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Weltweite Initiative„Transition“ möchte regionale Produkte im Oberbergischen fördern

Lesezeit 3 Minuten
Solawi Oberberg

Projekte wie Solawi Oberberg, das sich auch beim Bergischen Landschaftstag im September am Schloss Homburg präsentierte, ist nur ein Beispiel für die Bausteine, die Transition Oberberg miteinander vernetzen will.

Oberberg – „Fridays for Future“ haben Gummersbach und Waldbröl schon aus eigener Anschauung erlebt, die „Extinction rebellion“ kennen die Oberberger dagegen eher aus den weltweiten Nachrichten. Dafür schwappt jetzt ein dritter Begriff aus der Bewegung im Widerstand gegen die Folgen des Klimawandels ins Oberbergische: „Transition“.

Hinter dem englischen Begriff, der nichts anderes bedeutet als „Wandel“ oder „Übergang“ bedeutet, verberge sich eine weltweite Initiative, die auf den Briten Rob Hopkins und seine Arbeit an einem irischen College Mitte der 2000er zurückzuführen sei, erläutert der Waldbröler Reiner Lübbers. Bis heute, so Lübbers, gebe es bereits 1200 bis 1400 „Transition-Town“-Organisationen in 50 Ländern.

Bergisch Pur und Solawi Oberberg als gute Beispiele

Dabei gehe es darum, sich auf mögliche Ernährungsengpässe als Folge des Klimawandels vorzubereiten. „Die Regionen sollen wieder lebensfähiger werden, anstatt wie bisher von den Ketten der Versorgung abhängig zu sein“, erklärt Lübbers. Denn genau diese Ketten könnten im Zuge des Klimawandels in Zukunft gefährdet sein. Dagegen, so die Idee, sollen regionale Konzepte und Projekte und zudem ein Netzwerk für die „Transition Town“ helfen.

Diese Idee hat Lübbers, selbst Inhaber einer Künstleragentur in Waldbröl, so begeistert, dass er im Sommer Mitstreiter suchte, um „Transition Oberberg“ zu gründen: „Wir wollen vor Ort den Wandel gestalten.“ Mit Erfolg: Schnell fand sich ein sechsköpfige Initiativgruppe, am Dienstag (29. Oktober 2019) um 19.30 Uhr findet ein erstes Treffen in größerer Runde im Ratssaal des Denklinger Rathauses statt. Dort sollen auch konkrete Projektideen besprochen werden. Welche, das verrät Lübbers noch nicht – er will nichts vorwegnehmen: „Das ist eine Bewegung von unten, da soll nichts vorgegeben sein.“

Nachfrage nach regionalen Produkten stärken

Was für Projekte es sein könnten, die die Versorgung der Zukunft auch im Oberbergischen widerstandsfähiger für den Krisenfall machen könnten, das erläuterte Dr. Wilfried Bommert am Sonntagabend 75 Besuchern bei einem Vortrag in der Halle 32 in Gummersbach. Auf Einladung des Debattierclubs Marienheide und der Initiative Kulturrausch erläuterte der aus Marienheide stammende Agrarwissenschaftler und Umweltjournalist – früher Leiter der ersten Umweltredaktion im WDR-Hörfunk, heute Vorstand des 2008 von ihm selbst gegründeten Instituts für Welternährung mit Sitz in Berlin – seine Warnung vor den Gefahren für die Welternährung.

Wilfried Bommert

Dr. Wilfried Bommert beim Debattierclub Marienheide.

Bommerts Rezept für einen Wandel zur ökologischen Landwirtschaft ist ebenfalls die Nachfrage nach regionalen Produkten, wie sie im Oberbergischen mit der Marke „Bergisch Pur“ inzwischen etabliert seien. Oder Projekte der Selbstversorgung wie Solawi Oberberg: Solidarische Landwirtschaft, bei der ein überschaubarer Kreis von Kunden der Bauern vor Ort dafür bezahlt, dass er für sie produziert: „Die meisten dieser Projekte sind schon überzeichnet, auch in Oberberg bräuchten wir längst ein zweites Solawi.“

Dass so ein Wandel trotzdem nicht so einfach wird, wie es auf den ersten Blick scheint, musste am Sonntagabend aber auch Bommert einräumen. Sebastian Schäfer, Kreisgeschäftsführer der Grünen und selbst Landwirt, hatte nachgehakt: Im Augenblick, so Schäfer, sei es doch eher so, dass die Dürresommer die Bauern dazu zu zwingen würden, noch intensiver zu wirtschaften, wenn sie ihre Existenz nicht verlieren wollen. „Mir ist völlig bewusst“, sagte der 69-jährige, der auf einem Bauernhof in Marienheide aufgewachsen ist, „wie schwierig die aktuelle Situation für die Bauern ist. In der jetzigen Situation möchte ich selbst kein Landwirt sein.“

Viel Arbeit also für Netzwerke und Bedarf an Ideen wie die, die Reiner Lübbers und „Transition Oberberg“ auf den Weg bringen wollen.