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„Das waren damals wilde Zeiten“Abschied nach 31 Jahren im Reichshofer Rat

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Axel Osterberg und Hans-Guenter Weidenbruecher sprechen ueber ihre Zeit im Gemeinderat Reichshof im gemuetlichen Wintergarten von Weidenbruecher.

Oberagger/Wildbergerhütte – Mehr als drei Jahrzehnte haben Axel Osterberg aus Oberagger und Hans-Günter Weidenbrücher aus Wildbergerhütte als Mitglieder des Reichshofer Rates die Geschicke ihrer Heimatgemeinde Gemeinde Reichshof mitgelenkt und mitgeprägt.

In der konstituierenden Sitzung nach der Kommunalwahl wurden beide nach 31 Jahren feierlich verabschiedet. 1989 waren sie erstmals als Kandidaten der CDU mit einem Direktmandat in den Rat eingezogen.

Diskussion um Schulform

„Das waren wilde Zeiten“, sagt Osterberg, und Weidenbrücher erinnert sich an das Parteiengerangel in seinem damals noch SPD-dominierten Heimatort: „Nach meinem Wahlsieg habe ich erst einmal begonnen, die CDU in Wildbergerhütte richtig aufzustellen.“

Gleich zu Beginn habe es heftige Diskussionen gegeben, welche Schulform es in der Nachfolge der maroden Hauptschule geben solle. Mit 18:16 Stimmen sei die CDU-Fraktion, die ein Sportgymnasium befürwortete, zugunsten der Errichtung einer Gesamtschule überstimmt worden.

Umbau des Freizeitbades

Auch der ehemalige Bürgermeister Gregor Rolland (CDU) habe der Gesamtschule den Vorzug gegeben. Im Herbst 1992 wurde sie eingeweiht. „Im Nachhinein sind wir froh, dass es so gekommen ist“, meinen beide rückblickend auf die hervorragende Entwicklung der Schule.

Ein wichtiger Meilenstein in der Ratsarbeit sei auch der Umbau des Freizeitbades und die Übergabe der Leitung an die Monte-Mare-Gruppe gewesen. „Der Ausbau des Wellnessbereichs war notwendig zur Finanzierung des Bades“, erinnert Osterberg. „So wurde es zu einem Vorzeigebad in Reichshof als Feriengemeinde.“

Reha-Klinik und Gewerbegebiet

Weitere Highlights seien die 1998 eröffnete Reha-Klinik und das Gewerbegebiet in Wehnrath, das teilweise interkommunal mit Bergneustadt betrieben wird. Prägend in den letzten Jahren seien die Aufwertung der Siedlungsschwerpunkte Eckenhagen, Denklingen, Hunsheim und Wildbergerhütte mit Mitteln aus der Städtebauförderung gewesen. Hans-Günter Weidenbrücher zieht ein durchweg positives Fazit: „Was wir angepackt haben, haben wir auch hinbekommen.“

Axel Osterberg, 26 Jahren lang CDU-Fraktionsvorsitzender, differenziert: „Es hat Höhen und Tiefen gegeben.“ Schwierig sei die Zeit im Rat mit der „Bunten Liste“ aus SPD, FDP, Grünen, Linker und FWO von 2009 bis 2014 gewesen, wo Stimmengleichheit mit CDU und den Unabhängigen herrschte: „Das war anstrengend und nervenaufreibend.“

Ruhige Zeit in der Groko

Vor einer Sitzung habe er fast immer alle Fraktionsmitglieder angerufen, um sich ihrer Teilnahme zu versichern. Bei wichtigen Entscheidungen habe er sie sogar gebeten, ihren Urlaub zu unterbrechen.

Wesentlich entspannter sei die Zeit der Groko mit der SPD in der letzten Wahlperiode gewesen. Es habe viele Verhandlungen mit dem Fraktionsvorsitzenden Ralf Oettershagen gegeben, „und ich habe gerne mit ihm zusammengearbeitet“.

Platz für die junge Generation

Er verstehe jedoch auch, dass die SPD nun wieder ihr eigenes Profil entwickeln möchte. „Im Großen und Ganzen hat es sehr viel Spaß gemacht, in den 31 Jahren mitzuhelfen, Reichshof nach vorne zu bringen“, finden die beiden ehemaligen Ratsmitglieder.

Doch nun ist Schluss. Beinahe jedenfalls. Osterberg vertritt den Reichshof weiterhin im Kreistag. Dort ist er Vize-Fraktionschef der CDU und Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft und Verbraucherfragen. Für den Gemeinderat aber gilt: „Wir hören auf, um der jungen Generation eine Chance zu geben“, sagt Osterberg.

Verjüngung des Gemeinderats

In der CDU sei das Durchschnittsalter jetzt mit der erst 18-jährigen Gymnasiastin Viktoria Welter und dem 29-jährigen Bio-Landwirt Matthias Klein drastisch gesenkt worden. Seinen bisherigen Stellvertreter Thomas Funke habe er elf Jahre lang auf seine Nachfolge als Leiter der Fraktion vorbereitet.

„Ein dicker Wermutstropfen“ ganz zum Schluss sei eine Woche vor der konstituierenden Ratssitzung der Wechsel von Ina Kuhlmann zur SPD gewesen. Damit habe er auch seine Vertreterin im Kreistag verloren: „Das hat mich auch persönlich sehr getroffen.“

Touristenmagnet Krombacher Insel

Auch Weidenbrücher kann nicht so ganz von der Kommunalpolitik lassen: Er bleibt der Gemeinde als sachkundiger Bürger im Bau-, Planungs-, Verkehrs- und Umweltausschuss erhalten.

Zwei seiner größten Hoffnungen sind, dass der Weg von Nespen nach Ufersmühle wie vor dem Bau der Wiehltalsperre eines Tages wieder befahrbar sein wird, zumindest für Radfahrer, und dass die Krombacher Insel als Touristenmagnet besser sichtbar gemacht wird.

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Osterberg kümmert sich neben seiner inzwischen 26-jährigen Arbeit als Kreistagsmitglied in Reichshof weiterhin um die Pflege der nicht geteerten Wirtschaftswege in der Gemeinde als Vorsitzender der Wegegemeinschaft der Forstbetriebsgesellschaften. Und dann hat er ja noch vier Enkel: „Mit denen muss sich der Opa ja auch beschäftigen.“