Bei der Juniorwahl bestimmen die Schülerinnen und Schüler zwar nicht das deutsche Parlament, lernen aber in der Praxis, wie die Wahl abläuft.
JuniorwahlOberbergs Jugend probt den Urnengang – Kreisweit machen 25 Schulen mit

Zum allerersten Mal beteiligt sich auch die Realschule Wipperfürth an einer Juniorwahl. Dort wurden am Mittwoch die Kreuze gemacht.
Copyright: Siegbert Dierke
Am Mittwoch gingen die Schülerinnen und Schüler der Bundesrepublik an die Urne: Bei der Juniorwahl bestimmen sie zwar nicht das deutsche Parlament, lernen aber in der Praxis, wie die Wahl abläuft. 25 oberbergische Schulen nehmen diesmal teil. Auch an der Hermann-Voss-Realschule in Wipperfürth wird gewählt: Es ist das erste Mal, dass die Schule bei der Juniorwahl mitmacht. Zuvor hatten etwa 220 Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen von ihren Lehrkräften eine Wahlbenachrichtigung erhalten. Konrektor Martin Mombauer sieht in der Juniorwahl ganz praktische Vorteile für seine Schützlinge: „Unsere Zehntklässler dürfen dieses Jahr bei den Kommunalwahlen wählen. Das ist jetzt ein toller Vorlauf.“
In den vergangenen Wochen hatten sich die Jugendlichen ausführlich über Kanzlerkandidaten und Parteien, das deutsche Wahl- und das politische System informiert. Jetzt können sie ihr Kreuz machen. Ungeduldig kommen die jungen Leute in den zum Wahllokal umfunktionierten Klassenraum. Dort warten Wahlkabinen auf sie und ein aus Schülern bestehender Wahlvorstand, der die Wahlbenachrichtigungen der Mitschüler überprüft und ihnen die Stimmzettel übergibt.
Schülerinnen und Schüler haben keinen Favoriten fürs Kanzleramt
Mit im Wahlvorstand sitzt auch Paul Offermann. „Das ist spannend und besser als Unterricht“, sagt der Neuntklässler verschmitzt und betont: „Es ist cool, wenn wir Schüler das auch mal machen können.“
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Die Stimmzettel sehen aus wie echte: links die Erststimme für die Direktwahl, rechts die Zweitstimme für die Parteien. Sind die Kreuze gemacht, wird der Zettel gefaltet und in eine vom Juniorwahlen-Projekt bereitgestellte Wahlurne geworfen. Das Lehrpersonal wird die Stimmen später auszählen und online an das Projekt übermitteln. Der erste eigene Wahlgang kommt bei den Schülern gut an. „Man sammelt Erfahrung“, findet Ben Bremerich aus der 10a. Vor der Juniorwahl hatte er wenig Bezug zur Politik, das soll sich jetzt ändern. „Ich will mich mehr damit befassen“, sagt Bremerich.
Auch bei seinen Stufenkollegen findet das Projekt Zustimmung. „Ich finde gut, dass junge Leute ihre Meinung einbringen können“, sagt ein Schüler. Er hat sein Kreuz gerade bei der AfD gemacht. Er ärgert sich über das Bürgergeld, auch das Thema Frieden bewegt ihn. Meinungen zu äußern und die Stimme einzubringen, treibt auch Loisa Hermann an. „Ich mag es, dass man sich hier Gedanken über Politik macht“, verrät die Zehntklässlerin. Für die Teilnahme an der richtigen Bundestagswahl ist sie diesmal noch zu jung, aber sie freut sich auf ihren ersten „echten“ Urnengang. „Es ist wirklich wichtig, daran teilzunehmen“, bekräftigt Hermann.
Dass im Unterricht wegen der Juniorwahl noch mehr über Politik gesprochen wurde, gefällt auch den Neuntklässlern. „Das war eine gute Abwechslung“, findet Adem Karakus, der sich ebenfalls fleißig informiert hat. In den Fernsehrunden der Kanzlerkandidaten entdeckte er allerdings keinen Favoriten: „Alle haben positive und negative Seiten“, findet der 15-Jährige. Die bundesweiten Ergebnisse der Juniorwahl werden veröffentlicht, allerdings erst nach dem Wahlsonntag.