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Schutz vor SommerhitzeOberbergischer Kreis sieht Gemeinden verantwortlich

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Sommerhitze_Symbol

Genügend trinken ist bei Sommerhitze wichtig (Symbolbild).

Oberbergischer Kreis – Der Kreisverband der oberbergischen Hausärzte fordert die hiesigen Praxen auf, sich auf die bevorstehenden Hitzewellen vorzubereiten. „In den Praxisräumen müssen kühle Orte mit Temperaturüberwachung geschaffen werden“, empfiehlt der Gummersbacher Arzt und Klimaschutzbeauftragte im Hausärzteverband Nordrhein, Dr. Ralph Krolewski.

Die Praxisteams sollten auf Risikoerkennung und Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Hitzekollaps vorbereitet sein, heißt es in einer Pressemitteilung. Bei Hitzewellen komme es bei ungeschützten Menschen zu einer erhöhten Sterblichkeit von acht bis zwölf Prozent, bei Bettlägerigen steige sie sogar um das Sechsfache.

„Besonders Risikogruppen wie Kleinkinder, Senioren ab 60 und chronisch kranke Menschen mit Medikationen wie Blutdrucksenkern, Herzmedikamenten, Antidiabetika, Neuroleptika und Schmerzmitteln müssen jetzt unterstützt werden“, fordert der Hausärzteverband.

Kooperation mit Zeit online und Correctiv

Diese Recherche ist Teil einer Kooperation von ZEIT ONLINE – dort auch weitere Infos zur Hitze in Deutschland – , dieser Zeitung und CORRECTIV.Lokal. Das Netzwerk recherchiert zu verschiedenen Themen und berichtet online langfristig über die Klimakrise.

Die Hitzewellen sind nach Einschätzung des Ärzteverbandes eine „Folge des bislang ungebremsten Klimawandels“. So kann man auch Zahlen interpretieren, die in einer gemeinsamen Kooperation von CORRECTIV.Lokal, ZEIT ONLINE und dieser Zeitung entstanden sind.

83 Hitzewarnungen seit 2011

Im Oberbergischen Kreis hat der Deutsche Wetterdienst zwischen 2011 und 2021 insgesamt 83 Hitzewarnungen ausgegeben. An diesen Tagen galt, dass eine „starke Wärmebelastung“ für zwei aufeinanderfolgende Tage vorausgesagt wurde und die Temperaturen auch in der Nacht nicht abkühlten. Durchschnittlich wurde acht Mal pro Jahr gewarnt, einmal weniger als im Bundesdurchschnitt.

Tatsächlich gab es in Oberberg zwischen 1961 und 1990 durchschnittlich drei Hitzetage pro Jahr, also Tage, an denen die Temperatur auf 30 Grad oder höher stieg. Zwischen 1991 und 2020 waren es dann doppelt so viele. Oberberg liegt damit zwar noch unter dem Bundesdurchschnitt von durchschnittlich zehn Hitzetagen pro Jahr.

Genaue Zahlen hat die Kreisverwaltung nicht

Zwar gehört der Oberbergische Kreis zu den 90 von 400 Kreisverwaltungen, die auf eine Anfrage von CORRECTIV.Lokal die Bedeutung des Themas Hitzeprävention als „hoch“ bezeichnen. Wie viele Menschen durch Alter oder Vorerkrankung in Oberberg durch Hitzeereignisse besonders gefährdet sind, vermag die Kreisverwaltung aber genauso wenig zu sagen wie die Zahl der Krankenhauseinweisungen, die im Zusammenhang mit großer Hitze stehen.

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Auf Anfrage teilt Kreissprecher Philipp Ising mit, dass darüber keine Daten vorliegen und man die Zuständigkeit für Hitzeschutzmaßnahmen ohnehin bei den Kommunen sieht. Auf eine Anfrage der Grünen hat der Kreis bereits im Februar 2021 angekündigt, eine Rahmenempfehlung der Landesgesundheitsministerkonferenz für Hitzeaktionspläne an die Rathäuser der Kommunen weiterzugeben.

In Frankreich laufen bei Hitze Notfallmaßnahmen

Die Grünen führten damals Frankreich als positives Beispiel an. Dort würden Temperaturen von mehr als 38 Grad eine Mobilisierung der regionalen Verwaltungen auslösen. In den Kommunen würden kühle Zufluchtsräume und mobile Trinkwasserbrunnen zur Verfügung gestellt, es gebe Notruftelefone für alleinstehende Menschen.

Zumindest in Nümbrecht kam das Thema „Hitzeschutzkonzept“ kürzlich auf Initiative der Grünen tatsächlich auf die Tagesordnung des Gemeinderats. Nach den Ferien soll es vertiefend beraten werden.