Oberberg – Ab Montag sind Corona-Schnelltests kostenpflichtig, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Die neue Regelung ist für eine ganze Branche eine dramatische Veränderung ihrer Geschäftsgrundlage. In den vergangenen Monaten hat die steigende Zahl der Geimpften zwar bereits dazu geführt, dass die Zahl der Teststellen in Oberberg stark geschrumpft ist. Diese Tendenz dürfte sich jetzt aber noch einmal beschleunigen.
Stand Freitag gab es noch rund 100 Teststellen im Kreis. In der Spitzenzeit, als ein wahrer Goldrausch dazu führte, dass überall im Kreis Ladenlokale zu Testlaboren umgewidmet wurden, seien es einmal 154 gewesen, berichtet Philipp Ising. Als Mitarbeiter der Pressestelle des Oberbergischen Kreises aktualisiert er fortlaufend die Meldungen der Teststellen. Einige haben noch nicht ganz aufgegeben, sondern den Betrieb nur auf Eis gelegt, andere haben ihre Öffnungszeiten reduziert: „Da ist gerade viel Bewegung drin.“
Anbieter rechnen mit starkem Rückgang der Nachfrage
Noch seien nur wenige Rückmeldungen auf eine Abfrage eingegangen, mit der er herausfinden möchte, wie die kommerziellen Anbieter mit der neuen Regelung umgehen. Auf dem Internetportal des Kreises konnte Ising bisher auch nur bei zwei Teststellen die Preise angeben: 14,99 Euro kostet die Untersuchung im Hückeswagener „Testzentrum Nord“. Die Bielsteiner Adler-Apotheke verlangt 20 Euro.
In den Herbstferien müssen auch Schüler, die sonst per se als frisch getestet gelten, für den Zutritt zu 3G-Angeboten einen höchstens 48 Stunden alten Corona-Test vorlegen, sofern sie nicht immunisiert oder genesen sind. Das gilt beispielsweise auch für die Wiehler Eissporthalle oder die Wiehler Wasser Welt. Allerdings bleiben die Tests für Kinder und Jugendliche bis zum 31. Dezember kostenlos. Auch die Zwölf- bis 18-Jährigen sollen genügend Zeit bekommen, sich mit der Impfung auseinanderzusetzen. Diese Altersgruppe kann sich wegen der späten Impfempfehlung erst seit Mitte August impfen lassen. Eine weitere Ausnahme von der Kostenpflicht sind Personen, die aufgrund einer medizinischen Indikation, insbesondere einer Schwangerschaft im ersten Drittel, nicht gegen das Coronavirus geimpft werden können. (tie)
Im Bergneustädter Bowlingcenter verlangt Heiner Grütz ab heute 15 Euro. Der Geschäftsführer der Firma Rescue Service hält den Preis nur für kostendeckend, wenn das Aufkommen nicht zu sehr zurückgeht. „Wir probieren das im Oktober noch einmal aus“, sagt Grütz. „Aber ich gehe eigentlich nicht davon aus, dass es sich noch trägt.“ Er hat beobachtet, dass unter seinen Kunden zuletzt ein großer Teil schon geimpft war und sich nur zur Sicherheit hat testen lassen – weil es ja nichts gekostet hat. „Ich rechne damit, dass es jetzt deutlich weniger werden. Aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung.“
Gespaltene Meinung in der Bevölkerung
Wie gehen die Oberberger damit um? Eine Stichprobe im Bowlingcenter ergibt gleich bei den ersten drei Befragten das ganze Meinungsspektrum: Ralph Hartmann aus Oberbantenberg ist geimpft, lässt seinen zehnjährigen Sohn Oskar im Vorfeld des Ostseeurlaubs testen und hat eine klare Haltung: „Es gibt für jeden ein Impfangebot, und das sollte auch wahrgenommen werden. Die Impfung ist ein kleiner Beitrag zu Solidarität. Warum soll der Steuerzahler die Tests bezahlen?“
Ein junger Mann mit osteuropäischen Wurzeln auf dem Weg zum Gottesdienst vertritt eine Haltung, für die man in Deutschland seiner Erfahrung nach diskriminiert werde, weshalb er anonym bleiben will. Wegen schwerer Nebenwirkungen bei einer anderen Impfung habe er auf die Covid-Immunisierung verzichtet. Dass kostenpflichtige Tests verlangt werden, werde die Gesellschaft spalten. Nicht jeder werde sie sich leisten können: „Es ist verfassungswidrig, dass man nicht am Leben teilhaben kann.“
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Katja Ukkat aus Engelskirchen sieht die Kostenpflicht differenziert. Als Leiterin einer Kita ist sie geimpft, lässt sich zur Sicherheit aber auch regelmäßig testen. Das diese Tests nun kostenpflichtig werden, sei „letztlich eine Impfpflicht“, obwohl die Politik so etwas immer ausgeschlossen hatte, gibt sie zu bedenken. „Die Situation bleibt schwierig.“