Ärzte-Aktion in Leichlingen715 Corona-Impfungen wie am Fließband
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Leichlingen – Nicht nur die Infektionen kommen in Wellen über uns, auch der Kampf gegen das Coronavirus hat Höhen und Tiefen. Bei ihrer öffentlichen Impfaktion am Samstag erlebten die Leichlinger Ärzte eine Nachfrage in Schüben – und wurden am Ende von einem Massenandrang überrollt. Es strömten so viele Menschen zur improvisierten Impfstation in der Verwaltungsnebenstelle Am Schulbusch, dass nicht alle versorgt werden konnten und einige Dutzend unverrichteter Dinge wieder umkehren mussten. Nach vier Stunden war der Impfstoff von Astrazeneca alle – 715 Portionen, das ergab die Nachzählung, sind wie am Fließband gespritzt worden. „Das war ein voller Erfolg“, freute sich Dr. Hartmut Jürgensen, einer der Initiatoren der Aktion, nach dem Marathon.
In den Räumen der Arbeiterwohlfahrt hatten sieben Arztpraxen fünf Impfstationen eingerichtet und für die Kampagne alle Astrazeneca-Vorräte zusammengezogen, die sie auftreiben konnten. Als der Awo-Vorsitzende Michael Altmeyer-Lange morgens kurz nach 8, zwei Stunden vor Impfbeginn, eintraf, standen bereits die ersten Leute vor der Türe. Eine Stunde vor der Öffnung warteten schon 50 Menschen hoffnungsvoll auf ihre Spritze. Und es sollten noch viel mehr werden.
Schleusen geöffnet
Bis 11 Uhr waren 200 Personen mit dem Vektor-Vakzin versorgt worden. Bis dahin ausschließlich Menschen älter als 60. Denn für diese Altersgruppe war die Sonderaktion ursprünglich ausgerufen worden. Dann setzte überraschend aber eine Flaute ein und es wurde leer vor der Verwaltungs-Nebenstelle, durch deren Eingang die Aspiranten zu den Impftischen in der Awo-Begegnungsstätte gelotst wurden.
Die Ärzte entschieden sich daraufhin, die Schleusen für alle zu öffnen, um keinen wertvollen Impfstoff verfallen zu lassen: Sie teilten mit, dass ab sofort auch Jüngere und sogar Einwohner aus umliegenden Gemeinden vorbei kommen dürften. Diese Nachricht verbreitete sich über die sozialen Medien, Facebook-Gruppen und Mundpropaganda sofort wie ein Lauffeuer. Aus allen Himmelsrichtungen strömten Impfwillige Richtung Freibad. Autos mit Kennzeichen aus Solingen, Leverkusen, Köln und dem Kreis Mettmann füllten die Parkplätze und verstopften die schmale Straße Am Schulbusch.
Entlang des Freibadzauns reichte die Schlange der Wartenden zeitweise länger als 300 Meter zurück bis zur Alten Holzer Straße. Aufgeregte Handy-Telefonate und besorgte Blicke auf die Uhr bestimmten die Atmosphäre und immer wieder gab es bange Nachfragen nach vorne, wie viel Impfstoff denn noch da sei, ob man eine Chance habe, an die Reihe zu kommen.
Kein Nachschub mehr
Angesichts des Andrangs begannen die Impf-Teams gegen 13 Uhr, ihre Vorräte zu zählen. Die Ärzte klemmten sich ans Handy und versuchten über ihre Kontakte zusätzliche Fläschchen aufzutreiben. Aber das gelang nicht. Dr. Hans-Christian Meyer, Leitender Arzt des Impfzentrum des Kreises, musste passen. Er hatte schon ein Kontingent für die Aktion zur Verfügung gestellt. Auch die Leichlinger Apotheken konnten nichts mehr nachliefern. „Wir haben alles rausgehauen“, bedauerte Dr. Stephan Krinke, dass der fehlende Nachschub das Nadelöhr der Impfkampagne ist.
Am Ende der Warteschlange wurde den immer noch Ankommenden derweil mitgeteilt, dass es nicht für alle reichen würde. Die ersten Enttäuschten setzten sich wieder ins Auto und drehten um. Die meisten gaben aber nicht auf und harrten aus, schickten Angehörige vor, um die Lage zu erkunden.
Am Eingang hatten die Helfer jede Menge Arbeit, die Unterlagen zu kontrollieren und Fragen zu beantworten. Auch Bürgermeister Frank Steffes eilte an die Kopierer, um die Formulare nachzudrucken, welche viele spontan aufgebrochene Patienten nicht dabei hatten. Acht Ärzte aus sieben Praxen (Bodenhausen, Hahn, Sartorius, Jürgensen/Krinke, Heinemann, Moschiri und Maaßen/Saupp) waren wie am Fließband beschäftigt, rund 20 ihrer Angestellten und sechs Ehrenamtler der Awo im Einsatz.
Gemeckert oder den bei manchen umstrittenen Astrazeneca-Impfstoff abgelehnt habe keiner, berichteten die Mediziner. Wer gekommen war, wollte auf jeden Fall endlich geimpft werden. Man sah glückliche Gesichter, viele frisch Geimpfte kamen mit Victory-Zeichen aus dem Ausgang und reckten die Arme froh in die Höhe. Unmittelbare Reaktionen auf den Einstich wurden keine beobachtet. Alle Impflinge wurden gebeten, noch eine Viertelstunde auf dem Hof abzuwarten.
Testballon ist gelungen
„Das war ein Testballon“, bilanzierte Dr. Hartmut Jürgensen zufrieden, „wir hatten ja keine Vorstellung, wie viele Leute kommen würden, ob 50 oder 5000. Wir haben die Aktion innerhalb einer Woche aus dem Boden gestampft.“ Da sie ein Erfolg war, überlegen die Ärzte, sie zu wiederholen, noch vor den Sommerferien. Für die am Samstag Geimpften soll es am Samstag 10. Juli, die zweite Dosis geben, dann wieder in den Awo-Räumen Am Schulbusch.