„Mit Mails bombardiert“Immer mehr Patienten wollen die Boosterimpfung
Lesezeit 3 Minuten
Oberberg – In den Hausarztpraxen im Oberbergischen ist die Nachfrage nach den Booster-Impfungen deutlich angestiegen, wie die beiden Gummersbacher Mediziner Dr. Jochen Viebahn und Dr. Ralph Krolewski berichten. „Wir werden mit Mails bombardiert, weil die Leute am Telefon nicht mehr durchkommen“, sagt Viebahn, der schon seit einigen Wochen Booster-Impfungen verabreicht.
Oberberger: Hausärzte geben auch schon jüngeren Patienten Booster
Viebahn ärgert sich über den Dissens zwischen der Konferenz der Gesundheitsminister, die mehr Boosterimpfungen fordere, und der Position der Ständigen Impfkommission (Stiko), die aktuell nur eine Empfehlung für Ü-70-Patienten und medizinisches Personal ausgesprochen habe. „Die Stiko ist unser medizinischer Berater. In meinen Augen lassen wir uns aber zu viel Zeit.“
110 neue Corona-Fälle in Oberberg
Die Zahl der Neuinfektionen steigt weiter. Das Gesundheitsamt hat zum Stand Mittwoch, 0 Uhr, 110 neue laborbestätigte Fälle erfasst. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt jetzt bei 197,6 (+26,8). Besonders stark betroffen vom aktuellen Anstieg sind Kinder und Jugendliche. Bei den 10- bis 19-Jährigen liegt die Inzidenz laut Statistik des Landeszentrums Gesundheit bei 301,3. Bei den Unter-20-Jährigen sind es 269,1.
Auf einer Intensivstation wurden am Mittwoch fünf Patienten mit Corona-Nachweis behandelt, zwei werden beatmet. 21 weitere liegen auf Normalstation. Für 1222 Personen war Quarantäne angeordnet (+90). Knapp 78 Prozent der neuen Fälle in der vorvergangenen Woche gingen auf die Delta-Variante zurück. (kmm/ag)
In seiner Praxis und der von Thomas Brauecker werden inzwischen auch jüngere Patienten geboostert. In der Sprechstunde sind an zwei Tagen in der Woche Termine für Impfungen geblockt. „Das läuft ganz gut und wir haben auch genügend Impfstoff“, so der Mediziner. Das Mehraufkommen an Impfterminen federt Viebahn unter anderem damit ab, dass zum Beispiel keine zwingend erforderlichen Termine wie routinemäßige Check-ups in den Januar verlegt werden.
Corona-Impfung: Schutz lässt nicht plötzlich nach
Rufen nach einer Wiedereröffnung der zentralen Impfzentren erteilt der Gummersbacher aber eine klare Absage: „Kosten von bis zu 170 Euro pro Impfung seien nicht zu rechtfertigen“, so seine Position.
„Wir sind am Anschlag“, sagt Krolewski und verweist noch einmal auf den Ärztemangel in den Hausarztpraxen gerade im Raum Gummersbach und Bergneustadt. Krolewski verabreicht Booster-Impfungen nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko), also für Ü-70-Patienten und das medizinische Personal.
In diesem Zusammenhang warnt er vor einer etwaigen Panik, dass der Impfschutz plötzlich nachlasse. „Der sogenannte Titer nimmt pro Monat um maximal Prozent ab.“ Ein „Problem“ ist nach Krolewskis Einschätzung, dass viele junge Menschen nicht erreicht würden, um diese für eine Erstimpfung zu motivieren. Dass sie nicht in die Arztpraxen kämen, sei erwartbar gewesen.
Was die aktuellen Corona-Regeln und die Diskussionen über 3G und 2G angeht, sagt Dr. Ralph Krolewski, der im Oberbergischen Kreis auch Vorsitzender des Hausärzteverbandes ist, dass er ganz persönlich für 2G sei. „Mit dieser Position spreche ich aber nicht für den Hausärzteverband“, wie er betont.