„In bester Verfassung“Neue ZDF-Satire teilweise in Oberberg gedreht
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Wiehl – Aufsehen im Wiehler Stadtzentrum: Am Dienstag wollte ein wilder Mob einen türkischen Imbissbetreiber lynchen. So zumindest hat es das Drehbuch vorgesehen, das bei den Filmaufnahmen vor der Pizzeria „Buon Appetito“ an der Schulstraße maßgeblich war. Wie bei solchen Aktionen üblich, rückte das Team mit einem großen Tross an, die Schulstraße war gesperrt.
Die Filmleute hatten sich dafür bei der Stadtverwaltung eine ordentliche Genehmigung besorgt. Auch die Bitte, dass der sonst störend plätschernde Rathausbrunnen abgestellt wird, wurde erfüllt. Später wird es noch Innenaufnahmen geben, auch in der Tropfsteinhöhle wird gedreht.
Regisseur stammt aus Ruppichteroth
Eigentlicher Drehort bis zum 8. August ist aber Ruppichteroth. Regisseur Joseph Bolz ist nämlich in Ruppichteroth-Schönenberg aufgewachsen. Mit der Warner Bros. Filmproduktion dreht er im Auftrag des ZDF die Polit-Satire „In bester Verfassung“. Gudrun Landgrebe („Die flambierte Frau“) spielt eine Hauptrolle.
Kürzlich haben die Produzenten Martin Brindöpke und Gabriele Meyer das Projekt zusammen mit Regisseur und Autor Bolz in Ruppichteroth vorgestellt. Die Geschichte: Zwei schräge Verfassungsschützer sind von der Hauptzentrale auf ihrer Station im Bergischen vergessen worden. Das soll sich nun mit der Auflösung der Station ändern. Bevor steht der Wechsel nach Berlin. Diese Aussicht vor Augen, kommen die beiden auf die Idee, ein Terrorvideo zu drehen, das ihre unbedingte Präsenz vor Ort rechtfertigen soll. Aber die Lage eskaliert.
Hauptspielort ist die alte Schule in Ruppichteroth. „Sie steht leer. Wir werden ein Zimmer taubenblau streichen und zum Niederlützeler Rathaus umfunktionieren“, verriet Brindöpke. Für die Serie wird der Ortsname in der Serie „Niederlützel“ sein. Gedreht wird zudem in zwei Privathäusern, das Wirtshaus St. Severin wird in ein griechisches Restaurant umfunktioniert.
Der 33-jährige Filmemacher Bolz führt nicht nur Regie, er hat auch das Drehbuch geschrieben. „Es ist reizvoll, ein ernsthaftes politisches Thema mit Comedy zu verbinden“, sagt er. „In der komplett fiktiven Serie geht es darum, wie wir alle mit möglicher Terrorgefahr umgehen, und wie schnell sich ein beschaulicher Ort radikalisieren kann.“
Was sprach für Ruppichteroth und Wiehl als Drehorte? „Ich habe hier schon zwei kleinere Projekte gedreht und gute Erfahrungen gemacht“, sagt Bolz. „Wir suchten einen beschaulichen Ort und haben uns in der Eifel und im Bergischen auch andere Locations angesehen. Der offene Menschenschlag hier ist der entscheidende Unterschied gewesen.“ Bolz sagt: „Die Region ist wunderschön. Ich würde sofort wieder hier wohnen, wenn es beruflich möglich wäre.“
Acht Folgen, jede etwa acht bis zehn Minuten lang, sollen zuerst als Web-Serie gezeigt werden. Geplant ist, dass die Folgen im Winter über die Mediathek des ZDF im Netz abrufbar sind. Die Langfassung von 80 Minuten wird im Zweiten Programm im „Kleines Fernsehspiel“ vermutlich sechs Wochen später gesendet.
Die erforderlichen 50 Komparsen hat der Bürgerverein Ruppichteroth zusammengetrommelt. Deren Tantiemen will er für die Weihnachtsbeleuchtung einsetzen. „Ein schöner Deal“, findet Produzent Martin Brindöpke.