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Opladen nach dem KriegReise zum demokratischen Neuanfang

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Die zerstörte Kölner Straße im Jahr 1945. Der „Stadt-Ratsausschuss“ sollte Opladens Wiederaufbau organisieren.

  1. Der „Stadt-Ratsausschuss“ kam in Opladen am 9. Mai 1945 erstmalig zusammen.
  2. Einberufen wurde dieser von Karl Voos, der bereits Mitte April von der amerikanischen Militärregierung das Amt des Bürgermeisters übertragen bekommen hatte.
  3. Der Ausschuss sollte Opladens Wiederaufbau organisieren.

Leverkusen – Als hätte Corona nicht schon gereicht: Nicht nur, dass der Opladener Geschichtsverein den Vortrag vom Vereinsvorsitzenden Michael D. Gutbier zum Thema „1945 – Vor 75 Jahren: Stadt-Ratsausschuss in Opladen“ um drei Monate verschieben musste – am Ende hätte fast noch ein Reifenplatzer auf der Autobahn bei Düsseldorf den Referenten ausgebremst. Doch enttäuscht wurden die Geschichtsinteressierten, die sich unter Corona-Auflagen im Evangelischen Gemeindezentrum am Bielert eingefunden hatten, nicht.

Schwerer Neuanfang

Anschließend an seinen Vortrag vom März, der das Kriegsende im Rheinland unter besonderer Berücksichtigung Opladens in den Blick nahm, fragte Michael Gutbier diesmal nach den Bedingungen des demokratischen Neuanfangs nach den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs am Beispiel des „Stadt-Ratsausschusses“, der in Opladen bereits am 9. Mai 1945 erstmalig zusammentrat. Einberufen wurde dieser von Karl Voos, der bereits Mitte April von der amerikanischen Militärregierung das Amt des Bürgermeisters übertragen bekommen hatte.

Bürgermeister Karl Voos 

Anhand einer von Voos vorbereiteten Erklärung, die die zehn zur Mitarbeit eingeladenen Ausschussmitglieder unterzeichneten, lassen sich noch heute ihre Motive, aber auch die immensen Aufgaben nachvollziehen: „Frei von allem nationalsozialistischen und militaristischen Gedankengift“ galt es, „aus dem Trümmerhaufen“, vor dem die Opladener und Opladenerinnen standen, „wieder in einigermaßen geordnete Verhältnisse“ zu kommen.

Geschichtsvortrag mit Abstand in der Villa Römer.

Konkret, so Gutbier, habe dies für die Angehörigen des Stadt-Ratsausschuss zunächst vor allem bedeutet, die Verwaltung der Stadt zu reorganisieren und zu entnazifizieren, sowie die mehr als schwierige Versorgungslage der Bevölkerung so weit als möglich zu verbessern.

NS-Täter ausgeschlossen

Gutbier betonte, dass die aus unterschiedlichen politischen Lagern kommenden Politiker dabei nicht nur äußerst pragmatisch vorgingen, sondern auch vorausschauend: So wurden zwar nationalsozialistische Täter konsequent von einer zukünftigen Mitarbeit in der Stadtverwaltung ausgeschlossen – dies, so Gutbier, vor allem ein Verdienst des KPD-Politikers Andreas Hollinger –, eine darüber hinausgehende Spaltung der Bevölkerung aber wollte man unbedingt vermeiden. Die Herausforderungen, denen man sich gegenüber sah, etwa die Wohnungsnot und die Flüchtlingstrecks aus dem Osten, waren auch so schwer genug zu lösen.

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In einem knappen halben Jahr, bis zur letzten Sitzung des Stadt-Ratsausschusses am 21. Dezember 1945, habe das Gremium die Grundlagen für die zukünftige demokratische und strukturelle Entwicklung Opladens legen können. Die Einführung des britischen Systems mit einem Stadtdirektor und einem Bürgermeister sowie die erfolgreiche Durchführung der ersten Stadtratswahl 1946 habe maßgeblich von den durch den Stadt-Ratsausschuss geschaffenen Strukturen profitiert.

Nicht ohne Grund, so Gutbier, sollten die Ausschussmitglieder noch über viele Jahre als Ratsmitglieder die Geschicke der Stadt mitbestimmen.