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Prozess gegen Gaunerpärchen in BensbergGebürtige Kölnerin soll bei Hauskäufen betrogen haben

Lesezeit 3 Minuten
Ein Richter sitzt in einem Sitzungssaal des Landgerichts an der Richterbank hinter Büchern mit der Aufschrift «StGB» und «Strafrecht». (zu dpa: «Urteil im Prozess gegen einen Mann u.a. wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern») +++ dpa-Bildfunk +++

Ein Richter sitzt in einem Sitzungssaal an der Richterbank hinter Gesetzbüchern.

Eine 59-jährige Sekretärin glaubte, noch einmal ihr Glück gefunden zu haben. Doch ihr falscher Märchenprinz entpuppte sich als Erzbetrüger, der sie ausnahm und in Bensberg auf die Anklagebank brachte.

War die 59-jährige Sekretärin nur Opfer ihres falschen Märchenprinzen oder hat sie selbst rote Linien überschritten und aktiv Makler, Bauherren und Handwerker im Rheinland und in Schleswig-Holstein geprellt? Das war der springende Punkt im Prozess um die Machenschaften eines Gaunerpärchens.

Jetzt verurteilte das Bensberger Schöffengericht die Mutter zweier erwachsener Söhne wegen Betrugs und Urkundenfälschung zu sieben Monaten Haft auf Bewährung. Ihr Ex-Lover, von dem sie sich längst getrennt hat, sitzt derweil eine dreijährige Haftstrafe im Norden ab.

Hauskäufe in Odenthal und in Malente

Laut Anklage soll die gebürtige Kölnerin Karin B. (Namen geändert) bei einem Hauskauf in Odenthal versucht haben zu betrügen und bei einem weiteren Kauf in Malente (Schleswig-Holstein) mit Erfolg betrogen haben. Auch habe sie eine Freundin im Rheinland um die Miete für eine Wohnung betrogen.

Gegen die recht nüchterne Anklage setzte Strafverteidiger Constantin Kirschbaum die Schilderung von der älter werdenden Frau, die nach vielen Jahren Alleinverantwortung für sich und die beiden Söhne froh und glücklich war, in einem Dating-Portal noch einmal den „Ritter in der glänzenden Rüstung“ zu treffen. Der sich um sie kümmerte, ihr so vieles abnahm und ihr eine Finanzierungsmöglichkeit für einen Hauskauf bei seinem Kumpel Paul vermittelte, der bei einer großen Privatbank arbeitete.

Falscher Kontoauszug mit 864.000 Euro Guthaben

Später ging es um einen weiteren Hauskauf in Malente, wo bei Pauls Bank als Sicherheit ein Kontoauszug von Karin B. mit einem Guthaben von 864 000 Euro präsentiert wurde. Indes war der Kontoauszug eine Fälschung und Paul gab es gar nicht.

Bei einer Reise des Pärchens durch Norddeutschland gab es weitere Straftaten, die anderswo die Justiz beschäftigten. Von unterschlagenen Luxus-Fahrzeugen war ebenso die Rede wie von unbezahlten Hotelrechnungen.

In Bensberg, wo ein erster Prozess im Februar geplatzt war, weil zum Auftakt keine Zeugen geladen worden waren und anschließend Corona dazwischen funkte, erschienen zur Neuverhandlung drei Zeugen: ein Unternehmer aus Solingen, ein Makler und ein Handwerker aus Malente.

Gestandene Geschäftsleute geprellt

Alle drei vermittelten nicht den Eindruck, dass sie Wolfgang K. für den Hauptschurken und Karin B. nur für ein missbrauchtes Opfer hielten. Auch wirkten alle drei Zeugen, gestandene Geschäftsleute im Alter von 49, 64 und 72 Jahren mit viel Berufserfahrung, auch nach mehr als drei Jahren Distanz immer noch entgeistert, dass sie 2019 zum ersten Mal im Leben so geprellt worden waren.

Indes blieben die Schäden überschaubar. Die von dem Betrügerpaar angestrebten Eigentumsübertragungen im Grundbuch blieben aus, da das Geld nicht floss. Jedoch hatte der Handwerker aus Malente teure Umbauten an dem Haus, das er dem Paar verkaufen wollte, vorgenommen. Der Makler schließlich verzichtete beim späteren Verkauf des Hauses an seriöse Käufer auf seine Courtage, um den Handwerker versöhnlich zu stimmen. Und die Mietforderungen ihrer Freundin hat Karin B. bereits beglichen.

Falsche Finca auf Ibiza

„Was machen wir jetzt mit der Angeklagten?“, fragte Richterin Birgit Brandes am Ende der Verhandlung in die Runde. Denn dass die Angeklagte auch Opfer war, erschien unzweifelhaft. Ihr Lover hatte sie, laut Brandes einem Heiratsschwindler sehr ähnlich, in seinen Bann gezogen, hatte ihr und ihren Söhnen eingangs etwas von einem Super-Schnäppchen, einer Finca auf Ibiza, erzählt, und damit auch bei ihr und den Söhnen 80.000 beziehungsweise 32.000 Euro abkassiert.

Auch für den märchenhaften Betrag von angeblich 860.000 Euro auf ihrem angeblichen Konto hatte er eine Erklärung: Da seien schon etliche Mieteinnahmen von der Finca aufgelaufen. Sie glaubte das, weil sie es glauben wollte, mittlerweile weiß sie, dass ihr Märchenprinz auf 29 Vorstrafen kommt. Geblieben sind ihr hohe Schulden. Mit dem Urteil blieb das Schöffengericht vier Monate unter der Forderung der Staatsanwältin.