Die Heizungsanlage im Bensberger Rathaus ist kaputt. Die Stadt könnte vorangehen und eine klimafreundliche Wärmepumpe einbauen, hat aber einen anderen Plan.
„Schlechteste Vorlage aller Zeiten“Bensberger Rathaus bekommt vielleicht umstrittene Gasheizung
Viele private Hausbesitzer kennen die Situation nur zu gut. Die in die Jahre gekommene Heizanlage ist reparaturanfällig und der Fachmann prophezeit, dass das nicht mehr lange gut geht. So ist die Situation im Augenblick an der Gas-Heizanlage in Bensberg. Sie stammt aus dem Jahr 2001 und der Übergang vom Brenner zum Kessel ist gerissen. Alle Reparaturversuche sind gescheitert.
Ursprünglich wollte die Verwaltung im vergangenen Finanzausschuss beschließen, dass die Heizanlage ausgetauscht wird. Aber die Bensberger Heizanlage hat das Zeug, zum echten Politikum zu werden. Die Grünen sprachen von der „schlechtesten Vorlage aller Zeiten“ - Bürgermeister Frank Stein (SPD) zog die Vorlage komplett zurück.
Sollte Stadt Bergisch Gladbach Vorbild beim Klimaschutz sein?
Im Kern geht es um die Frage, ob die Stadt Bergisch Gladbach bei ihren Heizanlagen nicht eine ganz besondere Verantwortung, eine Vorbildfunktion hat. Politisch wird in den verschiedenen Ausschüssen großen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit gelegt. Es gibt zum Beispiel einen Wärmeplan für die Stadt.
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Unterm Strich läuft es darauf hinaus, dass alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt bis 2045 treibhausneutral, kosteneffizient und nachhaltig mit Wärme versorgt werden. Theresia Meinhardt (Grüne): „Wir werden alle Bürger überzeugen und bei der Energiewende begleiten müssen.“ Letztlich laufe es darauf hinaus, dass Gladbach nahezu flächendeckend auf Wärmepumpen umgestellt werden müsse. Rund 90 Prozent der Gladbacher Haushalte werden derzeit mit fossilen Brennstoffen beheizt. Und der Anschluss an ein Fernwärmenetz komme nur für sehr wenige Haushalte in Frage. Bleibt die Frage, was macht die Stadt?
Stadt Bergisch Gladbach setzt nicht auf Wärmepumpe
Zum Beispiel eben bei der Heizanlage in Bensberg. Der politische Anspruch ist klar formuliert. Gas und Öl als Energieträger fallen aus. Also müsste auch für die Anlage im Bensberger Rathaus nach einer umweltfreundlichen Variante gesucht werden. In der Vorlage der Stadt findet sich dazu kein Wort.
Stimmt nicht ganz. Wörtlich heißt es: „Bei einer Erneuerung der Anlage wird auf moderne Technik umgebaut werden, was eine Reduzierung der laufenden Kosten und eine Senkung des CO2-Ausstosses zur Folge hat.“ Die Kosten des Umbaus, so die Verwaltung, belaufen sich auf 244.200 Euro. Es steht zwar so nicht explizit in der zurückgezogenen Vorlage, aber es wird nicht an eine Umstellung auf Wärmepumpe oder Fernwärme gesetzt. Die alte Gasheizung soll durch eine neue ersetzt werden.
Bergisch Gladbachs Bürgermeister zieht Vorlage zurück
Angesichts der hohen Ziele der Stadt verständlich, dass Theresia Meinhardt (Grüne) diese umweltpolitisch vollkommen unambitionierte Vorlage kritisierte. Verständlich vor diesem Hintergrund auch, dass der Bürgermeister sie zurückzog.
Aber die Bensberger Heizanlage steht ja nur stellvertretend für wohl hunderte von Heizanlagen der Stadt. Schulen, Turnhallen und Bäder sind allesamt städtische Gebäude mit Heizanlagen, die meist in die Jahre gekommen sind. Es zieht sich ja wie ein roter Faden durch die vergangenen Jahrzehnte, dass diese Gebäude vernachlässigt worden sind - und mit ihnen die Heizanlagen.
Bergisch Gladbach hat kein Geld für neue Heizungsanlage
Bei den neuen Projekten wie Stadthaus und Zanders-Gelände ist festgeschrieben worden, dass sie nicht-fossil beheizt werden. Und nach dem städtischen Wärmeplan müssten alle städtischen Gebäude folgen. Für Kämmerer Thore Eggert (FDP) kann das aber nur sukzessive erfolgen. „Der Umbau der städtischen Gebäude auf nicht-fossile Energieträger ist das richtige Ziel - aber die Umsetzung schwierig.“
Angesichts der Kassenlage ist zeitnahe Umstellung aller Heizungsanlagen praktisch unmöglich. Und selbst wenn die Stadt beschließen würde, alle Heizungen umzurüsten, würde das an fehlenden Handwerkern und Material scheitern.
Mit anderen Worten ist es eben denkbar, dass die Heizanlage in Bensberg trotz des politischen Willens Vorbild zu sein, schlicht ausgetauscht wird: Neuer Gaskessel, für alten Gaskessel.
In der nächsten Vorlage der Stadt für die Bensberger Heizung werden diese Argumente dann sicher abgewogen. Es wird mit Sicherheit eine Vorlage von vielen Seiten. Und am Ende wird - wie in der zurückgezogenen Kurzfassung - vorgeschlagen, die Heizanlage für 244.200 Euro auszutauschen.