Radwege-AusbauAm Leverkusener Mühlengraben scheiden sich die Geister
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Leverkusen – Dass der Rad- und Fußweg am Mühlengraben, der vom Tierheim an der Reuschenberger Straße in Opladen zum Gut Reuschenberg in Bürrig führt, erneuert werden muss, ist unstrittig. Der Weg längs der Wupperinsel hat einige Schlaglöcher, die wassergebundene Oberfläche gerät bei Regen zu einer glitschigen Schlammschicht. Kein Weg, um mit dem Fahrrad ins Büro zu fahren, wie viele Berufstätige es dort inzwischen gern tun.
Doch wie gründlich soll der Ausbau erfolgen? Reicht eine gründliche Wegerneuerung in der bestehenden Form? Oder soll ein Vollausbau als Radfernweg mit einer drei Meter breiten Fahrbahn in Asphaltbeton erfolgen? Darüber stritt die Bezirksvertretung II in Opladen, ohne zu einer Entscheidung zu kommen.
Geld und Weltanschauung
Es geht dabei um finanzielle Fragen, aber auch um ein wenig Ideologie. Denn nichts Geringeres als die viel beschworene Verkehrswende, die Leverkusen sich zum Ziel gesetzt hat, soll hier nach Ansicht einiger Kommunalpolitiker am Exempel vollzogen werden.
Zwar hat die Stadtverwaltung die weitaus kostengünstigere Ausbauvariante für 310 000 Euro vorgeschlagen, die schon nächstes Jahr schnell und funktional umgesetzt werden könnte und für die das Geld im Haushalt eingeplant ist. Doch fanden sich im Bezirk viele Befürworter der Komfort-Variante in Asphaltbeton, die aber in der Art, wie sie von der Verwaltung durchgeplant worden ist, einigen Mehraufwand und ein Vielfaches an Kosten bedeuten würde.
So sollen dafür 22 Bäume gefällt werden, damit deren Wurzeln nicht hinterher den Weg von unten beschädigen. Wegen der Nähe des Oberflächengewässers Mühlengraben müsste das Wasser von diesem Weg vorbehandelt werden, was eine Kanalisierung über 1100 Meter Wegstrecke und einen Kanalanschluss über weitere 1000 Meter an den Mischwasserkanal bei Gut Reuschenberg erfordern würde.
Alles in allem wäre man schnell bei 2,5 Millionen Euro. Außerdem hätten die Technischen Betriebe Leverkusen dafür zurzeit keine Planungskapazität, wusste Reinhard Schmitz, Leiter der Stadtplanung. „Da kommen wir umsetzungstechnisch so schnell nicht zu Potte.“
Für die Verkehrswende
Man müsse die Angelegenheit auch wirtschaftlich betrachten, meinte Markus Pott (Opladen plus). So ein Asphaltweg halte einige Jahrzehnte, während die Billig-Variante in fünf Jahren schon wieder erneuert werden müsse. Bei so einer wichtigen Trasse solle man es lieber gleich richtig machen. Und sein Fraktionskollege Oliver Faber unterstrich, dass Leverkusen einen enormen Nachholbedarf an ordentlichen Radwegen habe. „Für eine Verkehrswende brauchen wir bessere, asphaltierte Radwege.“
Quer durch die CDU verläuft in dieser Frage eine Meinungsverschiedenheit, die in der Bezirksvertretung auch engagiert ausgetragen wurde. Während die Bürrigerin Irmgard von Styp-Rekowski sich vehement für die Asphaltierung einsetzte – „sonst kann man den versifften Weg bei Regen nicht benutzen und saut sich nur ein“ –, hielt der Quettinger Lucas Melzig entgegen, dass hier die pure Geldverschwendung geplant werde.
Geteerte Waldwege
22 Bäume weniger, aufwendige Kanalisierung, Entschlammung im Pumpwerk und noch ein Kanal hintendran. „Und werden wir dann in Zukunft alle Waldwege teeren für die Radfahrer? Mir wäre eine ordentliche Radwegeverbindung von der Schusterinsel bis zum Tierheim erheblich wichtiger.“
Von mehreren Seiten kamen Zweifel daran auf, dass die Entwässerung so aufwendig ausfallen müsse wie von der Stadtverwaltung behauptet und dass so viele Bäume geopfert werden müssten. „22 Bäume fällen, um einen bestehenden Radweg zu verschönern? Das kann man nicht machen“, befand Dirk Danlowski (Grüne).
Und Willi Baumhögger (CDU), der auch dem Leverkusener Naturschutzbeirat vorsitzt, sah trotz und auch wegen des dort bestehenden Landschaftsschutzes keinen Anlass für großartigen Kanalbau: „Wenn man die Asphaltfläche ganz leicht anschrägt, so dass Regenwasser vom Mühlengraben weg unter die Bäume abfließt, ist das Reinigung genug.“ Schließlich handele es sich hier um einen Rad- und Gehweg, nicht um eine Autostraße.
Wie es nun weitergehen soll? Die eigentlich ortskundigen Stadtteilpolitiker wollen einen Ortstermin ansetzen und sich die Situation noch einmal Baum für Baum anschauen. Ihre Entscheidung für eine Ausbauvariante wollen sie dann noch vor den Sommerferien treffen.