Gummersbach – Nach rund eintägiger Vollsperrung ist die Autobahn 4 zwischen Gummersbach und Engelskirchen wieder befahrbar. Der Bereich war in beiden Fahrtrichtungen gesperrt gewesen, nachdem dort am Donnerstagabend ein Gefahrguttransporter verunglückt war.
Tank wurde bis Sonntagmorgen ausgepumpt
Bis zum frühen Samstagmorgen hatte die Feuerwehr die gesamte hochexplosive Flüssigkeit aus dem Tank gepumpt und so konnte das Fahrzeug schließlich geborgen werden, wie ein Polizeisprecher sagte.
Ein lebensgefährlich verletzter Lkw-Fahrer und eine gefährliche Fracht, deren Abpumpen zehn Stunden dauern sollte – das waren die Folgen eines Verkehrsunfalls zwischen Gummersbach und Bielstein, der ab Donnerstagabend für eine Vollsperrung der A 4 sorgte. Die Aufräumarbeiten dauerten länger als erwartet.
Am Donnerstagabend prallte ein Lkw-Fahrer (51) aus Tschechien gegen 21.30 Uhr einen Kilometer hinter der Abfahrt Gummersbach aus ungeklärter Ursache in der Baustelle zunächst nach links in die mobile Leitplanke. Von dort geriet er nach rechts in den Straßengraben und kippte um.
Der Fahrer konnte erst nach mehr als zwei Stunden aus dem Führerhaus befreit werden, wie Kreisbrandmeister und Einsatzleiter Frank-Peter Twilling berichtete. Der Lkw-Fahrer kam mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus Köln-Merheim.
24.000 Liter flüssiges Methylacrylat
Das Gefährliche an dem Unfall war die Fracht: 24 000 Liter flüssiges Methylacrylat hatte der Lkw geladen. Der Fahrer war mit seiner Ladung auf dem Weg zu Lanxess in Leverkusen. Das Unternehmen machte sich nachts telefonisch auf die Suche nach dem vermissten Lkw und rief auch bei Twilling an. Erst so hätten die Einsatzkräfte erfahren, dass der Lkw beladen war. Der Fahrer konnte aufgrund seiner Verletzungen nicht befragt werden.
Immerhin stellten die Retter schnell fest, dass die leicht entzündliche Flüssigkeit nicht ausgetreten war, der Tank war dicht. Methylacrylat wird zur Kunststoffherstellung verwendet und ist hochentzündlich. Deshalb wurden die Einsatzkräfte in der Nacht auf die gegenüberliegende Fahrspur der A4 Richtung Olpe verlagert – raus aus dem Gefahrenbereich, erklärt Twilling.
Deshalb blieb die Autobahn auch in beide Richtungen gesperrt. Am Freitagmorgen wurde die Sperrung auf den Bereich der Unfallstelle eingegrenzt. Nachdem in der Nacht die A 4 Richtung Köln ab Kreuz Olpe-Süd gesperrt worden war, gab man den Verkehr morgens gegen 9 Uhr bis zur Anschlussstelle Gummersbach frei.
Staus auf den Umleitungsstrecken
Trotzdem kam es auf den Umleitungsstrecken zu teilweise erheblichen Staus. Vor allem in Ründeroth, wo der Verkehr auf der L 136 im Ortskern derzeit durch eine Baustellenampel geregelt wird, sei es zu erheblichen Problemen gekommen, berichtete Polizeisprecherin Monika Treutler. „Wir haben geprüft, ob sich die Ampelanlage während der Sperrung abschalten lässt. Wegen der einspurigen Verkehrsführung ging das aber nicht“, erklärte Treutler.
Es dauerte bis zum Nachmittag, ehe die Werkfeuerwehr des Chemparks aus Dormagen mit dem Abpumpen der Flüssigkeit beginnen konnte. Das solle nun noch bis in die Nacht zu Samstag dauern. Erst danach wollte man den Lkw mit einem Kran aufrichten.
Die Unfallstelle befindet sich gerade einmal 100 Meter hinter der Talbrücke Hunstig. Auch die Wiehltalbrücke ist nicht weit: „Natürlich kamen bei vielen Einsatzkräften sofort Erinnerungen an den schweren Unfall im Jahr 2004 hoch“, sagte Frank-Peter Twilling. Dort war ein Tanklastzug von der Brücke gestürzt. „Hier war jetzt aber schnell klar, dass nicht mehr passiert ist“, sagte Twilling.
Bisher waren 200 Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei sowie die Versorgungseinheit des Roten Kreuzes im Einsatz. (mit dpa)