Beliebter ChorleiterKantor Ludwig Goßner blickt auf 31 Jahre in Bensberg zurück
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Bergisch Gladbach – Die Antwort fällt Ludwig Goßner nicht leicht. Nicht, weil es nicht viel gab, was ihm besonders viel Freude bereitet hat, sondern eher, weil es zu viel war, was ihm in seiner Tätigkeit als Seelsorgebereichsmusiker in Bensberg gefallen hat. Der 66-Jährige sitzt an einem sonnigen Vormittag auf einer Bank im Schatten von St. Nikolaus und überlegt. „Wenn Kinder singen, die anfangs nur Brummer waren“, sagt er und lacht.
31 Jahre lang war Ludwig Goßner für die Kirchenmusik rund um St. Nikolaus zuständig. Er leitete den Kirchenchor inklusive Jugend- und Kinderabteilung und war so Jahrzehnte maßgeblich für die musikalische Ausrichtung der Gemeinde verantwortlich. Er machte aus brummenden Kindern singende. Seit dem 1. März ist Goßner Rentner.
Bensberger hilft in Köln aus
Wobei – nicht ganz. Bis zum Jahresende hilft er in St. Aposteln in Köln aus, dort war plötzlich die Stelle des Kirchenmusikers vakant geworden. Und weil Goßner mit der Kölner Gemeinde seit Jahrzehnten verbunden ist – dort erhielt er unter anderem seinen ersten Orgelunterricht –, übernahm er kurzfristig.
Über eine sogenannten Sonderkirchenmusikerstelle war Goßner 1991 nach Bensberg gekommen, zuvor hatte er in Troisdorf gearbeitet. Gebürtig kommt er vom Ammersee in Bayern, sein Studium führte in in den 80er-Jahren nach Köln, und im Rheinland blieb er. Noch heute lebt er mit seiner Frau in Bensberg, seine vier Kinder sind schon aus dem Haus.
Freundlicher Empfang an St. Nikolaus in Bensberg
„Es war damals ein sehr freundlicher Empfang“, erinnert er sich an 1991. „Die wichtigsten Leute waren mir damals schon sympathisch.“ Auch der Übergang von seinem Vorgänger Theo Gast, der ebenfalls lange an St. Nikolaus tätig war, verlief wenig holprig, sagt Goßner.
Der Kirchenmusiker übernahm den Erwachsenenchor, den Jugendchor und den Kinderchor. Die jungen Sängerinnen und Sänger mussten zwischenzeitlich sogar in sechs Gruppen aufgeteilt werden. Zu Höchstzeiten hatte er mehr als 100 Kinder und Jugendliche unter seinen musikalischen Fittichen. Als er aufhörte, waren es noch etwa 55.
Junge Sänger bei Jugend Musiziert erfolgreich
„Jedes Kind kann singen. Es muss nur lernen, wie“, ist Goßners Ansicht. In seinen Jahrzehnten habe er sehr viele talentierte Sängerinnen und Sänger gehört. Manche aus seinem Chor hätten sogar erste Preise bei Jugend musiziert geholt, das macht ihn stolz. „Es war überwiegend eine ganz hervorragende Zeit“, resümiert Goßner. „Die Arbeit mit den Leuten hat gepasst, mit der Gemeinde, mit dem Pastoralteam. So, wie man es sich nur wünschen kann.“
Wie sein Rentnerleben mal aussehen wird, weiß Ludwig Goßner noch nicht. Zwei Wochen Urlaub habe er im Sommer gerade mal gehabt, eine soll im Herbst dazukommen. Ansonsten gebe es durch seine Vakanzvertretung in Köln zu viel Arbeit. Aber ein ruhiges Rentnerleben scheint ohnehin nichts für den 66-Jährigen zu sein. Bevor der Anruf aus Köln kam, habe er schon einen Nebenjob als Werftarbeiter in Mülheim gehabt. „Also mach’ ich mir keine großen Gedanken, was ab 2023 kommt.“
Bensberger vermissen ehemaligen Kantor
Sein ehemaliger Chor jedenfalls vermisst ihn. „Wir vom Kirchenchor St. Nikolaus Bensberg sind sehr traurig, unseren hoch geschätzten Chorleiter gehen lassen zu müssen“, formulierte Chormitglied Alice Schopp in einem Text, den sie zu Goßners Abschied ins Schaufenster an der Kirchenwand gehängt hatte. Die Sängerin erinnerte an viele musikalische Höhepunkte mit Goßner.
Der Chor habe in den vergangenen drei Jahrzehnten unzählige niveauvolle Werke aufgeführt, unter anderem von Mozart, Bach, Orff und Monteverdi: „Wir blicken auf herrlichste Konzerte in verschiedenen Aufführungsorten, auf zahllose musikalisch gestaltete Festmessen und Gesangsabende, auf Chorfahrten, Fest und Ausflüge mit Ludwig Goßner zurück.“