Als Torwart schaffte es Maurice Nguyen (26) einst bis in die Mittelrheinliga. Seit dieser Saison stürmt er für den TuS Lindlar - und wie.
Besuch auf dem PlatzWie aus einem Erfolgs-Torhüter Lindlars bester Torjäger wurde
Wer einen Blick auf die Torschützenliste der Kreisliga A wirft, wird den Namen von Maurice Nguyen schnell und ziemlich weit oben lesen. Für den TuS Lindlar hat Nguyen bereits 23 Saisontore in der hiesigen Kreisliga A erzielt. Und das, obwohl der gebürtige Engelskirchener erst in dieser Spielzeit überhaupt damit begonnen hat, als Stürmer auf dem Rasen aufzulaufen.
Ein Rückblick: Wie bei vielen Fußballern begann Maurice Nguyens Begeisterung für den Sport schon früh. Als Kind schickte sein Vater ihn und seinen älteren Bruder Pascal zum Fußballtraining beim benachbarten Verein SSV Bergneustadt. Schon im Jugendbereich wurde ihm klar, dass ihm die Torwartposition am besten gefiel. „Man hat als Torwart das ganze Spiel im Blick, man muss die Mannschaft leiten und auch mal lautstark sein. Das bin ich gerne“, blickt er auf die Vorzüge der Position im Tor zurück.
Lindlarer Fußballer stand sogar in der U17-Bundesliga im Tor
Als Torwart war Nguyen ziemlich erfolgreich, er spielte in der Jugend bei Alemannia Aachen und dem FC Hennef in der Mittelrheinliga, bei der U17 von Bayer Leverkusen sogar Bundesliga. Nach der Station in Hennef zog es ihn zum SV Deutz 05, bei dem er sechs Jahre in der Mittelrhein- und Landesliga spielte. Bis heute bezeichnet er den Kölner Club als seine „große Liebe“. Vergangenes Jahr wurde Nguyen allerdings bewusst, dass er mit dem Fußball kürzertreten muss. Seine selbstständige Tätigkeit als Geschäftsführer eines Fahrradgeschäfts konnte er nicht mehr mit dem vielen Training vereinbaren.
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Für Maurice Nguyen schien damals die Zeit gekommen, um sich einen Wunsch zu erfüllen, der ihn schon seit der Kindheit beschäftigte: Einmal im Feld zu spielen. Auf der Suche nach einem Verein, der ihn als Feldspieler einsetzen wollte, wandte er sich an Raimund Kiuzauskas, seinen ehemaligen Trainer aus Deuter Zeiten, der mittlerweile den TuS Lindlar betreute. Nguyen betont, er sei immer schon ein mitspielender Torwart gewesen und habe ab und an auch schon mal als Feldspieler mittrainiert. Doch mehr Erfahrung hatte er als Offensivspieler nicht vorzuweisen, als er bei den Lindlarern vorsprach.
Die Verantwortlichen des TuS Lindlar um Trainer Kiuzauskas und seinen Co-Trainer Philipp Franke schenkten ihm trotzdem ihr Vertrauen. Und diese Entscheidung dürfte das Duo bis heute nicht bereut haben. Denn Nguyens Bilanz liest sich mittlerweile eindrucksvoll. Mit 23 Toren in 14 Einsätzen führt er – Stand Freitagmittag – die Torschützenliste der Kreisliga A an, gefolgt von Hohkeppels Salih Tatar (20 Tore).
Sein TuS und die Hohkeppeler Reserve liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Spitzenplatz der Liga. Nguyens gesammelte Erfahrung auf seiner alten Position komme ihm dabei sehr gelegen, gibt der Stürmer zu. Nur zu gut seien ihm viele Taktiken bekannt, beispielsweise das Verhalten der Torhüter beim Elfmeter. Der 26-Jährige sieht aber nicht nur darin sein Erfolgsrezept. „Die Tore schieße ich ja nicht allein, sondern mit der Unterstützung durch das ganze Lindlarer Team“.
Maurice Nguyen fühlt sich im Stadion des TuS Lindlar pudelwohl
Sollte er bis zum Ende der Saison kein Tor mehr schießen, die Mannschaft insgesamt aber erfolgreich sein, sei sein Ziel auch erreicht, so Nguyen. Der Erfolg der Mannschaft sei für ihn das Wichtigste. Man merkt schnell, dass sich Maurice Nguyen im Lindlarer Parkstadion pudelwohl fühlt. Oder wie er es ausdrückt: „Ich blühe hier auf“.
Hinzu kommt, dass auch sein Bruder Pascal Nguyen vor kurzem seine Spiellizenz für den TuS Lindlar erhalten hat. Das erste Mal werden die Brüder also bei einem Pflichtspiel zusammen auf dem Platz stehen. Ein weiterer Traum, der sich für den früheren Keeper erfüllen wird. Bleibt die Frage, ob sich Nguyen einen Wechsel auf seine angestammte Position zwischen den Pfosten noch einmal vorstellen könnte. „Nein“, antwortet der Torjäger sofort und lacht. „Ich bleibe jetzt Feldspieler.“