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HeimatIn Waldbröl ist Christoph Waffenschmidt immer etwas knapp mit der Zeit

Lesezeit 5 Minuten
Christoph Waffenschmidt, ehemaliger Bürgermeister von Waldbröl, kehrt oft in seine Heimstadt zurück. Er freut sich, dass sich die Mitte der Marktstadt sehr zum Positiven gewandelt habe. Hier steht er auf dem Zuccalmaglio-Platz.

Christoph Waffenschmidt, ehemaliger Bürgermeister von Waldbröl, kehrt oft in seine Heimstadt zurück. Er freut sich, dass sich die Mitte der Marktstadt sehr zum Positiven gewandelt habe. Hier steht er auf dem Zuccalmaglio-Platz.

In Waldbröl ist die Zeit irgendwie immer etwas knapper. Ein Plausch mit der Nachbarin hier, dort ein unverhofftes Treffen mit einem Freund. Und immer wieder klingelt das Handy. Denn auch heute noch ist Christoph Waffenschmidt in Waldbröl fest verwurzelt. Familie hat er da, Verwandte, Freunde, Vereinsmitgliedschaften. Von Oktober 1999 bis 2008 war der heute 54-Jährige Bürgermeister der Marktstadt – und mit 29 Jahren damals der jüngste Rathauschef in Nordrhein-Westfalen. Doch dann erreichte ihn plötzlich das Angebot, Vorstandsvorsitzender des Deutschland-Zweigs von World Vision, einer weltweit tätigen Hilfsorganisation für Kinder, zu werden.

Christoph Waffenschmidt nahm an. Und ging – erst nach Friedrichsdorf im Taunus (bei Frankfurt am Main), schließlich nach Berlin. „Schweren Herzens“, versichert der Diplom-Verwaltungswirt, denkt er an den Abschied von der Heimatstadt. Mit Ehefrau Katharina und der 16 Jahre alten Tochter lebt er jetzt in Pankow. „Ich mag das Großstädtische, das ist toll, aber hier ist die Heimat, hier ist die Natur – Oberberg ist ein echter Schatz“, betont Waffenschmidt und erzählt, dass er jüngst von Waldbröl nach Morsbach gelaufen ist. Weil er Lust drauf hatte. Weil er Zeit hatte. „Anderthalb Stunden habe ich gebraucht.“

Den Jahren in Waldbröl folgte sofort eine lange Zeit bei World Vision

Zeit, die nimmt er sich heute. Vor allem, nachdem er World Vision Ende Mai vergangenen Jahres verlassen hat. „Ich wollte eine Auszeit haben, mal zur Ruhe kommen“, verrät der Waldbröler und schiebt sofort hinterher: „Mir geht es gut.“ Aber zuvor habe es in 24 Jahren einfach keine Pause gegeben. „Ich habe an einem Donnerstagabend in Waldbröl das Rathaus abgeschlossen und am Freitagmorgen das Büro bei World Vision aufgeschlossen“, beschreibt er seine Situation. „Alles war nahtlos.“

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Und dann war da auch noch Corona. Vor zwei Jahren ist Christoph Waffenschmidt erkrankt, die Virusinfektion hat ihm zugesetzt. Es ging ihm schlecht, richtig schlecht. „Ich konnte nichts mehr, über Monate war ich stark geschwächt“, blickt er zurück. Erst die Analyse eines großen Blutbildes durch eine auf die Langzeitfolgen von Corona spezialisierte Ärztin brachte die ersehnte Hilfe, „das war der Schlüssel“. Langsam hat sich Waffenschmidt erholt, Dienstreisen für World Vision erst in die vom Krieg erschütterte Ukraine und im September 2022 dann nach Ghana geraten zu einer echten Herausforderung. „Aber ich wollte mir unsere Arbeit eben unbedingt auch an Ort und Stelle ansehen.“

Waldbröls ehemaliger Bürgermeister Waffenschmidt ist auf der Suche nach einem neuen Job

Arbeit – vermisst er die? Waffenschmidt verneint. Und Ehefrau Katharina widerspricht sofort. „Ich bin auch mit meinen Ehrenämtern gut beschäftigt, aber da gibt es keinen Leistungsdruck“, antwortet Waffenschmidt. Er habe es sehr genossen, alles entspannter anzugehen als im Berufsleben. Das jedoch winkt bereits: „Ich stehe in vielen intensiven, sehr engen Kontakten, es gibt etliche Gesprächsfäden“, verrät der frühere Hollenberg-Gymnasiast (Abi-Jahrgang 1989), der an der Kaiserstraße, im Eckhaus an der Einmündung zur Nümbrechter Straße, aufgewachsen ist und auch als Bürgermeister dort noch unterm Dach gewohnt hat. Wie der neue Job aussehen könnte, da gibt er sich prompt wortkarg: „Könnte was Politisches sein, aber auch wieder was im Non-Profit-Bereich.“

Ob auch Oberberg eine Rolle spielt, das lässt er ebenso offen. Das bodenständige Engagement für andere Menschen aber, das bringe sein „humanitäres Herz“ zum Schlagen. Mitte der 1990er Jahre, während des Jugoslawien-Kriegs, hat er mit einem Freund erste Hilfskonvois nach Bosnien und Kroatien organisiert. Längst sitzt er da für die CDU im Stadtrat, mit 22 ist er in das Gremium eingezogen und damit dessen jüngstes Mitglied. „Auch als Bürgermeister – als erster direkt gewählter übrigens – war ich dann immer noch der Jüngste.“ In dieser Zeit habe er viel gelernt, etwa das Leiten anderer Menschen und Verantwortung für sie zu übernehmen, das Setzen von Themen und ihre Umsetzung gehöre auch dazu. „Die Zeit als Bürgermeister Waldbröls hat mich deutlich geprägt.“

130 Beschäftigte zählt die Verwaltung damals, bei World Vision sind es dann 200. Stolz macht es Waffenschmidt, dass Waldbröls Stadtpolitik in jenen Jahren einen besonderen Entschluss gefasst habe, ein besonderes Grundstück zu entwickeln: „Das heißt heute nämlich Panarbora. Und wenn ich sage, dass ich aus Waldbröl komme, werde ich ganz oft auf den Park angesprochen. Dann mache ich gern den Heimatbotschafter.“ Ebenso gefalle ihm, was aus der Kaiserstraße geworden ist – „eine echte Einladung nämlich“.


Ein persönliches „Kamingespräch“ in Waldbröl

Die Abteilung Oberberg im Bergischen Geschichtsverein ist Gastgeber einer besonderen Dialogreihe, der „Kamingespräche“. Am Dienstag, 16. April, ist Christoph Waffenschmidt einer der beiden Gäste, an der Seite von Waldbröls früherem Bürgermeister und dem ehemaligen Geschäftsführer von „World Vision“ in Deutschland sitzt der Bonner Politiker und Musikwissenschaftler Stephan Eisel. Das „Kamingespräch“ findet statt im Waldbröler Bürgerdorf am Alsberg, Nümbrechter Straße 19. Es beginnt um 18.30 Uhr. Moderator ist Marcus Draeger, Vorsitzender der Abteilung Oberberg im Geschichtsverein.

Stattfinden soll im Bürgersaal der Marktstadt ein vor allem persönlicher Austausch, bei dem die Lebenswege der beiden Männer im Mittelpunkt stehen. Stephan Eisel war nicht nur Redenschreiber von Bundeskanzler Helmut Kohl und stellvertretender Leiter des Kanzlerbüros, tätig war er zudem in leitender Funktion bei der Konrad-Adenauer-Stiftung und hatte für die CDU ein Mandat im Bundestag. Und als Musikwissenschaftler hat er Beethovens Bonner Jahre aufgearbeitet.

Der Eintritt ist zum „Kamingespräch“ ist frei, eine Anmeldung bis Montag, 15. April, erwünscht, (02261) 7 32 05 oder per E-Mail an: meissner-dieringhausen@t-online.de.