Gummersbach – Gute 530 Kilometer und insgesamt fast acht Stunden hat Dietmar Schumacher im Auto verbracht, um seine Ehefrau Regina (61) für einen Impftermin in die Heimatstadt Gummersbach und dort zum Impfzentrum zu fahren.
Rehaklinik in Bad Ems lehnt Impfung ab
„Meine Frau ist nach einer Halswirbelsäulen-Operation für einen Reha-Aufenthalt zurzeit in einer Klinik in Bad Ems“, erklärt Schumacher (65) den Grund für diese insgesamt vier Fahrten von der Kreisstadt ins Nachbarbundesland Rheinland-Pfalz. „Denn da hat die Klinik eine Impfung abgelehnt“, führt der Gummersbacher aus. Begründet habe die Klinik die Ablehnung jedoch nicht.
Für Dietmar Schumacher passt dies nichts in Bild: „Auf der einen Seite werden Impfdosen in den Müll geworfen, weil sich offenbar immer weniger Menschen impfen lassen wollen“, sagt er. „Auf der anderen Seite aber wird jemand, der gerade eine Operation gut überstanden hat und sich nun endlich impfen lassen will, einfach weggeschickt.“
Zunächst sei dieses Vorgehen korrekt, antwortet indes Markus Nöhl, Sprecher des rheinland-pfälzischen Landesministeriums für Wissenschaft und Gesundheit in Mainz. „Denn in Rheinland-Pfalz gilt das Wohnort-Prinzip: Geimpft werden darf nur dort, wo der erste Wohnsitz ist.“ Gleichwohl, so räumt der Sprecher ein, werde niemand abgewiesen, der die Impfung dringend benötige.
„Das ist dann aber stets eine Entscheidung im Einzelfall, die ein Arzt treffen muss.“ Menschen, die sich nur kurzzeitig in Rheinland-Pfalz aufhalten – sei es nun für einen Urlaub oder eine Rehabilitation – sei der Zutritt zu einem Impfzentrum vorerst jedoch grundsätzlich verwehrt, sagt Markus Nöhl.
NRW hat Wohnort-Prinzip für Impfungen aufgehoben
In Nordrhein-Westfalen ist das anders, hier ist das Wohnort-Prinzip längst aufgehoben. „Wir impfen jeden, der kommt“, bestätigt Astrid Böhnemann, Sprecherin des Düsseldorfer Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales. So auch im Impfzentrum des Oberbergischen Kreises: „Tatsächlich erreichen uns immer wieder Impfwünsche von Menschen, die sich gerade für eine Reha zum Beispiel in Eckenhagen aufhalten“, berichtet der Ärztliche Leiter Dr. Johannes Schlechtingen. „Dann wird ein Termin vereinbart und die Impfung findet natürlich statt. Das Angebot wird also genutzt.“ Das Vorgehen jenseits der Landesgrenze nennt der Waldbröler „wenig freundlich“.
Gummersbach nennt Vorgehen von Rheinland-Pfalz Zumutung
In Gummersbach freut sich Dietmar Schumacher derweil, dass seine Frau die Strapazen gut überstanden hat. Allerdings ärgert es ihn, dass sie für die Fahrten nach Oberberg einen Tag frei nehmen musste und sich die Reha-Therapie damit um einen Tag verlängere. „Insgesamt ist das eine Zumutung, die nicht sein muss – heute erst recht nicht“, findet Schumacher. „Und leider kenne ich noch mehr solcher Fälle aus dem Bekanntenkreis.“