von sieben in Rhein-Berg niedergelassenen Ärzten, die eng mit dem Hospiz zusammenarbeiten.
Aber, so Meihack, es gehe hauptsächlich darum, „den Menschen in der letzten Phase des Lebens Lebensqualität zu ermöglichen“. Deshalb sind neben den hauptamtlichen 30 weitere ehrenamtliche Kräfte aus dem Brücke-Verein im Einsatz, die beispielsweise Essen anreichen oder den Gästen Gesellschaft leisten. Angehörige sind rund um die Uhr willkommen.