Die Betreiberinnen und Betreiber von Campingplätzen im Kreisgebiet stehen vor mancher Herausforderung. Der Gästemangel ist ein großes Thema.
Sommersaison 2024Wetter verdirbt oft den Spaß am Urlaubmachen in Oberberg
Ein straffer, dunkelblauer Verband ziert Milos linkes Vorderbein. Noch fällt dem 13 Jahre alten Golden Retriever das Laufen ziemlich schwer. Wolfgang Siegroth aber ist erleichtert: „Vor kurzem noch ging gar nichts, da konnte Milo keinen einzigen Schritt mehr machen.“ Gerade erholt sich der Vierbeiner aus Köln-Rondorf von einer neurologischen Erkrankung, dem Vestibularsyndrom. Der Reha-Urlaub tut ihm gut, gemeinsam sitzen Hund und Herrchen in der Sonne und vor ihrem Reisemobil. Und das steht diesmal im „Campingpark im Bergischen Land“, gelegen oberhalb der Lindlarer Ortschaft Oberbüschem. „Und hier ist jeder Aufenthalt schön“, schwärmt Siegroth.
Musik ist das in den Ohren von Petra und Frank Baldsiefen: Im Jahr 2011 haben sie den etwa zehn Hektar großen Platz übernommen und aus der 1969 allein für Dauercamper eröffneten Anlage eine gemacht, die auch zum Kurzurlaub ins Bergische einlädt. „80 Plätze stehen heute für Wohnwagen und Reisemobile bereit“, sagt Frank Baldsiefen (58). Dauerhaft reserviert sind derweil 255 Plätze, für Zelte gibt’s eine eigene Wiese. Und an diesem Wochenende freut sich das Ehepaar zum ersten Mal in diesem Jahr: „Wir sind endlich ausgebucht.“ Denn hinter den Hüterinnen und Hütern solcher Plätze liegt bisher eine schwere – und vor allem nasse – Saison. Nach Angaben des Tourismusverbandes „Das Bergische“ gibt es zurzeit 16 Campingplätze im Bergischen Land, die Hälfte davon liegt in Oberberg.
Diese sei deutlich schlechter als die der beiden Jahre zuvor, berichtet Frank Baldsiefen und beziffert die Verluste bei der Auslastung auf mindestens zehn bis etwa 15 Prozent. „Vor allem die normalen Wochenenden waren bislang eine Riesen-Enttäuschung.“ Dagegen seien die verlängerten Wochenenden mit Feiertagen oder auch Brückentagen ganz gut gelaufen. „Die unsichere Wetterlage hält besonders Kurzurlauberinnen und Kurzurlauber oft davon ab, überhaupt aufzubrechen.“ Und wer schließlich doch kommen wolle, der buche den Stellplatz in Oberbüschem recht kurzfristig.
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Auch in Oberbüschem sind die Camperinnen und Camper heute deutlich mobiler als früher
Denn die Reisenden sind heute so mobil wie selten zuvor, was auch der Corona-Pandemie geschuldet ist. So boomt etwa immer noch der Verkauf von Reisemobilen. „Der Camping-Urlaub hat in den vergangenen Jahren aber insgesamt stark zugenommen“, bestätigt Petra Baldsiefen. Das bedeute aber auch, dass die Betreiber solcher Anlagen kräftig investieren und ordentlich die Werbetrommel rühren müssen, um als Ziel attraktiv zu bleiben: Zuletzt hat das Lindlarer Ehepaar die Gaststätte von Grund auf saniert, zurzeit wird der Bereich ringsherum auf Vordermann gebracht. Geöffnet ist „Die Knödelkiste“ bereits, die offizielle Einweihung steht kurz bevor. „Und dann sind da noch die Gebühren für die Buchungsportale“, ergänzt sie.
Vor zwei Jahren haben die Baldsiefens Ladesäulen aufgestellt, 2015 gebaut worden ist das neue Wasch- und Sanitärhaus. Wenig Verständnis hat die Geschäftsfrau dafür, dass immer mehr Kommunen auch in Oberberg Stellplätze für Reisemobile anlegen, die zumindest im Kreisgebiet kostenlos genutzt werden können. „Das ist ein unfairer Wettbewerb, weil diese Plätze oft mit Fördermitteln gebaut werden – unterm Strich fließen dafür also unsere Steuern“, kritisiert die 53-Jährige. Und während in den Städten und Gemeinden meist die Bauhöfe für den Unterhalt und die Pflege dieser Plätze sorgen, beschäftigen die Baldsiefens drei Mitarbeiter, die im Campingpark etwa das Grün in Schach halten oder auf den Spielplätzen in Ordnung bringen, was kaputtgegangen ist.
Die Angebote in Lindlar-Oberbüschem kommen auch bei Kindern gut an
Den Service auf einem Campingplatz schätzt Bernd Nehlsen aus Bergisch Gladbach, mit dem zehnjährigen Maksim ist er auf Enkel-Opa-Abenteuerfahrt: „Hier ist alles bequem und es gibt Angebote für Kinder.“ Kommunale Stellplätze seien eher zweckmäßig ausgelegt, urteilt der 62-Jährige, während er die Entsorgungsanlage nutzt. Derweil genießen Marita und Thomas Hempen (64 und 60) aus Recklinghausen etwas oberhalb beim Frühstück die Aussicht. „Eine echte Idylle“, finden sie. Und Thomas Hempen führt aus: „Wollen wir uns entspannen, steuern wir solche Plätze an. Unternehmen wir eine Städtetour, nutzen wir lieber die kommunalen Plätze, da sind wir flexibler unterwegs.“
Stimmen: Wie war die Saison in Oberberg bisher?
Von einem „gnadenlos besch ... Juni“ spricht Björn Rolfs, Betreiber des Freizeitcamps an der Aggertalsperre in Gummersbach-Lantenbach. „Da hatten wir ein Minus von 54 Prozent.“ Jetzt sei er aber zufrieden, sagt Rolfs, die kommenden Wochenenden und viele weitere seien ausgebucht oder sehr stark gebucht. „Weil wir auch einen Bootsverleih und Gastronomie haben, helfen uns sonnige Tage, um Verluste aufzuholen.“
Eine Ausnahme im Mai seien aber die Pfingsttage gewesen: „Da sind viele Plätze leer geblieben.“ Dass das Camp für solche Absagen inzwischen Storno-Gebühren berechne, stoße auf wenig Verständnis, wundert sich der Chef: „Dabei werden solche Gebühren doch bei jedem anderen abgesagten Urlaub ebenso fällig.“ 13 Plätze für Kurzurlaube mit dem Reisemobile oder dem Wohnwagen gibt es an der Aggertalsperre, 20 bis 30 Zelte können auf einer Wiese aufgeschlagen werden. „Natürlich wird ein Zelturlaub eher abgesagt als einer mit dem Reisemobil oder dem Wohnwagen“, ergänzt Rolfs.
Vor allem die jüngsten Wochenenden und das kommende gäben endlich Anlass zu Zufriedenheit, sagt auch Beate Dresbach von der IGZ Bruchertalsperre in Marienheide. „Zuletzt war unser Campingplatz immer komplett ausgebucht.“ 15 bis 17 Plätze stehen dort für Kurzzeitgäste zur Verfügung.
An der Bevertalsperre in Hückeswagen gehören zwei Anlagen zum Campingpark, zu finden sind die insgesamt 23 Kurzzeit-Stellplätze in Großberghausen und Käfernberg. „Wir haben auf beständigeres Wetter gehofft, das Wetter ließ meist zu wünschen übrig“, klagt Geschäftsführer Gordon Kosa. Die vergangenen sechs Wochen seien trotz der Ferien nicht gut gelaufen, zuvor sei wenigstens an Pfingsten oder dem Wochenende mit Fronleichnam die Zahl der Buchungen leicht gestiegen.
Bis Ende des Sommers könne er wohl das „Belegt“-Schild an die Zufahrt hängen, hofft derweil Friedrich Broichhaus, Betreiber des Campingplatzes Lambacher Höhe, ebenfalls in Marienheide. Allerdings gebe es da ohnehin wenige Touristenplätze. „Für diese aber steigen die Anfragen – das stimmt mich positiv.“