Basisstation seit August defektÜberholzer haben keinen Handyempfang
- Seit Mitte August können die Bewohner von Überholz und Kohlberg ihre Mobiltelefone nur noch eingeschränkt nutzen.
- Denn die Basisstation des Netzbetreibers O2 streikt. Dieser schafft es trotz Beschwerden nicht, das Problem zu beheben.
- Wir haben noch mal beim Netzbetreiber nachgefragt.
Überholz – Wer Hans-Otto Junker oder seine Nachbarn ans Handy bekommen will, der braucht Geduld – viel Geduld. Denn selten melden sich die Bewohner der Morsbacher Ortschaft Überholz und des Windecker Nachbarweilers Kohlberg sofort am mobilen Telefon, meistens gar nicht.
Denn seit Mitte August streikt eine Basisstation des Netzbetreibers O2, die sowohl das Dorf im Oberbergischen Kreis als auch das nebenan im Rhein-Sieg-Kreis mit Mobilfunk versorgt. Nur eine Straße, die Landesstraße 333, trennt Überholz von Kohlberg. Der Ärger über den Netzbetreiber aber eint die Bewohner hüben und drüben: Denn betroffen sind offenbar nicht nur Kunden von O2, sondern auch Nutzer von Prepaid-Karten und anderer Anbietermarken, etwa Klarmobil.
„Komplexe Maßnahmen“
„Unzählige Mails sind seit dem 17. August hin- und hergegangen, aber es tut sich einfach nichts“, beschwert sich Hans-Otto Junker (78) mit Blick auf sein virtuelles Postfach. Auch ärgern ihn die „meist nichtssagenden und hinhaltenden Texte“ in den Antwortmails des Kommunikationsunternehmens. O2 gehört wiederum zu Telefónica Germany mit Sitz unter anderem in Düsseldorf.
Dort bestätigt Sprecher Florian Streicher auf Anfrage dieser Zeitung die Probleme, allerdings spricht er nur von zeitweisen und lokal begrenzten Einschränkungen: „Unsere Netztechniker arbeiten daran, die erforderlichen Maßnahmen zur Wiederinbetriebnahme so zügig wie möglich abzuschließen“, versichert er. Wann das Netz wieder voll und ganz auf Sendung sei, das könne er aber leider nicht sagen.
Grund für Störung sind Umbauarbeiten
Als Ursache für diese Störungen führt der Sprecher Umbauarbeiten an dem 2G-Mobilfunkstandort in Kohlberg an: Dort befindet sich die defekte Basisstation, sie steht auf dem Dach einer früheren Gaststätte. „Die erforderlichen technischen Maßnahmen sind jedoch recht umfangreich – und entsprechend komplex“, sagt Streicher. „Unter anderem müssen spezielle Netztechnik geordert und neue Anbindungen geschaffen werden.“
Für die Techniker habe es gerade oberste Priorität, die zuverlässige und uneingeschränkte Telefonie wiederherzustellen, für alle Unannehmlichkeiten entschuldige sich sein Unternehmen. Anwohnerin Anni Esser (70) gehört ebenfalls zu den Betroffenen. Und sie ist sauer: „Für das Handy habe ich eine Flatrate, die ich nicht nutzen kann“, schimpft sie. So habe sie sich angewöhnt, Telefonate ins Festnetz vor allem mit dem Mobiltelefon zu führen, da sie für das andere Telefon wegen eines alten Vertrags nur eine gewisse Anzahl an vergünstigten Takten habe. „Und die reicht nie aus, deswegen möchte ich eben das Handy nutzen“, schildert Esser.
In Gebäuden Datennetz nur eingeschränkt erreichbar
Zwar räumt Telefónica-Sprecher Florian Streicher jene Probleme ein und auch im Internet weist O2 auf den Seiten zur Netzverfügbarkeit auf die defekte Station hin, dennoch bewertet das Unternehmen die Qualität von Telefonie und mobilem Internet als „sehr gut“ und mit einem 2G- oder sogar 3G-Standard. In Gebäuden sei das Datennetz indes nur eingeschränkt erreichbar. Hans-Otto Junker schüttelt den Kopf: „Jahre lang haben wir einwandfrei und ohne Probleme O2 und andere Anbieter genutzt – und jetzt das.“
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Sehr zufrieden mit dem Ausfall des Kohlberger Mobilfunkmastes ist Anwohner Hans Joachim Werner. Er ist vor einiger Zeit aus dem oberbergischen Wiehl nach Kohlberg gezogen. Erst nach dem Kauf des Bauernhofes sei er auf den Mobilfunkmast aufmerksam geworden, berichtet er. Ein Messgerät, das er sich besorgte, zeigte unmittelbar neben dem Mast auf der Kreuzung sechs Volt/Meter, den höchsten Wert, an. Jetzt geht der Wert gegen Null.
Ginge es nach Werner, würde der Mast nicht wieder in Betrieb genommen. Studien hätten die Gefahren der Strahlung bewiesen. Jetzt auch noch flächendeckend G5 zu installieren sei völlig überflüssig. Glasfaser sei die bessere und gesündere Alternative. Dass mehrere Mobilfunkanbieter parallel ihre Masten aufstellten, sei unverantwortlich. Einer, bei dem sich alle anderen anhängten, sei die sinnvolle Lösung. Werner selbst nutzt als Lehrer LTE der Telekom sporadisch und schaltet seine Geräte nur bei Bedarf ein.