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Betrieb im WandelWie ein Lindlarer Forstwirt dafür sorgt, dass Bonner Kinder sanft landen

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Ein Forstunternehmer steht auf einem Hof, im Hintergrund eine Forstmaschine. 

2021 zog Maic Hartkopf mit seinem Forstunternehmen in das Industriegebiet Lindlar-Klause. Ein Hektar ist der Hof dort groß.

Der Lindlarer Maic Hartkopf beweist, wie vielseitig Holz ist. Ob als Wärmequelle am Gummersbacher Campus oder auf Spielplätzen im Rheinland.

Ein paar Motorsägen und den alten kleinen Traktor vom Vater – viel mehr Ausrüstung besitzt Maic Hartkopf nicht, als er vor ziemlich genau 30 Jahren in Lindlar-Remshagen seinen Forstbetrieb gründet. Heute fällt sein Name überall im Oberbergischen, wenn es irgendwie um Holz geht. Am Samstag blickt das Unternehmen in Klause zurück und nach vorne – und zwar mit viel Publikum. Denn zum runden Geburtstag gewährt Hartkopf zum ersten Mal einen Blick hinter die Kulissen der bergischen Forstwirtschaft.

Auch die Stadt Bonn wird nun aus Lindlar beliefert

Reaktionen auf abrupte Wandel und neue Ideen hat es in Hartkopfs Branche seit den Neunzigern stets gebraucht. Wer etwa meint, ein kleines Holzstück und ein kleines Holzstück seien dasselbe, wird vor den Meter hoch gefüllten Vorräten an der Schuhmacherstraße schnell eines Besseren belehrt. Ganz hinten lagern sogenannte Fallschutzschips, die dafür sorgen, dass Kinder, die von der Schaukel oder Rutsche purzeln, weich landen.

Hartkopf war einst einer der ersten Betriebe, dem der Tüv Rheinland die strengen Anforderungen an professionellen Fallschutz bescheinigte, inzwischen verteilen mehr als 30 Kommunen aus der Region die Chips aus Lindlar auf ihren Spielplätzen. Gerade erst hat Hartkopf die Stadt Bonn als Kunden an Land gezogen – was mehrere Tausend zusätzliche Kubikmeter in den nächsten zwei Jahren bedeutet.

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1997 stieg der Lindlarer in die maschinelle Holzernte ein

Schon der Papa hatte ein Faible für den Busch, sah die Arbeit im Wald als Ruhepol und Kontrast zum lauten und hektischen Betrieb der Gaststätte in Remshagen. Trotzdem: Lieber hätte er es gesehen, wenn der Sohn das Haus weitergeführt hätte. Doch der machte 1994 das Hobby zum Beruf, zuerst als Ein-Mann-Betrieb.

Da das nicht lange gut gehen konnte, folgten schnell der erste Mitarbeiter, – der übrigens heute noch an Bord ist – und ein spezieller Mercedes-Traktor. 1997 stieg der Lindlarer in die maschinelle Holzernte ein. Zuvor hatte er sich die Harvester mit ihren kräftigen Armen, die Bäume im Minutentakt packen, fällen und entasten können, auf Fachmessen in Skandinavien angesehen und war sofort begeistert.

Fichtenholz war viele Jahrzehnte lang ein günstiger Baustoff, von der Schaltafel bis zum Dachstuhl – das vergisst man heute oft.
Maic Hartkopf übe den einstigen Brotbaum des Bergischen Landes

Besonders schwierige Fällungen und das Aufarbeiten größerer Parzellen gehören auch heute noch zum Angebot – sind aber längst nicht mehr das alleinige Standbein. Schon zu Beginn des Jahrtausends hatte Maic Hartkopf interessiert die Entwicklung in Süddeutschland und Österreich verfolgt, wo Holz immer öfter als zerkleinertes Hackschnitzel in den Ofen wanderte und eben nicht mehr als Scheit.

„Im Öl- und Gas-Land Nordrhein-Westfalen war das noch undenkbar“, erinnert sich der Unternehmer. Das änderte sich schlagartig, als 2008 die Fachhochschule Köln entschied, ihren neuen Gummersbacher Campus fortan mit Hackschnitzeln zu heizen. Hartkopf gewann die Ausschreibung – und sorgt nunmehr schon seit 16 Jahren für warme Labore und Hörsäle auf dem einstigen Steinmüllergelände.

Exotische Pinienrinde kommt aus Frankreich nach Lindlar

Wenig später fragten die Pferdebesitzer nach Chips, die sich als Einstreu für ihre Tiere eignen. Maic Hartkopf tat sich mit Tierärzten zusammen und schnell wurde klar, dass es auch dabei auf die Details ankommt und man nicht beliebiges Material auf den Paddock kippen kann. „Wegen der Gerbsäure reduzieren wir den Rindenanteil auf unter ein Prozent. Die Bäume werden also vor dem Häckseln geschält – so sind wir auf der sicheren Seite“, verrät er.

Etliche Sorten Chips, Schnitzel und Mulch lagern heute in Lindlar, auch Spezialitäten für den Gartenbau, wie etwa Pinienerde, die aus Frankreich kommt. Plötzlich massenhaft Arbeit bescherten dem Betrieb natürlich die Orkane „Kyrill“, „Niklas“ und „Friederike“, doch alle bis dahin gültigen Maßstäbe wurden mit den drei trockenen Sommern ab 2018 und der Borkenkäferplage aufgehoben. Deren Aufarbeitung ist inzwischen abgeschlossen.

Auf dem Lindlarer Betriebshof sind auch kleinste Mengen zu bekommen

„Rückblickend wird immer nur davon gesprochen, dass es falsch war, Fichten-Monokulturen anzulegen. Dabei war Fichtenholz viele Jahrzehnte lang ein günstiger Baustoff, von der Schaltafel bis zum Dachstuhl – das vergisst man heute oft“, betont Hartkopf.

Neun Mitarbeiter zählt das Unternehmen im 30. Jahr des Bestehens. 2021 zog es nach Klause, dort errichtete Hartkopf einen ein Hektar großen Hof, auf dem auch Privatpersonen willkommen sind. „Viele denken, zu uns kommen nur Firmen. Dabei bekommt man bei uns alles auch in kleinen Mengen“, sagt der Firmenchef.

Direkt angedockt ist zudem eine offizielle Grünschnittannahme, zu der jedermann sein Geäst bringen kann. Maic Hartkopf verrät: „Das dickere Holz verarbeiten wir zu Brennmaterial, so gelingt es uns ziemlich gut, den natürlichen Kreislauf zu schließen.“


Zum Schau- und Mitmach-Tag am Samstag, 31. August, 10 bis 17 Uhr, lädt Forst und Bioenergie Hartkopf, wie das Unternehmen seit 2021 heißt auf das Gelände in Lindlar-Klause, Schuhmacherstraße 5. Man kann die Arbeit eines Großhäckslers verfolgen, eine Mähraupe einmal selbst steuern oder mit einer Hubarbeitsbühne auf 30 Meter Höhe fahren. Daneben sind große und kleine Forstmaschinen ausgestellt.