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Witwe von Star-PianistGladbacherin Ute Kuhn kämpft auch mit 80 noch für ihr Paulchen

Lesezeit 4 Minuten

Mit ihrer Gesangsgruppe „Die Ute Mann-Singers“ war Ute Kuhn-Hellermann (l.) mit den ganz Großen auf Tournee.

Bergisch Gladbach – Mit einem Lächeln öffnet Ute Kuhn-Hellermann die Türe und schiebt einen Türstopper in den Eingang ihrer Wohnung. Sie sagt: „Den Paul nehme ich immer, um ein bisschen frische Luft reinzulassen.“ Auf dem Holzblock in der Türschwelle ist ein Foto von Paul Kuhn abgedruckt.

In diesem Jahr ist Ute Kuhn-Hellermann 80 Jahre alt geworden. An ihre Kindheit im Sauerland erinnert sie sich heute noch sehr gut: Schon als Zwölfjährige wollte sie „singend und tanzend die Welt bereisen“, erzählt sie. Diesen Traum verfolgte sie konsequent. Sie begann mit acht Jahren, Klavier und Gitarre zu spielen und finanzierte sich später als Zahnarzthelferin ihr Gesangs- Musikstudium.

Hindernisse überwinden

Auf Betriebsfesten und anderen Veranstaltungen sammelte sie erste Erfahrungen auf der Bühne. Mit der Begeisterung für Musik sei sie „von beiden Seiten geimpft“ worden, denn beide Elternteile hätten ebenfalls Musik gemacht. „Das ist ein Geschenk des Himmels“, betont sie. Ihre Mutter sei früh gestorben, aber Kuhn-Hellermann denke oft an sie. Ihr Vater sei von ihren Ambitionen eine erfolgreiche Musikkarriere zu starten, nicht so begeistert gewesen. Nach einem Streit sei sie ohne sein Einverständnis nach Köln gefahren, um ihren Traum zu verwirklichen.

Im Mai 1960 trat Ute Kuhn-Hellermann´mit dem Hazy-Osterwald-Sextett auf und schaffte dadurch den Sprung ins Show-Business: Sie ergatterte nach dem Auftritt ein Vorsingen in Köln, bei dem Günter Kallmann sie hörte und für seinen Chor engagierte. Damit ging ihr Traum in Erfüllung: Zwölf Jahre reiste sie mit dem Kallmann-Chor durch die Welt, eine Tour führte sie sogar nach Süd Afrika.

Durch Star-Allüren zum Erfolg

„Nach dieser erfolgreichen Tour haben sich natürlich alle als Weltstars gefühlt“, erinnert sie sich. Das habe die Stimmung innerhalb der Gruppe verändert und es habe Schwierigkeiten gegeben. Also verließ sie den Chor 1974. „Ohne Harmonie kann ich weder leben noch singen“, erklärt sie ihren Ausstieg. Sie begann ein betriebswirtschaftliches Studium und gründete kurz darauf ihre eigene Gesangsgruppe, die „Ute Mann-Singers“. „Wir waren wirklich gut“, sagt sie, während sie alte Fotos anschaut. „Die Mädels, die ich gefunden hatte, klangen einfach toll. Wir waren sehr professionell“, ergänzt sie. Die Gruppe betreute sie nicht nur musikalisch, sondern managte auch die Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit.

Ute Kuhn-Hellermann (vorne) und ihre Familie, zu der sie engen Kontakt hat.

Ute Kuhn-Hellermanns Träume haben sich mit dieser Gruppe erfüllt: Die „Ute Mann-Singers“ gingen zusammen mit Udo Jürgens, Roberto Blanco, Peter Alexander und Freddy Quinn auf Tournee. Als sie 1980 mit Udo Jürgens in Portugal spielten, lernte sie Paul Kuhn kennen. „Ich schlich mich in einen Schuppen, in dem er gerade sang“, erinnert sie sich.

Sie gehören zusammen

Als er fertig war, sprach Paul Kuhn sie an. „Ich wusste sofort, dass wir zusammengehören“, beschreibt sie das erste Treffen. Von da an waren die beiden unzertrennlich, Kuhn-Hellermann ermutigte den Schlager-Star, sein eigenes Orchester zu gründen und brachte ihn mit Peter Alexander zusammen. Sie rief bei seiner Frau an und erzählte, dass Kuhn frei sei und seine eigene Band hätte.

Alexanders Frau sei sofort begeistert gewesen und verabredete ein Treffen für ihren Mann und Kuhns Band. Da gab es nur ein Hindernis: „Zu der Zeit existierte die Band nur in meiner Vorstellung“, erzählt Kuhn-Hellermann und lacht. Die sei aber schnell gefunden worden und das erste Treffen mit Peter Alexander hätte besser nicht laufen können. Die Musiker gingen zusammen auf Tour und feierten einen „rauschenden Erfolg. Dieses Ensemble war ein Bonbon“, sagt die Sängerin.

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„Ich hatte schon ein tolles Leben“, sagt sie. Eine Schattenseite gebe es aber– die beschäftigt sie bis heute: der Steuer-Skandal, in den Paul Kuhn in den 1980er Jahren geriet. Sie ist von seiner Unschuld überzeugt und kämpft dafür, ihn zu rehabilitieren. Mit einem Blick auf drei Ordner, in denen die Unterlagen fürs Finanzamt zusammengefasst sind, verkündet sie: „Ich werde nicht aufgeben, bis überall zu lesen ist, dass mein Paul so unschuldig war wie ein Lamm.“