Burg BiebersteinSagenumwobenes Gemäuer verfällt
- Burg Bieberstein in Wiehl ist nur noch eine Ruine.
- Doch umranken viele Sagen die Reste des Gemäuers.
- Eine davon handelt von einem goldenen Pflug im Keller der Burg.
Wiehl – Die Burg Bieberstein im Westen der Gemeinde Reichshof an der Grenze zu Wiehl ist seit langem eine Ruine. Manche sagen: ein Steinhaufen. Selbst der ist kaum noch sichtbar. Liegt es an der versteckten Lage auf einem Felssporn über der Wiehl?
Einst war sie gut gewählt, denn von dort aus hatten die Bewohner volle Kontrolle über die „Brüderstraße“, den alten Handelsweg von Köln nach Siegen. Heute ist dies die stark befahrene Oberwiehler Straße (L 336).
Autofahrer, die nach der Ruine Ausschau halten, riskieren Kopf und Kragen. Die Straße ist eng, ohne Rad- oder Fußweg. Hinweise auf den historischen Ort fehlen. Was sollten sie auch verkünden? Stattdessen warnt ein Schild: Vorsicht, Steinschlag!
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Immerhin führt der X22, der „Kurkölner Weg“, Hauptwanderstrecke des Sauerländischen Gebirgsvereins, zwischen Remperg und Grünenbach an der Ruine vorbei. Der Einstieg von der Wiehlaue her ist schwer zu finden. Brusthoher Wildwuchs ist am besten mit angehobenen Armen zu durchqueren, wenn man den Brennnesseln ausweichen will. Der Straßenlärm ist ständiger Begleiter. Nach wenigen Metern steht man vor den Resten der seit 1342 bezeugten Burg. Überwuchert von allem, was hier schnell wächst.
Der Verfall begann schon Mitte des 19. Jahrhunderts
Man ahnt eine rund drei Meter hohe Mauerecke, steht dann auf der Felsnase und kann von dort den Abzweig nach Brüchermühle sehen. Um die Steine herum zu gehen verwehrt ein Zaun, der Unfälle verhüten soll.
Der Verfall begann Mitte des 19. Jahrhunderts, als der letzte Bewohner, ein Sayn-Wittgensteinscher Förster, das Gebäude aufgab. Der Wiehler Heimatforscher Wilhelm Idel zeichnete 1885 ein dreigeschossiges Haus. 1958 wurden die verbliebenen Reste gesichert. Seit 1980 steht das Haus in der Denkmalliste des Kreises.
Das ursprüngliche „Hus zu Bevirstein“ galt als uneinnehmbar, war nur durch eine Leiter zugänglich, die man einziehen konnte. Die Sage erzählt, dass ein unterirdischer Gang bis nach Grünenbach führte. So konnte man eine Belagerung überstehen und dem Feind zum Hohn einen Hasen oder Kohlkopf an einer Lanze zeigen: Wir haben’s reichlich!
Erzählt wird auch von sechs Kellern übereinander, in denen ein Raubritter seine Beute hortete, unter anderem einen goldenen Pflug. „Bis heute ist es noch keinem gelungen, in diese Tiefe zu dringen“, heißt es in den „Sagen des Oberbergischen Landes“ (gesammelt von Heinrich Kleibauer, Verlag Gronenberg, Gummersbach). Auch den Versorgungsgang hat man nicht finden können.
Geplündert wurde die Burg aber doch: Steinräuber bedienten sich an der Ruine für ihre Bauvorhaben. Legal wurden 1958 Teile der alten Ringmauer für den Straßenbau abgetragen.
Heute gehört das Denkmal dem Oberbergischen Kreis. Gabriele Keil-Riegert leitet das Amt für Immobilienwirtschaft. Zur Verkehrssicherung an der L 336 werde das Gelände regelmäßig begangen, sagt sie. Die Verbuschung bekämpft man zweimal im Jahr, im kommenden Herbst wird wieder geschnitten. Ein Kellerraum wurde wieder geschlossen, weil ungebetene Gäste sich dort eingerichtet hatten.
Eine Attraktion wolle und könne man aus dieser gefährlichen Anlage nicht machen, sagt die Amtsleiterin. Auch Bernd Bosco vom Sauerländischen Gebirgsverein, der sich um die Wanderwege kümmert, kennt die Situation. Sichern und freischneiden sind seine Optionen.
Was weitererlebt, sind die sagenhaften Geschichten. Zum Beispiel darüber, wie das hohe Homburger Gericht die Raubritter und ihr Gesindel bestrafte, die von der Burg aus loszogen: Sie mussten „mit des Seilers Tochter am Abbenrother Galgen Hochzeit feiern“.