AboAbonnieren

DrogenfundPolizei stürmt in Reichshof die falsche Wohnung – Eigentümer fordert Schadensersatz

Lesezeit 3 Minuten
Die Eingangstüre zu einer Wohnung in Reichshof-Denklingen steht einen Spalt weit offen.

Eingangstüre zu einer Wohnung in Reichshof-Denklingen. Die Polizei hat sich Anfang September bei einer Durchsuchung in der Türe geirrt.

In Denklingen haben Polizisten die falsche Wohnung gestürmt. Der Eigentümer fordert Geld für die Tür, doch die Polizei lehnt es ab, die Kosten zu übernehmen.

Es ist ein Samstagmorgen, als die Frau abrupt aus dem Schlaf gerissen wird: Zwei Fremde stehen vor ihrem Bett. Es ist etwa viertel vor sechs an diesem Septembertag. Die beiden Unbekannten – ein Mann und eine Frau – tragen die Uniform der Polizei.

Drogen in Wohnung in Denklingen gefunden

Mit einem richterlichen Beschluss haben sie gerade die Tür der Mietwohnung in der Reichshofer Ortschaft Denklingen gewaltsam geöffnet. Doch es ist die falsche Wohnung. Eigentlich wollen die Beamten zur Nachbarin.

Die Nachbarin wohnt im Flur gegenüber. Der Irrtum klärt sich schnell, und in der Wohnung nebenan klicken die Handschellen. Ein 19-Jähriger wird festgenommen. Später am Tag wird er wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die Beamten stellen in der Wohnung der 42-jährigen Nachbarin 288 Gramm Marihuana und rund 30 Gramm Amphetamine sicher, bestätigt die Kreispolizei. Gefunden werden außerdem eine Schreckschusspistole und ein selbstgebauter Schlagstock.

Ermittelt wird gegen einen 19-Jährigen und gegen eine 42-Jährige

Gegen den 19-Jährigen wird nun wegen Besitzes und Handels von Betäubungsmitteln ermittelt. Auch die 42-jährige Nachbarin steht im Verdacht, Teile der Drogen zu besitzen; auch gegen sie wird weiter ermittelt.

Drei Wochen sind seit dem Vorfall in dem Mietshaus in Denklingen vergangen. Die Tür zur Wohnung der 36-Jährigen, in die die Beamten fälschlicherweise zunächst eindrangen, sieht nach wie vor ramponiert aus. An der Außenseite sind mehrere Dellen zu erkennen.

Das Modell ist eine Sicherheitstür aus Metall. Am Morgen der Wohnungsdurchsuchung war sie zwar ins Schloss gezogen, aber nicht abgeschlossen. Laut Angaben der Polizei öffneten die Polizeibeamten die Wohnungstür ohne weitere technische Hilfsmittel.

Bild einer geschlossenen Wohnungstüre, auf dem Türblatt sind deutliche Dellen zu sehen.

Die Dellen in der Türe stammen laut dem Eigentümer von dem Polizeieinsatz.

Beamte brachen die Türe ohne Hilfsmittel auf

Im Einsatz waren Beamte der Oberbergischen Kreispolizei, kein Spezialeinsatzkommando mit Ramme oder ähnlichem Gerät. Ins Schloss ziehen lässt sich die Wohnungstür der 36-Jährigen noch, doch das Türblatt ist erkennbar verzogen.

Der Spalt auf der Seite gegenüber dem oberen Türanschlag ist gut sichtbar. „Genau da sitzen zwei der Bolzen“, zeigt Vermieter Rainer Wandelt. Die Bolzen fahren nicht mehr in den Rahmen, wodurch sich die Tür nicht mehr abschließen lässt.

Rainer Wandelt ist sich sicher, dass die Schäden vom Polizeieinsatz herrühren. Mehr als 1500 Euro soll der Einbau einer neuen Wohnungstür kosten. „Eine einfache Innentür, keine Sicherheitstür“, betont der 72-Jährige.

Den Kostenvoranschlag einer Schreinerei aus Wiehl schickte er an die Kreispolizeibehörde in Gummersbach. Doch diese lehnte es ab, den Schaden zu bezahlen. In einem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, heißt es, die Tür sei bei dem Einsatz „augenscheinlich nicht beschädigt worden“.

Das sind auch die Informationen, die Polizeisprecherin Monika Treutler vorliegen. Wenn Schaden entstanden sei, werde dieser natürlich ersetzt. Am Tag des Einsatzes habe sich das aber vor Ort nicht so dargestellt. Außerdem habe sich die Tür nach dem Einsatz problemlos schließen lassen.

Vermieter fürchtet, auf dem Schaden sitzen zu bleiben

Auch habe die 36-jährige Mieterin keine Schadensersatzansprüche wegen der Verwechslung bei der Durchsuchung geltend machen wollen. „Der Schaden ist ja auch mir entstanden“, ärgert sich Rainer Wandelt.

Er hat sich inzwischen Rat bei einem Anwalt geholt. Der Anwalt habe im Zweifelsfall eine Klage gegen das Land Nordrhein-Westfalen vorgeschlagen und um Vorkasse für seine Kosten gebeten. Der Ruheständler überlegt nun, ob es das wert ist und wie es weitergehen soll. „Wahrscheinlich bleibe ich auf dem Schaden sitzen“, sagt der 72-Jährige resigniert.