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Infotafeln an Balkantrasse„Mit Mythos aufräumen, Leverkusen hätte keine Geschichte“

Lesezeit 3 Minuten

Michael Gutbier (vorn rechts) vom Opladener Geschichtsverein stellte die neuen Infotafeln an der Balkantrasse vor.

Leverkusen – „Wir wollen mit dem Mythos aufräumen, die Stadt Leverkusen hätte keine Geschichte“, verkündet Arne Buntenbach. Der Schatzmeister des Opladener Geschichtsvereins (OGV) steht am Beginn der Balkantrasse vor einem großen Foto des alten Bahnhofs Opladen. Hier, zwischen vorbeirumpelnden Zügen und eiligen Radfahrern, ist der erste von zwölf neuen Infotafel-Standorten. In Zusammenarbeit mit dem Förderverein Balkantrasse ist so ein Rundweg entstanden. Schon seit 2016 können neugierige Spazierengänger die historischen Informationen zu den zehn Punkten entlang der Strecke online abrufen.

Die Idee sei schon lange dagewesen, berichtet Buntenbach. Eine Genehmigung der Stadt, auch analog Informationstafeln aufzustellen, habe seitdem auf sich warten lassen. „Es war zäh“, urteilt Petra Haller, Vorsitzende des Fördervereins. Die Recherchen und die Planung ließen sich in der „Lockdown“-Zeit gut von zu Hause aus erarbeiten.

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Schließlich war es so weit: Die Schilder wurden von Ehrenamtlichen des Fördervereins Balkantrasse angebracht und können nun entlang der Balkantrasse bestaunt und gelesen werden. Fünf großformatige Fotos bieten Aussichten auf heute nicht mehr existierende historische und kulturelle Sehenswürdigkeiten. Zehn kleinere Schilder ergänzen die zugehörigen Daten und Erläuterungen.

Per Audioguide

Online kann man sich die Informationen auch per Audioguide vortragen lassen, wie im Freilichtmuseum. „Doch es ist natürlich noch viel besser, dass jetzt jeder, der den Weg entlanggeht oder fährt, die Geschichte vor Ort hat“, freut sich Buntenbach. Und tatsächlich: „Kaum hingen die Tafeln, standen schon die Leute davor“, ergänzt seine Kollegin Renate Blum. Zu den zehn Stationen kommen zwei Übersichtstafeln, jeweils am Eingang und am Ausgang der Balkantrasse, die in die gesamte Geschichte der Trasse einführen. QR-Codes auf den Schildern aus stabilem Material verlinken das Analoge mit dem Digitalen.

„Und nachdem man sich Kultur und Geschichte zu Gemüte geführt hat, setzt man sich gern auf eine Bank“, weiß Petra Haller. Deshalb sollen noch zwei neue Bänke und eine Picknick-Garnitur mit Tisch entlang der Route aufgestellt werden. „Trainspotter-Bank“ heißen diese Sitzgelegenheiten auch, da sie natürlich gut dazu geeignet sind, Züge zu beobachten und zu fotografieren. Derzeit kann jeder die Strecke für sich entdecken, doch sobald es wieder erlaubt sei, will der OGV Gruppenführungen anbieten.

Auch die weiteren bestehenden Rundwege in Opladen will der Geschichtsverein mit Hinweistafeln ausstatten. Das bedeutet, in den Siedlungskernen der Innenstadt, auf dem Weg zum Opladener Bauverein, in der Neuen Bahnstadt und auf dem Weg zum Villen- und Industrieviertel an der Wupper kann man sich ebenfalls sehr bald zu Fuß und zu Rad fortbilden. Die Routen, die die Industriegeschichte miteinbeziehen, sollen sogar überregional in die „Industrieroute Rheinschiene“ aufgenommen werden. So will man sich mit anderen Städten vernetzen und den weißen Fleck, den die Stadt in diesem Bereich noch bilde, beseitigen. „Und dann haben wir vor, auch den Rest von Leverkusen zu erschließen“, berichtet Buntenbach. Mit den Kooperationspartnern wie dem Gemeinnützigen Bauverein Opladen und dem Förderverein rheinische Industriekultur, sei man sehr optimistisch, dass dies schnell gelinge.

„Die Balkantrasse im preußischen Jahrhundert“ ist auch virtuell zu bestaunen, auf der Führungs-Plattform „Izi Travel“. www.izi.travel/de