Bergisch Gladbach – Acht Jahre lang hat Cornelia Sanio das Albertus-Magnus-Gymnasium in Bensberg geleitet. Jetzt geht sie in den Ruhestand. Uta Böker sprach mit ihr über die Herausforderungen in ihrem Beruf.
Frau Sanio, Schulleiterin zu sein, ist ein stressiger Job. Das klingt nicht nach einem Traumberuf. Machen Sie Ihrem Beruf trotzdem gerne?
Ich habe es nie bereut, den Schritt gemacht zu haben. Ich bin immer noch unglaublich gerne hier.
Schulleiter entscheiden über Budget, Personal und auch die Vermarktung von Schule. Wie viel Manager steckt in Ihnen?
Eine ganze Menge würde ich sagen. Das AMG hat die Größe eines mittelständigen Betriebs. Wenn man so will, bin ich Managerin von fast 1000 Schülern und knapp 90 Lehrern. Das alles unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach.
Wie schaffen Sie das?
Wichtig sind gute Arbeitsstrukturen, eine langfristige Terminplanung und gute Kommunikationswege, damit alle Beteiligten immer wissen, was, wann, wo stattfindet und aktiv in der Schule mitgestalten können.
Heißt das, Ihre Tür steht immer auf?
Ja, ich bin so gut wie immer erreichbar. Wenn meine Tür zu ist, dann wissen alle, dass ich ein vertrauliches Gespräch führe. Oder ich habe so viel Arbeit, dass ich sie für einen Moment Mal zu machen muss.
Zur Person
Cornelia Sanio (63) ist seit 2010 Schulleiterin am Albertus-Magnus-Gymnasium in Bensberg. Zuvor war sie vier Jahre lang als Stellvertreterin am Otto-Hahn-Gymnasium in Refrath tätig. Ihre Unterrichtsfächer sind Mathematik und Erdkunde. Bei der Abschiedsfeier am 10. Juli übergibt sie die Verwaltung der Schule an ihren Kollegen Rolf Faymonville. Die erfahrene Pädagogin lebt in Köln-Dellbrück, ist verheiratet und hat zwei Kinder. In ihrer Freizeit unternimmt sie gerne Reisen und möchte im Ruhestand das als Kind gelernte Klavierspiel wieder aufleben lassen. (ub)
Wo haben Sie das Managen gelernt? Im Studium?
Nein, die Lehrerausbildung befähigt einen nicht, Schulleiter zu werden. Ich komme aus einem Geschäftshaushalt. Vielleicht habe ich in der Beziehung ein bisschen etwas von meiner Mutter geerbt. Organisieren, gut verwalten, war immer etwas, was bei uns Zuhause die Grundlage für ein gutes Zusammenleben bildete.
Was ist die wichtigste Charaktereigenschaft eines Schulleiters?
Durchsetzungsvermögen, weil man manchmal Entscheidungen fällen muss, die nicht jedem gefallen. Und man braucht Visionen von einer pädagogischen Leitlinie für eine Schule. Und es muss gelingen, alle Gremien für diese Visionen zu gewinnen.
Wie sehen Sie die Rückkehr zu G9?
Hier in der Schule höre ich keine Stimmen, die das nicht wollen. Und wenn ich noch länger hier wäre, würde ich hoffen, dass dieser Prozess besser läuft, als damals die Umstellung von G9 zu G8. Ich fände es am allerbesten, wenn alle Schulen zu G9 wechseln würden. Damit es keine Zweiklassengesellschaft bei der Schulform Gymnasium gibt.
Am Anfang war ich bestimmt eine Skeptikerin. Dann habe ich mir gesagt, wir müssen es anpacken, damit es gut wird. Was hat das alles für eine Zeit gekostet, die Organisation des Langtags, des Mensabetriebs und der Übermittags- und Nachmittagsbetreuung! Alles Dinge, die aber voraussichtlich beim neuen G9 bleiben werden.
Sind Sie eigentlich früher selbst gerne zur Schule gegangen?
Ja, ich habe gerne gelernt, und bin meinem weitsichtigen Vater dankbar. Wo ich herkomme aus der Eifel, war es in den 60er Jahren nicht selbstverständlich, dass Mädchen aufs Gymnasium gingen.
Sind Sie im Unterricht eigentlich streng?
Streng würde ich nicht sagen. Ich fordere schon Leistung von meinen Schülern. Bin aber auch gerne bereit zu helfen, wenn sie eine Phase haben, wo es nicht so gut läuft. Es macht mir Freude, wenn sie Mathematik mit meiner Hilfe gut verstehen und im Idealfall sogar Freude daran finden. Aber das müssen Sie besser meine Schüler fragen.
Haben Sie Wehmut, wenn Sie daran denken, das letzte Mal Abi-Zeugnisse zu übergeben?
Ja, das wird schon ein wehmütiger Tag werden. Der Jahrgang, der jetzt Abitur macht, hat mit mir am AMG angefangen. Acht gemeinsame Jahre, das verbindet schon. Ich bin allen sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit, den Schülern, den Eltern und allen Kollegen und schulischen Mitarbeitern und für die vielen tollen Projekte, die wir gemeinsam umgesetzt haben.