Nach längerer Pause trafen sich am Wochenende endlich wieder Freunde des mittelalterlichen Marktes zum Spectaculum in Reichshof-Denklingen.
Hexe, Ritter, TaschendracheGaukeley beim Spectaculum in Reichshof-Denklingen
Nach fünf Jahren Pause tummelte sich das Mittelaltervolk am Wochenende erstmals wieder auf dem Denklinger Burghof und im Bereich des Rathauses. Nachdem der Auftakt des „Spectaculums zu Denklingen“ am Freitagabend eher ruhig verlaufen war und die Gäste das Ausscheiden der deutschen Elf auf dem „Magischen Theater“ in der Remise verfolgten, tauchten am Samstag und Sonntag hunderte Gäste in eine seit Jahrhunderten vergangene Welt ein. Sie bestaunten das Angebot an mittelalterlichen Speisen, Getränken und meist hölzerner Handwerkskunst an rund 40 Ständen.
Dorfschmied spielt auch Panflöte
Doch auch Metallverarbeitung stand auf dem Programm. Neben einem Zinngießer zeigte „Pan“ von der „Dorfschmiede“ aus dem Wiehler Örtchen Alferzhagen mit Hammer und Amboss, wie aus einem Stück Eisen Kleiderhaken, Hufeisen oder auch Nägel und Messer entstehen, nachdem er das Material in seiner fußbetriebenen Schmiedeesse bis zur Gelbglut erhitzt hatte. „Pan“ heißt der gebürtige Sachse deswegen, weil er sein Publikum zwischendurch mit der Panflöte unterhält.
Nach einem zweimaligen „Zug des Marktvolkes“ über den Burghof machte „Tandaniel, der Geschichtenweber“ eine „kleine Introducio“ zur Markteröffnung. „Das ist für all diejenigen, die zum ersten Mal hier sind – oder beim letzten Mal zu viel Met getrunken haben“, erläuterte er launig und ergänzte: „Wir zeigen hier das Mittelalter, wie es damals definitiv nicht aussah.“
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Er stellte die „Ritterschaft unter dem Wappen der Bärenburg“ vor, die in ihren Rüstungen von zahlreichen Knechten und Mägden begleitet wurden. Zur Einführung der Mittelalterband „Unvermeydbar“ erzählte er eine Geschichte über die Entstehung des ersten Dudelsacks und begrüßte „Jupp“ Frings mit seinem Wüstenbussard „Juma“ von der Hürther Vogelwarte „Naturerlebnis Greifvogel“, die am Rathaus Bussarde, Eulen und Falken präsentierte.
Honigmet und FladenbrotAlsdann unterhielt Kasper mit seiner Gaukeley; ehe der Gummersbacher seinen Diabolo in den Himmel schleuderte, verriet er den Kindern die Herkunft dieses Geräts. So habe ein Mann im fernen China einst nach dem Mittagessen einen Zauberspruch getan, woraufhin sich zwei Reisschalen verbunden hätten. Im Anschluss zeigte er eine beeindruckende Jonglage mit einem brennenden Stab, den er zuvor mit einem „Taschendrachen“ entzündet hatte.
Unter den Zuschauern waren auch Bogenschütze Jochen und die Mägde Anja und Marion aus Reichshof und Nümbrecht. „Wir sind regelmäßige Besucher auf Mittelaltermärkten, denn wir lieben diese Atmosphäre“, erklärten sie.
Schabernack mit Hexe Clara
Begonnen habe dieses Interesse vor Jahren, als sie im Rahmen eines Role-Plays zum Computerspiel „World of Warcraft“ in der Berliner Zitadelle Spandau auf die Mittelalterszene aufmerksam geworden seien: „Seitdem haben wir unsere Gewandungen immer mehr verfeinert und ergänzt.“ Den mehr als zwei Meter langen Langbogen hat Jochen von einem Bogner aus Hannover erworben, den er auf dem Mittelaltermarkt bei Schloss Homburg getroffen hat.
Die größeren Kinder durften sich ebenfalls an Waffen probieren. „Du bist gut“, lobte Aussteller Jiri Crhak, als er die Messer aus dem Zielbrett zieht, die dieser knapp neben den roten Mittelpunkt geworfen hatte.
Bei Jiris Bruder Pawel ging es derweil ums Bogenschießen. Die Kleineren hatte Hexe „Cara“ auf die Wiese neben dem Mittelalterzeltlager am Rathaus eingeladen und zeigte ihnen mit allerlei Schabernack, dass eine Hexe gar nicht so böse sein muss, wie sie aussieht: „Ich bin gekommen, um Euch zu bespaßen.“
Neben allerlei exotisch anmutenden Speisen und Getränken an den zahlreichen Ständen wie etwa Kirschbier und dem Klassiker Honigmet, hatte auch der Essener Martin Edelmann etwas Besonderes parat. In seiner „Gräflichen Fladenbäckerey“ bot er sehr dünn ohne Hefe ausgebackene Fladen an, gefüllt mit Schafskäse, allerlei Gemüse und verschiedenen Soßen. „Meine Philosophie ist, die Zutaten nicht im Großhandel, sondern frisch von Markthändlern zu kaufen – wie es vor Jahrhunderten üblich war“, so der Mann mit dem Schlapphut.
Tolle Feuershow als Schlusspunkt
Neu im Programm sei die Mischung von Schafskäse und Pistazienhonig. Dafür entschied sich Kundin Merle in ihrer historischen holländischen Tracht: „Der Geschmack von Süßem und Salzigem ist einzigartig.“ Den Höhepunkt am Samstagabend gestalteten die „Burning Knights“ aus Marienheide-Kalsbach bei Einbruch der Dämmerung mit grandioser Feuershow.