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PhotovoltaikIn Waldbröl soll der Strom dort fließen, wo Menschen einkaufen

Lesezeit 4 Minuten
Den Parkplatz des Fachmarktzentrums am Raabeweg in Waldbröl sieht die SPD als geeigneten Platz für eine große Photovoltaik-Anlage. Jetzt sollen die Stadtwerke prüfen, ob der Bau tatsächlich möglich ist. Das Foto zeigt das Gelände von der Brölbahnstraße aus.

Den Parkplatz des Fachmarktzentrums am Raabeweg in Waldbröl sieht die SPD als geeigneten Platz für eine große Photovoltaik-Anlage. Jetzt sollen die Stadtwerke prüfen, ob der Bau tatsächlich möglich ist. Das Foto zeigt das Gelände von der Brölbahnstraße aus.

Der fast 8000 Quadratmeter große Parkplatz des Fachmarktzentrums am Raabeweg ist nach Ansicht der SPD geeignet für eine Photovoltaik-Anlage.

Auf der Suche nach freiliegenden und vor allem großen Flächen für den Bau von Photovoltaik-Anlagen in Waldbröl ist die Ratsfraktion der SPD bereits fündig geworden: Ins Auge gefasst hat der Stadtverordnete Wastl Roth-Seefrid den fast 8000 Quadratmeter großen Parkplatz in der Mitte des Fachmarktzentrums am Raabeweg, der Boden gehört nach Auskunft von Jan Kiefer, Fachbereichsleiter Bauen im Rathaus, größtenteils der Stadt.

Und wenn am Mittwoch, 8. Mai, der Stadtrat tagt, dann sollen Waldbröls Stadtwerke den Auftrag erhalten, das Gelände auf seine Tauglichkeit für den Bau einer solchen Anlage zu prüfen und die Kosten zu errechnen. Auch sollen dort Schnellladesäulen für E-Autos aufgestellt werden. Der entsprechende Antrag an die Politik ist geschrieben und soll dann zur Diskussion gestellt werden.

Der Oberbergische Kreis hat einen Handlungsleitfaden zu Photovoltaik veröffentlicht

„Es gibt schon viele gute Beispiele aus Süddeutschland, wie ein solcher Parkplatz komplett mit Photovoltaik überbaut werden kann“, schildert Roth-Seefrid. „Gebaut werden müssen solche Anlagen – aber nicht zu Lasten der Landwirtschaft, die unsere Lebensmittel herstellt.“ Den ganzen Winter über habe er sich mit der Frage befasst, wie auch die Marktstadt dazu beitragen könne, dass die Bundesrepublik bis 2045 klimaneutral wirtschaftet und schon im Jahr 2030 rund 215 Gigawatt Strom sozusagen von der Sonne bezieht.

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Nach Angaben der Bundesregierung sollen bis dahin 80 Prozent des Brutto-Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. Zuletzt sei die Leistung von Photovoltaik-Anlagen jährlich um 7,5 Gigawatt gewachsen, für 2024 werde ein zweistelliger Zuwachs erwartet.

Im Februar hat der Oberbergische Kreis einen Handlungsleitfaden auf den Weg gebracht, der die Solarenergie fördern soll, insbesondere durch die Nutzung von Freiflächen-Technik. Es sei aber notwendig, „den Flächenverbrauch in der freien Landschaft gering zu halten“, schreibt der Kreis in seinem Leitfaden. So sollten diese Anlagen vorrangig auf Dächern in Siedlungsräumen, über Parkplätzen oder sonstigen versiegelten Flächen installiert werden.

In Waldbröl wäre die Kundschaft vor Sonne und auch vor Regen dann geschützt

Nicht nur deswegen ist der Parkplatz für den Schönenbacher Roth-Seefrid ein Volltreffer: „Wir müssen uns auf immer heißere Sommer einstellen. Unter den Solarpaneelen stünden die Autos der Kundschaft dann im Schatten und bei Regen geschützt im Trockenen.“ Gekauftes Eis würde also nicht mehr schon im Einkaufsbeutel schmelzen.

„Spannend“ findet Mirco Kujbida, Geschäftsführer der Stadtwerke, diese Idee. Bekomme sein Unternehmen den Prüfauftrag, freue ihn das sehr, zumal der Handel mit Strom und die Bewirtschaftung städtischen Parkraums ohnehin Geschäftsgebiete der Stadtwerke seien. „Das alles ist ein Schritt in die richtige Richtung“, urteilt Kujbida. „Und ökologisch wertvoll wäre das Projekt auch. Wenn auf dem Parkplatz auch noch Ladesäulen stünden, dann ließe sich dort ein ganzes Mobilitätskonzept entwickeln.“

Nicht alle Anlieger sind von der Idee der Waldbröler SPD begeistert

Bei Fabian Leckebusch trifft der SPD-Vorstoß dagegen auf wenig Begeisterung: Der Gründer des Fahrradfachhandels „Zweirad Meister“ sieht die Wirkung der acht Meter hohen Glasfassade seines Geschäfts in Gefahr, sollte die Anlage gebaut werden. „Auf keinen Fall sollte der gesamte Platz genutzt werden, sondern nur ein Teil davon – und mit Abstand zu den Läden.“ Auch fürchtet Leckebusch, dass Lastwagen, die Ware liefern, Probleme beim Wenden bekommen.

„Zweirad Meister“ ist eines der fünf großen Geschäfte am Raabeweg, dort ebenso vertreten ist Aldi-Süd. Grundsätzlich begrüße das Unternehmen die Nutzung nachhaltig gewonnener Energie, betont Sprecherin Carolin Sunderhaus. Aber auch sie wirft die Frage nach der Durchfahrtshöhe für Lastzüge auf und ergänzt: „Da es sich bei Photovoltaik um eine empfindliche Technik handelt, können Unfälle oder ein Anstoßen durch Autos bereits zu Schäden oder Ausfällen führen.“

Neben der Aldi-Filiale zu finden ist ein Markt der Wissener Petz-Rewe-GmbH. Man werde sich zu solchen Plänen jedoch nicht äußern, teilt Sprecherin Julia Fitzen auf Anfrage dieser Zeitung mit. Auch vom Elektro-Handel Expert Klein gibt es keine Antwort. Abwartend gibt sich derweil Norbert Schröder, Filialleiter des Waldbröler Küchenhauses: „Wenn gebaut wird, ist das eben so. Ich sehe nur den Schutz vor Sonne und Regen als Vorzug.“

Für Wastl Roth-Seefrid stellt sich die Frage nach dem Platz für große Fahrzeuge nicht. „Die Module können in einer Höhe von mindestens 4,20 Metern angebracht werden“, erklärt er, denn der SPD-Mann hat mit dem Wendeplatz für Busse an der Vennstraße unterhalb des Schulzentrums und mit dem Parkplatz an der Nutscheidhalle weitere mögliche Standorte ausgemacht. „Da stünden die Kinder und Jugendlichen dann weder im Regen, noch in der prallen Sonne.“