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Serie

„Mein ältester Schatz“
Wiehler Pensionär hält Quickly-Moped in Ehren

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann lehnt auf einem Moped.

Mit einem knalligen Gelb anstelle des zarten Rosafarbtons hat Rainer Winkels seine NSU Quickly versehen.

Im Rahmen unseres Sommerwettbewerbs „Mein ältester Schatz“ stellen wir Rainer Winkels vor. Sein Quickly-Moped wurde ihm einst von seiner Tante überlassen.

Der zartrosa Farbton erschien dem jungen Studenten nicht cool genug. Darum lackierte er das Gefährt um in ein knalliges Gelb. Heute bereut Rainer Winkels (69) diesen drastischen Schritt. Auch sonst trägt das Moped Gebrauchsspuren aus sechs Jahrzehnten, manche Beulen und allerlei nicht-originale Ersatzteile. Der Sammlerwert ist deshalb weitaus geringer als der ideelle Wert für den stolzen Besitzer aus der Wiehler Ortschaft Remperg.

„Die NSU Quickly“, schreibt Wikipedia, „war ein Moped, das erstmals 1953 zur Internationalen Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung (IFMA) präsentiert und bis 1966 produziert wurde. Es erreichte große Stückzahlen und trug zur Massenmotorisierung im Zuge des Wirtschaftswunders bei.“ Winkels Zweirad wurde 1958 angeschafft, damit seine Tante Inge Wirths die zehn Kilometer lange Anfahrt von ihrem Wohnort in Morsbach-Rolshagen zur Arbeitsstelle als Näherin in Reichshof-Denklingen schneller und komfortabler bewältigen konnte. Mit 1,3 PS und 49 Kubik bringt es das Moped auf beachtliche 40 Stundenkilometer.

Von Rolshagen nach Denklingen

1963 gab Tante Inge die Stelle auf, mehr als zehn Jahre lang stand die Quickly weitgehend ungenutzt im Schuppen. „Mein Vetter hat damit einmal unerlaubt eine Runde gedreht und prompt einen Vergaserbrand verursacht“, erinnert sich Rainer Winkels.

In ihren Neffen aus Remperg hatte Tante Inge offenbar mehr Vertrauen, jedenfalls überließ sie ihm 1975 das Moped, damit dieser von seiner Bude in Köln-Sülz zur Uni fahren konnte, an der er das Studium der Sonderpädagogik aufgenommen hatte. Seine schönste Quickly-Erinnerung verbindet Rainer Winkels mit einer Fahrt von Remperg nach Recklinghausen: Dort hatte er in den 1980er Jahren seine erste Stelle als Förderschullehrer aufgenommen. Für die Distanz von 125 Kilometern brauchte er an diesem schönen Sommertag etwa viereinhalb Stunden. „Da lernt man das Ruhrgebiet ganz anders kennen.“

4430 Kilometer stehen auf dem Tacho, seitdem dieser stehengeblieben ist. „Tatsächlich sind es bestimmt 10 000“, schätzt Winkels, auch wenn das Moped in den vergangenen 30 Jahren nur noch selten zum Einsatz kam. Zur Roseggerschule im Stadtzentrum von Waldbröl, seiner Arbeitsstelle bis zum Ruhestand, fuhr er von Remperg dann doch lieber mit dem Auto.

Fahrunterricht in Waldbröl

Ein richtiges Motorrad hat sich Winkels nie zugelegt, seine Erfahrungen auf zwei flotten Rädern halfen ihm aber dabei, als er später regelmäßig für seine Schule im Waldbröler Verkehrsgarten Kurse zur Vorbereitung auf den Mofa-Führerschein leitete. „Die jungen Förderschüler waren sehr motiviert. An der Theorie hatten sie aber immer hart zu knacken.“

Dann und wann fuhr Rainer Winkels noch mit seiner bis heute fahrtüchtigen Quickly runter in die Stadt, um dort Boule zu spielen, aber auch das ist vorbei. Das klimaschädliche Gefährt passe nicht mehr in die Zeit, findet Winkels. „Es macht ziemlich viel Lärm und verpestet die Luft.“ Lieber nimmt er sein E-Bike.

Die Quickly hält er aber in Ehren. Sie ist ja noch vier Jahre jünger als er selbst, und er will ja auch nicht zum alten Eisen zählen. Neuerdings gibt noch ein anderes Oldtimer-Fahrzeug im Hause Winkels. Ehefrau Mari hat von ihrem Vater einen alten Eriba-Wohnwagen geerbt, mit dem sie sich irgendwann einmal in Maris Heimatland Spanien aufmachen wollen.

Und was wird aus der Quickly? Bevor er sie an seiner Tochter vererbt, müsse sie sich erst als würdig erweisen, sagt Rainer Winkels und lächelt: „Als sie das erste Mal damit gefahren ist, hat sie gleich etwas kaputtgemacht.“